Auch andere Röhrenpilze wie Maronen und Rotkappen haben Hochsaison, und wer die Plätze kennt, findet auch Pfifferlinge und essbare Täublinge. Gute Wachstumsbedingungen bietet das milde Klima zudem den Krause Glucken und den Holzpilzen, wie beispielsweise den Stockschwämmchen.
Wenig Würmer
Die Pilze sind zurzeit wenig verwurmt, weil die Fliegen durch den Dauerregen nicht so mobil sind und so ihre Eier nicht auf der Frucht ablegen können. Außerdem nutzen viele Tiere bei Trockenheit die Bodenfrüchte als Wasser- und Nahrungsquelle. Wenn das Gras so wie jetzt nass ist, sind sie darauf nicht angewiesen, erklärt Förster Stinzing.
Für ihn gibt es allerdings keinen Grund, jetzt gleich in den Wald zu stürmen und den Boden umzugraben. Denn "die Pilzsaison beginnt erst und dauert bei hoher Luftfeuchtigkeit und ausreichender Wärme noch bis Mitte September an."
Laut Stinzing sind die Spessartpilze nicht mit Cäsium belastet, sehr wohl aber mit Cadmium und Blei. Dies gilt vor allem für Röhren-, weniger für Stockpilze. Der Forstbeamte hat nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 regelmäßig Proben eingeschickt, um sie auf Rückstände prüfen zu lassen. Den gelegentlichen Pilzkonsum hält er für unbedenklich, so lange einige Regeln eingehalten werden.
Dazu gehört, dass man nur gut erhaltene Exemplare nimmt, die man eindeutig identifizieren kann. Ein rücksichtsvoller Sammler reißt den Stiel nicht aus dem Boden, sondern dreht ihn vorsichtig heraus oder schneidet ihn tief im Boden mit einem Messer ab. Im Korb landen nur sauber geputzte, madenfreie Exemplare. Alte und matschige bleiben stehen. Heute bereichern Pilze den Speiseplan der Liebhaber als Delikatesse. Niemand ist auf die "Schwammerl" als Nahrungsquelle angewiesen. In der so genannten "schlechten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war dies anders. Da durchstreiften besonders die Flüchtlinge und Vertriebenen die Spessartwälder auf der Suche nach Verwertbarem. Die Menschen aus dem Erzgebirge und aus Schlesien kannten die unterschiedlichsten Pilzsorten und wussten, wie man sie konserviert und wie man eine schmackhafte Pilzmahlzeit daraus macht.
Hitze gegen Fuchsbandwurm
"Bei der Zubereitung darf es in der Pfanne schon mal qualmen und zischen", empfiehlt der Fachmann. Längere Garzeiten und hohe Temperaturen töten die Eier des auch im Spessart verbreiteten Fuchsbandwurms ab. Einfrieren genüge als Vorsichtsmaßnahme nicht. Wichtig sei auch zu wissen, dass sich manche Pilze nicht mit Alkohol vertragen. Dies gilt beispielsweise für den Schopftintling, der jung genossen als guter Speisepilz gilt, zusammen mit Alkohol aber giftig ist.
Verfahren alle nach dem Vorschlag des Försters Stinzing, könnte es im Wald um Frammersbach demnächst sehr laut werden. Denn wenn die Bedingungen weiterhin gut sind, führt der Frammersbacher Verkehrsverein eine Pilzwanderung und ein mehrtägiges Seminar durch. Die Leitung übernimmt auch in diesem Jahr wieder Hans Hahn, der so dafür sorgt, dass das Wissen um die Köstlichkeiten aus dem Wald nicht ganz verloren geht.