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Fellen: In Fellen ist der Waldumbau angekommen

Fellen

In Fellen ist der Waldumbau angekommen

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    Christoph Kirchner (links) und Stephan Kühlwein inspizieren einen 70-jährigen Fichtenreinbestand im Fellener Privatwald, in dem vor acht Jahren erfolgreich ein Buchenunterbau eingebracht wurde.
    Christoph Kirchner (links) und Stephan Kühlwein inspizieren einen 70-jährigen Fichtenreinbestand im Fellener Privatwald, in dem vor acht Jahren erfolgreich ein Buchenunterbau eingebracht wurde. Foto: Jürgen Gabel

    Ab dem 18. Jahrhundert begannen die Waldbauern die Zusammensetzung der Wälder zu verändern. Sie forsteten viele Flächen mit Fichte und Kiefer auf, da diese Baumarten den hohen Bedarf am Rohstoff Holz schnell zu decken versprachen. Die Fichte entwickelte sich für viele Waldbesitzer zum Brotbaum. Sie ist einfach zu pflegen, liefert einen hohen Ertrag und ihr Holz kann vielseitig verwendet werden.

    Der zunehmend fortschreitende Klimawandel, begleitet von Stürmen mit immensen Windwürfen, langen Trockenphasen mit Absterben der Waldkiefer, nachlassende Niederschläge und massiver Borkenkäferbefall ließen in der Forstwirtschaft die Alarmglocken schrillen. Standortgerechte Mischwälder sind die beste Risikoabsicherung für den Erhalt und die Schaffung zukunftsfähiger, klimastabiler Wälder. Dies ist die zentrale Herausforderung der Forstwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten.

    Bereits seit vielen Jahren fällt dieser Appell des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) sowie das Bewusstsein der Waldbauern, etwas ändern zu müssen, in Fellen mit einem aktiven Waldumbau auf fruchtbaren Boden. Mit einer Offensive hat die Bayerische Forstverwaltung die Weichen für den gezielten Waldumbau gestellt. Zusätzlich wurde vor zehn Jahren das Brennpunktprojekt "Waldumbau und Klimawandel" ins Leben gerufen, um den Waldumbau in dieser Region nochmals proaktiv voranzutreiben. Unbestritten ist, dass die Fichte in Fellen, Aura und vielen anderen bayerischen Regionen ein Auslaufmodell und der Waldumbau dringlicher denn je ist.

    1844 die erste Fichte gepflanzt

    In einem Pressegespräch zogen Abteilungsleiter Christoph Kirchner und Amtsrat Stephan Kühlwein (beide AELF) nach zehn Jahren Bilanz. 2100 Hektar Privatwald und 426 Hektar Gemeindewald bei 260 Waldbesitzern gibt es in Fellen, die in der 1954 gegründeten ältesten Waldbesitzervereinigung des Spessarts ihr Holz vermarkten. Der Anteil der Fichte beträgt 50 Prozent und 30 Prozent der Flächen sind mit Kiefern bestockt. Nachweislich wurde 1844 in Fellen die erste Fichte gepflanzt.

    Der forstliche Berater Stephan Kühlwein zeigt dreijährige Buchensetzlinge im Fichtenvorbau, die ohne Zäunung gedeihen können.
    Der forstliche Berater Stephan Kühlwein zeigt dreijährige Buchensetzlinge im Fichtenvorbau, die ohne Zäunung gedeihen können. Foto: Jürgen Gabel

    Vor 2009 befand sich die Akzeptanz für die Notwendigkeit des Waldumbaus noch in einem bescheidenen Rahmen. Durch die Projektgründung zum September 2009 konnten bei den Sammelberatungen erste Erfolge verzeichnet werden. Besonders die Klimakarten, welche Baumart wo am besten gedeiht, zeigten Wirkung. Was im Jahr 2000 noch als gut geeignet bewertet wurde, entwickelte sich durch den Klimawandel bis zum Jahr 2010 als stark gefährdeter Standort. Rund 300 Hektar umbaudringliche Fichtenreinbestände könnten dank tragbarer jagdlicher Verhältnisse mittels Rotbuchen in der Regel ohne aufwendigen Zaunschutz verjüngt werden.

    148 Fördermaßnahmen seit 2012

    Den eingesetzten Projektleitern Rainer Droste und später Matthias Schleich gelang es, in den Vor-Ort-Beratungen die Waldbesitzer erkennbar zu sensibilisieren und das Bewusstsein zu stärken, bestätigten Kirchner und Kühlwein unisono bei der Exkursion durch den imposanten Forst. Im Rahmen des Projektzeitraums bis Ende 2011 konnten insgesamt knapp sieben Hektar Naturverjüngung, auf knapp sechs Hektar Buchenpflanzen eingebracht und auf einer Fläche von 22 Hektar Bestandspflege durchgeführt werden. Noch imposanter ist das Ergebnis ab 2012 bis heute: In 148 Fördermaßnahmen erfolgte auf fünf Hektar eine Naturverjüngung, auf 28 Hektar wurden Jungbuchen in die Fichtenbestände gepflanzt und 60 Hektar wurden durchgepflegt.

    Die beiden Forstmänner unterstrichen stolz mit der ausgezahlten Fördersumme von 302 823 Euro, dass der nötige Waldumbau in Fellen angekommen ist. 237 000 junge Buchen, 17 000 Traubeneichen und 9000 Weißtannen wurden in den Fichtenbeständen vorangebaut, die unter dem Schirm der Altbäume anwurzeln. Später können diese nach der Entnahme der Fichtenstämme die Führung des Bestands übernehmen und einen geschlossenen, neuen Waldbestand bilden.

    Verstärkte Beratung

    Begleitend ist festzustellen, dass auch die Pflanzung wie Pflege außerhalb der Förderkulisse infolge der verstärkten Beratung zugenommen hat. Ebenso sind starke Naturverjüngungsaufkommen auf ganzer Fläche zu registrieren. Kühlwein erklärte stolz, dass der Fellener Gemeindewald Vorbildfunktion genießt und bereits seit 40 Jahren Umbaumaßnahmen durchgeführt werden.

    Kirchner bezeichnete das bisher angefallene Kalamitätenholz als gering und mit der Fichte "ging es so halbwegs". Ursache sind die stabilen Böden, die windgeschützte Lage und Waldbesitzer, die beim Käferauftritt aktiv "am Ball" sind. Dank zahlreicher motivierter Waldbesitzer soll der Waldumbau in Fellen verstärkt und nachhaltig fortgesetzt werden, da zweifelsohne noch einiges zu tun ist.

    Informative Beratung ist jederzeit beim forstlichen Berater Stephan Kühlwein in der Forstdienststelle unter Tel.: (09356) 2401 oder vor Ort möglich.

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