Für den ersten Einsatz als Feldgeschworener hätte man ihm wahrlich besseres Wetter gewünscht: Es war Aschermittwoch am frühen Nachmittag, als der exakt zwei Wochen zuvor vereidigte Feldgeschworene Justus Hofmann mit seinem Obmann Vinzenz Stegerwald und Mitarbeitern des Vermessungsamts Lohr in der Karbacher Flur bei peitschendem Schneeregen unterwegs war.
"Kein Problem", erklärt der erst 21-Jährige angesichts dieses Wetters. Doch wie kommt es überhaupt, dass ein solch junger Mann in den Kreis der Feldgeschworenen aufgenommen wird? Landläufig stellt man sich unter einem "Siebener" wohl eher einen älteren Herrn vor.
Besitz von Feld ist nicht Voraussetzung
"Ein Feldgeschworener wird von den Feldgeschworenen ausgesucht", erklärt Vinzenz Stegerwald, der dem Karbacher Gremium seit 1992 angehört und seit 2006 dessen Obmann ist. Bereits vor etwa zwei Jahren habe ihn Ludwig Hain, der den aktiven Dienst aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr versehen kann, gebeten, einen Nachfolger zu suchen. Deshalb habe man sich im Kreis der Siebener Gedanken gemacht, wer dafür in Frage kommt.

"Wir wollten jemanden, der jünger als 50 ist", verrät Stegerwald mit einem Schmunzeln und fügt an, dass der Besitz von Feld keine Voraussetzung für das Amt sei. "Wichtig ist vielmehr, dass sich jemand für die Aufgabe interessiert und einen Bezug zur Natur hat." Und so schlug einer der Siebener den 21-jährigen Justus Hofmann vor, der in Altfeld eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner absolviert.
"Im Januar wurde ich gefragt, und ich habe mich dann ziemlich schnell entschieden", berichtet Hofmann. Er gibt zu, dass er sich anfangs schon ein bisschen gewundert habe, weshalb die Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen war. Freilich habe er sich auch mit seinen Eltern besprochen. "Die Entscheidung habe ich aber selbst getroffen", verkündet der 21-Jährige voller Überzeugung und erläutert auch gleich seine Beweggründe. "Durch meinen Beruf besteht schon eine leichte Verbindung und außerdem interessiere ich mich dafür." Dazu komme auch, dass er sich gerne im Ort engagiert. Denn der Karbacher spielt nicht nur im örtlichen Fußballverein, sondern ist auch bei der Feuerwehr aktiv.
Das Siebenergeheimnis muss lebenslang gewahrt werden
Nachdem am 13. Februar im Rahmen der Gemeinderatssitzung die offizielle Vereidigung stattgefunden hatte, besuchte der neue Feldgeschworene nur zwei Tage später bereits eine Schulung mit dem Leiter des Lohrer Vermessungsamts, um mit den Aufgaben und Pflichten des neuen Ehrenamts vertraut zu werden.
Gibt es denn auch gewisse Rituale, die ein Feldgeschworener durchlaufen muss? "Beim Grenzgang wird er traditionell gestaucht", weiß Stegerwald und erklärt, dass das neue Mitglied dazu vom Obmann auf einen Stein gesetzt und fotografiert wird.
Und was hat es mit dem Siebenergeheimnis auf sich, das ein Feldgeschworener bis an sein Lebensende wahren muss? "Das erfährt er erst, wenn wir gemeinsam den ersten Grenzstein setzen", erklärt Stegerwald mit einem Lächeln. Bis dahin dauert es allerdings noch ein bisschen, denn derzeit steht erst einmal die Vermessung an der neu ausgebauten Staatsstraße 2299 auf dem Programm.
FeldgeschworeneFeldgeschworene wachen über die Grenzen und unterstützen das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, wie das Vermessungsamt heute offiziell heißt. Sie üben das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern aus. Sie sind zur gewissenhaften und unparteiischen Tätigkeit sowie zur Verschwiegenheit und Bewahrung des Siebenergeheimnisses durch Eidesform auf Lebenszeit verpflichtet. Das Mindestalter ist 18 Jahre.