Die sagenhaften Orte liegen von Haßfurt aus mainabwärts bis Aschaffenburg. In Main-Spessart macht das neue Buch „Maingeister – Sagen aus Unterfranken neu erzählt“ Halt in Karlstadt. Es berichtet von überlieferten Sagen und Erzählungen, die sich um einen wahren historischen Kern ranken. Die Autorin für Karlstadt ist Barbara Wolf, die gleich mit vier Geschichten im Buch vertreten ist.
Nur ihre Erzählung „Die Schwei-gerose“ spielt in Karlstadt. Die anderen vier, die Wolf für das Buch aufbereitet hat, sind in Würzburg angesiedelt. „Der Herausgeber Kurt Neubauer bat mich, gleich eine Sagentrilogie zu verfassen, weil in ihnen Julius Echter im Mittelpunkt steht“, erzählt Barbara Wolf im Gespräch mit der Main-Post. Die vierte Erzählung rankt sich um die Türme der Würzburger Kirche St. Burkard.
Die 59-Jährige berichtet, wie Neubauer auf sie kam. „Er fragte an beim Autorenkreis Main-Spessart, ob wir uns mit Sagen am Buch beteiligen könnten.“ Trotz mehrerer Themeneingaben anderer Autorenkreis-Mitglieder entschied sich Neubauer nur für Wolfs Manuskript „Die Schweigerose“. Die Leiterin des Kreises vermutet: „Das Buch sollte wohl nicht so karlstadtlastig werden.“ Der Karlstadter Sage zugrunde liegt die sogenannte Schweigerose im heutigen stattlichen Fachwerkanwesen der Brüder Rudolph am Marktplatz 6. Die Restaurierung um 2000 brachte in einem Raum, geschützt unter Brettern, eine Rose zum Vorschein, die etwa 400 Jahre alt ist und den Spruch trägt: „Waß geredt würdt under der Rosen, dass jeman nidt wirdt redenn oder kossenn. Johannes S“.
Barbara Wolf rankt um diese reale Deckenbemalung ihre Geschichte, in der Fürstbischof Julius Echter 1586 nach Karlstadt kommt, um die Katholiken und Abtrünnigen nach der Reformation wieder auf Linie zu bringen. Ihm war zugetragen worden, dass es eine besondere Decke im Handelshaus gegenüber dem Rathaus gibt, die ihn neugierig macht und die Herren der Stadt ins Schwitzen bringt. Unter dieser Rose treffen sie Entscheidungen, die nicht nach außen und schon gar nicht bis zum Bischof dringen sollen. Barbara Wolf erzählt die Geschichte spannend. Sie lässt den Leser bis zum Höhepunkt der Fürstbischofsvisite mit den Karlstadter hohen Herren zittern.
Wolf blieb auf Wunsch des Herausgebers Kurt Neubauer bei Echter und schrieb die Trilogie „Das Testament und drei Zitronen“, „Julius Echter und seine Kinder“ und „Das Juliusspital unter höherer Obhut“ sowie „Die steinernen Türme von St. Burkard“. Zugrunde liegt in den Echter-Geschichten seine Spitalstiftung und die Universitätsgründung.
Die zehn Autoren um den Herausgeber Kurt Neubauer, der die Erzählungen reich illustrierte, mussten selbst recherchieren. Die 38 Sagen kommen aus Städten am Main.
„Maingeister – Sagen aus Unterfranken neu erzählt“, 24,80 Euro, (ISBN: 978-3-940594-41-9).