Ist ein Dorf eine Heimat mit Zukunft? Die Frage stellt sich angesichts vieler leer stehender oder ungenutzter Gebäude in den Ortskernen vor allem ländlicher Gebiete. Machtilshausen ist da keine Ausnahme. Antworten gab es bei einem Infoabend im Schreinersch-Haus.
German Zier, Vorsitzender des Vereins für Gartenbau, Brauchtums- und Heimatpflege Machtilshausen, Zier und Markus Stockmann, Chef des Obst und Gartenbauvereins Elfershausen, hatten zum Thema Martin Wölzmüller vom Heimatverein Bayern und Innenentwicklungs-Managerin Verena Mörsner vom Landratsamt als Fachreferenten geladen.
Wölzmüller hatte im Vorfeld bereits eine Führung vor Ort begleitet und war wohl vor allem vom restaurierten Schreinersch-Haus beeindruckt: „Ich habe Angst bekommen vor dem, was ich ihnen noch sagen soll. Sie haben bestens gearbeitet.“
Der Gast sagte aber auch: „Wir müssen uns persönlich einsetzen – ökonomisch, schöpferisch und sozial – und realitätsferne Träume gesellschaftsfähig machen“.
„Schauen sie sich an, was noch fehlt und packen sie an“, ist natürlich leichter gesagt als getan. Denn jeder, der ein Sanierungsprojekt realisiert hat, weiß um hohe finanzielle und bürokratische Hürden, die zuweilen guten Willen abwürgen.
Eine Absage erteilte der Heimatpfleger den „Dirndl- und Lederhosen-Folklore-Dörfern“ und dem Umgang mit der Heimat als „Gute-Stube-Rückzugspunkt, wenn draußen die globalen Stürme brausen“. Wer seinen Platz finden wolle, müsse sich selbstredend mit der Geschichte der Heimat auskennen. Er müsse selbst ein Stück Geschichtssubstanz werden, denn „Heimat ist da, wo wir unsere Spuren hinterlassen“.
Artfremde Baustile
Lebensqualität entsteht durch viele, kleine Maßnahmen, nicht durch die Sensationen von Stararchitekten, glaubt der Münchner, der auch die „Bauruinen Mehrzweckhallen“ ins Abseits verwies. Ein Dorn im Auge sind ihm artfremde Baustile, wie nachempfundene, römische Villen oder gar Behausungen, die mehrere Baustile miteinander „vereinen“.
Auch die Konsequenzen der Energiewende geißelte Wölzmüller: Windräder vor historischen Kulissen und von Solarfeldern verdeckte Dächer. Die Gewinnung alternativer Energie will er nicht verbieten, doch verträglich gestaltet wissen: „Wenn Energiewende, dann müssen wir alle mitentscheiden und mitverdienen dürfen.“
Die Möglichkeiten der Innenentwicklung und des Flächenmanagements zeigte Verena Mörsner auf. Für sie sind ökologische und demografische Veränderungen wie der strukturelle Wandel in der Landwirtschaft, die Abwanderung zu Arbeitsstätten und die Eigentumsbildung in Neubaugebieten die Gründe für die Verödung der Ortskerne. Die Diplom-Ingenieurin für Freiraumplanung ist für Kommunen wie für Bauherren beim Landratsamt Bad Kissingen erreichbar.
Kreisfachberater Dieter Büttner und German Zier lagen auf einer Linie mit der Aussage, dass Baugesetze häufig gegen Vorhaben der Restaurierung stehen. Zier, der einfache Regeln zur Zusammenlegung von kleineren Grundstücken forderte, favorisierte zudem die Dorferneuerung als probates Mittel.
Zukunft liegt im Ortskern
Der stellvertretende Bürgermeister von Wartmannsroth, Kurt Selbert, nannte die Innerortsbebauung „die Zukunft unserer Dörfer“. Allerdings hätten die Kommunen relativ spät mit dem Umdenken begonnen.
„Der Markt Elfershausen muss sich in Machtilshausen nicht verstecken“, glaubt Volker Partsch, der einige Projekte im Ort aufzählte. Doch auch er ist der Meinung, dass die Dorferneuerung das richtige Instrument gegen die Ortskern-Verödung ist. „Wir müssen weg vom Stückwerk und hin zum Ganzen.“