Gut 20 000 Karpfen werden in dem Fischzuchtbetrieb im Hafenlohrtal, den Grimm zusammen mit seiner Schwester Monika Nolda betreibt, jedes Jahr in den Tagen vor Weihnachten geschlachtet. Eigentlich gehört der Friedfisch (Cyprinus Carpio) ja nicht zum Kerngeschäft des Familienunternehmens, widmet man sich in der Forellenzucht Hoch-Spessart doch mehr der Aufzucht und dem Verkauf von Forellen und Saiblingen. Mit einer Teichfläche von 3,5 Hektar und einer Jahresproduktion von rund 200 Tonnen Fisch zählt der Betrieb zu den größten seiner Art in Bayern.
Schwimmen vor der Schlachtung
In der Vorweihnachtszeit sorgen die Karpfen für einen erklecklichen zusätzlichen Umsatz. Allerdings stammen die Tiere nicht aus eigener Zucht. In speziellen, bis zu 30 Tonnen schweren Tankwagen werden die Fische lebend vorwiegend aus dem Aischgrund ins Hafenlohrtal geliefert, wo sie zunächst in verschiedenen Becken weiter schwimmen dürfen.
Je nach Bestellung beginnt jedoch das große Schlachten. "Mit sechs Mann schlachten wir pro Stunde bis zu eineinhalb Tonnen Karpfen", erzählt Grimm. Das entspricht rund 1250 Fischen. Per Stromschlag werden die Tiere getötet.
Danach ist Arbeitsteilung alles: Aufschneiden, Ausnehmen, Auswaschen, Verpacken. Nur ein kleiner Teil der Fische wird filetiert. Die Ausbeute sei beim Karpfen zu gering, der Aufwand zu hoch, erklärt Grimm
Geschlachtet werden die Tiere am Abend, danach geht es in die Kühlung. Am nächsten Morgen um vier Uhr beginnt die Auslieferung. Zwar verkauft Grimm die Karpfen auch einzeln und beliefert außerdem Wochenmärkte und Gasthäuser, der Hauptabnehmer sind jedoch etliche Filialen einer Supermarktkette im Rhein-Main-Gebiet und in Würzburg. Dort sind die Karpfen dann für sieben Euro pro Kilo zu haben. Beliebt seien die Weihnachtskarpfen nicht zuletzt bei Russlanddeutschen, weiß Grimm. Gerade in Osteuropa sei der Fisch traditionell das Gericht für Heiligabend.
Starker Fischmonat
Die Nachfrage nach Karpfen für Weihnachten und Silvester mache den Dezember zu einem "richtig starken Fischmonat". Die verkaufte Menge sei seit Jahren konstant. Lediglich die Diskussion um den Rinderwahnsinn habe vor Jahren bei der Nachfrage für einen "Riesenzacken nach oben" gesorgt. Der Wirbel um die Vogelgrippe hingegen habe sich bei den Fischen bis jetzt kaum verkaufssteigernd ausgewirkt.

Grimm selber isst übrigens "mindestens einmal in der Woche" Fisch. Davon, dass einem der ständige Umgang mit Fischen den Appetit auf diese vergehen lassen könnte, hat er noch nichts gemerkt. Allerdings kennt der Fischwirtschaftsmeister Kollegen, die gar keinen Fisch essen. Verstehen kann er das nicht: "Das, was ich verkaufe, muss mir auch schmecken", sagt er. Anders ausgedrückt: Der Fischzüchter muss wissen, ob der Fisch was taugt.