Es ist 38 Meter hoch, 100 Tonnen schwer, benötigt drei Lastwagen zum Transport und verbreitet mit über 15 000 LED-Lämpchen buntes Licht auf der abendlichen Laurenzi-Messe: Das Schaustellerunternehmen Landwermann-Henschel ist in diesem Jahr zum vierten Mal mit einem Riesenrad auf dem Marktheidenfelder Volksfest dabei, zum zweiten Mal mit dem „Caesar's Wheel“.
Betreiber Peter Henschel sitzt in seinem Kassenhäuschen und verteilt die Chips. Rot für Erwachsene, gelb für Kinder. Zwei seiner Mitarbeiter lotsen die Festbesucher in die Gondeln. Dann geht es in die Höhe. Fünf Minuten lang dauert eine Fahrt.
Henschel kommt aus einer Schaustellerfamilie, ist gebürtiger Heidelberger. Von klein auf hat er das Leben auf Volksfesten miterlebt. 1974 machte er sich mit seiner Frau Kerstin als Schaustellerunternehmer selbstständig. „Wir reisten kreuz und quer durch Deutschland und Europa. Von Hamburg bis Dresden. Von Holland bis Frankreich“, erzählt der 67-Jährige.
Heute besteht das Unternehmen bereits in der fünften Generation. Nach Jahren des Herumreisens hat sich das Ehepaar nun aber etwas zurückgezogen. Die Henschels haben ihrer Tochter und dem Schwiegersohn den Vortritt gelassen. Auch die 19-jährige Enkelin arbeitet schon fleißig mit. „Früher haben wir Älteren ein Riesenrad betrieben und die Jüngeren eines. Da wir aber auch älter werden und kürzer treten wollten, haben wir uns vor ein paar Jahren zusammengetan und so ist die Firma Landwermann-Henschel entstanden“, erzählt der Schausteller.

Das 1989 erbaute „Caesar's Wheel“ ist nicht das einzige Riesenrad, das der Betrieb besitzt. Das größengleiche, jüngere „Movie Star“ wartet momentan auf seine Abfahrt zum Volksfest nach Landshut. Vergangenen Winter wurde das ältere der beiden Räder generalüberholt, von der Hauptwelle bis zum Antrieb, auch alle 15 000 Leuchten wurden auf LED umgestellt. „Nach 28 Jahren wurde das auch mal Zeit“, sagt Henschel. Investitionen von fast 200 000 Euro waren die Folge.
Mehrere Auf- und Abbauten pro Monat, Hunderte Kilometer über europäische Autobahnen, hohe Stromkosten, Standgebühren, dazu Verpflichtungen, Verordnungen und gesetzlichen Auflagen – das geht nicht spurlos an den Schaustellern vorbei. „Erst vor Kurzem ist eine neue TÜV-Norm herausgekommen, da müssen verschiedene Dinge verändert und verstärkt werden“, verrät Henschel. Sondergenehmigungen für den Transport, Routen- und Zeitplaner, die von der Polizei entworfen und gestellt wurden, dazu zahlreiche Anträge. „Du kannst da nicht machen, was du willst. Alles wird dir vorgeschrieben. Das kostet Nerven, aber auch Geld“, erzählt der Schausteller. Jeder Antrag, jeder Transport und jede TÜV-Abnahme bedeutet einen tiefen Griff in den Geldbeutel.

Doch die Schausteller-Familie lässt sich davon nicht unterkriegen, schließlich bedeuten ihnen die Riesenräder alles. Sie wollen, dass die Menschen Spaß haben. Besonders an spezielle Ereignisse erinnert sich Peter Henschel gern. „Einmal gab es einen Heiratsantrag ganz oben auf dem Riesenrad. Danach wurde dort auch noch mit Sekt angestoßen. Wir wussten vorher natürlich darüber bescheid“, erinnert er sich. Auch eine ganze Hochzeitsgesellschaft sei einmal mitgefahren: „Die kamen auf einmal und meinten, sie wollen jetzt etwas auf dem Riesenrad feiern.“

Fünf Minuten lang geht eine Fahrt, das sind sechs bis sieben Umdrehungen. Insgesamt hängen 26 Gondeln am „Caesar's Wheel“. Eine davon ist speziell gebaut für Rollstuhlfahrer. „Deutschlandweit gibt es nur noch ein weiteres Riesenrad mit solch einer Gondel“, erzählt Henschel stolz. Die Gondel bietet deutlich mehr Platz, sodass der Rollstuhlfahrer einfach hineinfahren und sofort in die Höhe starten kann.
Eine weitere Besonderheit der Riesenräder von Landwermann-Henschel: Sie sind für diverse Veranstaltungen zu mieten. Auch wenn sicherlich große Augen beim Kindergeburtstag garantiert wären, werden die Riesenräder hauptsächlich von Firmen für Betriebsfeste gemietet. So beispielsweise bereits von Porsche, Mercedes oder der REWE-Gruppe.
Nach den Tagen in Marktheidenfeld werden Henschel und seine Mitarbeiter das „Caesar's Wheel“ und die Wohnwagen zur Michaelismesse nach Miltenberg verfrachten. Nach fünf Stunden ist alles eingepackt und fertig für den Transport. Henschel wird wieder in seinem Kassenhäuschen sitzen und Chips verteilen. Rot für Erwachsene, gelb für Kinder.