Aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen ist der Karli am Montag in der Gemündener Stadtratssitzung. Da gab's einen Intensivkurs zur heimischen Fauna und Flora. Der Karli dachte immer, das Leben in den unergründlichen Tiefen des Meeres oder in den empfindlichen Tropenwaldgefügen sei kompliziert – nein, die Aufstellung eines landschaftspflegerischen Begleitplans zur Kompensation der durch die Neuordnung der Verkehrsverhältnisse in Gemünden bedingten Eingriffe in die Natur ist es auch.
Die durch den Straßenbau entstandenen Schäden an der Landschaft müssen, so gut es geht, repariert werden. In Absprache mit der Unteren und der Oberen Naturschutzbehörde legt ein Landschaftsarchitekturbüro genau fest, wo eine Schwarzerle, wo eine Bruchweide und wo eine Hundsrose zu pflanzen sind, wo Stauden, Kräuter und Gräser gedeihen sollen. Und da kommt der Ameisenbläuling ins Spiel.
Es handelt sich dabei um einen seltenen und streng geschützten eher unscheinbaren Schmetterling. Den hat man zwar rund um die Großbaustelle Mainbrücke noch nicht gesichtet, aber das soll sich dank allerlei Anstrengungen ändern. Dazu bedarf es, so war in der Stadtratssitzung zu lernen, des Wiesenknopfes. Den gibt es in großer und kleiner (Pimpinelle) Ausführung.
Der Samen des Wiesenknopfs aus der Familie der Rosengewächse soll in großem Stil auf den Nachbarwiesen geerntet und zur Anpflanzung genutzt werden, weil ihn Insekten lieben. Der Ameisenbläuling beispielsweise legt seine Eier in die Blüte. Die wird dann von den Raupen aufgefressen, die sich, wenn nichts mehr da ist, zu Boden fallen lassen, dort den Geruch von Ameisen annehmen, von denen sich die Raupen in deren Bau schleppen lassen, um dort undankbarerweise die Ameisenlarven zu fressen. Nach der Verpuppung zum Schmetterling muss sich der Ameisenbläuling allerdings schleunigst aus dem Staub machen, weil er sonst seinerseits von den Ameisen gefressen wird.
Bei dieser Lebensweise kann man verstehen, dass dieser Schmetterling selten ist. Wenn die Anzucht in Gemünden gelingt, wird man ihn vielleicht öfter sehen: auf den Windschutzscheiben der Autos auf den vorbeiführenden Straßen.
Wieder einmal hat der Karli Keiler einen Urlaubsgruß erhalten, diesmal vom Armin Stichel aus Langenprozelten, der zurzeit Urlaub in Kanada macht.
Dort hat er diesen prachtvollen Verwandten vom Karli getroffen. Ausnahmsweise versichert nicht der Stichels Armin, sondern der Schwarzkittel ihm, und zwar dass er sich sehr gefreut hat über den Gruß. Möge er gut erholt heimkommen!