Es sei im heutigen TV- und Computerzeitalter nicht einfach, sich mit einem traditionellen Zirkusprogramm über Wasser zu halten, erklärt der 53-Jährige. Immerhin müssen 50 Personen von den Einnahmen leben, dazu kommen die Auslagen für Kfz-Steuer, Versicherungen, Energie und Futter für die 50 Tiere. Dann gibt es noch unvorhergesehene Zwischenfälle: Schubert zeigt auf die am Rand des Platzes geparkte Zugmaschine. Sie hat auf dem Weg von Hammelburg nach Gemünden ihren Geist aufgegeben.
„Jetzt suchen wir auf die Schnelle einen neuen Motor oder jemanden, der die alte Maschine noch reparieren kann“, sagt Schubert. Das hat jedoch Zeit, denn zuerst muss das Zelt stehen. Während Schubert das sagt, ist er schon unterwegs zu den beiden Helfern, die mit einem Presslufthammer die 120 Zentimeter langen Erdnägel für die Spannseile in den Boden rammen.
Platz für 1200 Zuschauer
Das in Italien gefertigte Rundzelt mit 36 Metern Durchmesser bietet 1200 Zuschauern Platz und wird mit 80 Nägeln verankert. „Normalerweise rechnen wir eineinhalb Tage für den Aufbau, aber wegen der Sondervorstellung werden wir die Nacht durcharbeiten“, gibt sich der Chef optimistisch, den Zeitplan einzuhalten. Den Platz auf der Lindenwiese hält Schubert für sehr geeignet, wenn er auch lächelnd bemerkt, dass einige seiner 24 Fahrzeuge erst nach Absenken des Reifendrucks durch die niedrigen Brückenbogen passten.
Viele Ermäßigungsgutscheine
Für die Premiere am gestrigen Donnerstag und die weiteren Vorstellungen täglich bis zum Montag, 1. Oktober, jeweils um 15 Uhr, Freitag und Samstag zusätzlich um 19 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr, hofft Schubert auf regen Zuspruch. Die Werbetrommel dazu habe der Zirkus kräftig gerührt und unter anderem zahlreiche Ermäßigungsgutscheine in der Region verteilen lassen. Bei der letzten Vorstellung am Montag, dem Familientag, kostet der Eintritt auf allen Plätzen fünf Euro. Das Programm sei bunt gemischt, so der Chef: „Bei uns tritt eine neue Generation von jungen Artisten im Alter von fünfzehn bis neunzehn Jahren auf, die viel Akrobatik ins Programm bringt.“
Tierdressur und Feuerspucker
Daneben sind während der zweistündigen Vorführungen unter anderem Clowns, Jongleure, Feuerspucker und Tiere zu sehen. „Wir haben relativ wenig Tiere, aber ganz ohne Tiere geht es nicht, das gehört zur Zirkustradition“, sagt Schubert, der selbst in der Manege eine Dressur mit schwarzen Araberpferden zeigt.
Auf die erste Vorstellung freut sich Schubert immer besonders, wenn mit den Zauberworten, „Manege frei“ die Anspannung abfällt und Mühen und Sorgen für zwei Stunden vergessen sind – bei den Artisten wie beim Publikum.