Obwohl Heßlar ein vergleichsweise kleines Dorf ist, wird hier Fasching gefeiert wie bei den Großen. So zeigten die 76 Akteure in den insgesamt 16 Programmpunkten im Vereinsheim, welches immense Potenzial an Büttenrednern, Kabarettisten, Musikern und Tänzern vorhanden ist. Sitzungspräsident Thomas Vollmuth und das Prinzenpaar Julian I. und Simone I. konnten ein volles Haus begrüßen.
Gleich zu Beginn sorgte Lorenz Schech für die erste Rakete. Das junge Talent aus Heßlar trat als Bauherr auf und berichtete mit viel Reim und Witz über die Bauvorhaben im Dorf. Dabei gab er beispielsweise eine Bestellung für Handschuhe auf und nimmt da am besten gleich mal zwei linke. Angesichts seines souveränen Auftritts war es kaum zu glauben, dass es sich um seine Premiere in der Bütt handelte.
Für den ersten Tanz des Abends sorgten die „schrägsten Vögel, die Heßlar zu bieten hat“– die Dance Kids mit dem Motto Paradiesvögel. Mit ihren kreativen Kostümen passend zu ihrem Thema ließen die fünf Mädchen zu moderner Musik die Hüften kreisen. Schon die ersten beiden Programmpunkte zeigten, wie viel Wert die Heßlarer auf ihre Jugendarbeit legen und dass sich dies bezahlt macht.
Reinhold und Petra Münch demonstrierten den Zuschauern, wie so ein Frühstück in Heßlar abläuft. Bei Sprüchen wie „Ich weiß ich darf nicht so gemein zu dir sein – das hat die Natur ja schon erledigt“ hatten sie die Lacher auf ihrer Seite. Das Ehepaar hat schon 38 Jahre Bühnenerfahrung und ist ein eingespieltes Team. Dass in dieser Familie noch mehr Talente stecken, machte ihr Sohn Stefan deutlich: Er berichtete in Reimform von seinem Alltag als Busfahrer und Chauffeur des Bürgermeisters.
Besuch vom Pfarrer hatten die „Pappnasen“ vom Bauwagen Heßlar. Dem Geistlichen gefiel ihre Einstellung gegenüber der Kirche ganz und gar nicht. Ob seine Bekehrungsversuche gelangen? Die Jungs sind keine Kirchgänger, weil „die Sorte Mädels, die da rein gehen, obenrum zu alt und untenrum zu fromm“ sind. Georg Orth als Pfarrer setzte seine Stimme dabei so gekonnt ein, dass wohl kein Auge trocken blieb. Zu guter Letzt war der Pfarrer froh, als er sagen konnte: „So ein Glück, ich hab euch bekehrt – so ein Schluck Weihwasser ist halt doch was wert.“
Eine weitere Bekehrung gelang Faschingspsychiater Hati (Hartwig Vollmuth), der einen extremen Faschingsmuffel (Marc Sigmund) zur Therapie hatte. Da war hochprozentiger Schnaps durchaus hilfreich. Vor allem Marc Sigmund glänzte mit schauspielerischem Talent.
Eine Pause für die strapazierten Lachmuskeln bot der Tanz der Mittleren Garde. Die Mädchen, die ihren Tanz ganz ohne Trainerin einstudiert haben, entführten das Publikum in die Welt der Blumenmädchen.
Mit den „Muppets“ kam Western-Atmosphäre in den Raum. Der Sheriff (Thomas Vollmuth) traf sich mit zwei Cowboys (Julian Feser und Andreas Feser) im Saloon. Die Männer sangen zu altbekannten Melodien eigens geschriebene Texte. Auch der nächste Programmpunkt unterstrich, wie viele musikalisches Talent Heßlar zu bieten hat. Die Gruppe „Kuckuckseier reloaded“ dichtete bekannte Lieder um und sang beispielsweise „Atemlos durch den Wald“.
Fünf Bauern suchen eine Frau
Dass die Heßlarer obendrein auch heiße Junggesellen zu bieten haben, wurde beim nächsten Programmpunkt deutlich. In einem sehr aufwendig und kreativ gestalteten Vorspann, der detailgetreu wie bei „Bauer sucht Frau“ aufgebaut war, stellten sich die fünf Kandidaten vor. Dazu gehört beispielsweise der „dickbäuchige Daniel“, der neben seinem Mofa auch mal wieder an einer Frau rumschrauben möchte. Die fünf Bewerber auf der Bühne bekamen von Inka Bause (Franziska Weidner) die Briefe ihrer vermeintlichen Verehrerinnen überreicht. Diese Briefe kamen unter anderem auch von einer Mutter, die sonst nicht wusste, wie sie ihren Sohn kontaktieren kann.
Weiter geratscht wurde dann bei den Tratschweibern. Simone Kratochwil und Susanne Heller diskutierten über sehr beliebte Frauenthemen – Hochzeiten und Beziehungen in Heßlar.
Mit der großen Garde kam der Wilde Westen noch einmal in den Saal. Mit passenden Kostümen tanzten die Cowgirls und Saloon-Damen über die Bühne.
Sorge um den Bar-Konsum
Als Faschingsberater beobachtete Michael Kratochwil den besorgniserregenden Bar-Konsum beim Heßlarer Fasching, der seit 2011 stark rückläufig ist. Er arbeitete offenbar mit realen Zahlen, welche er mit Diagrammen in einer aufwendig erstellten PowerPoint-Präsentation veranschaulichte. Michael bewies sich als sehr talentierter Redner und sorgte mit Sätzen wie: „Auf Facebook berühmt zu sein ist in etwa so wie im Kindergarten den Größten zu haben. Ist zwar schön, bringt aber nichts“ für viele Lacher.
Zum Abschluss gab es noch etwas für die Augen. Das Männerballett sorgte mit seinem Tanz „Boxer und ihre Ladies“ für eine super Stimmung, ehe der Abend mit dem großen Finale ausklang.