Vor wenigen Wochen erfüllte sich eine Befürchtung von Gemeinderat Wolfgang Kübert: Ein kurzer Regenschauer war so heftig, dass laut Augenzeugenberichten Kanaldeckel in der Trieb- und Pillenbergstraße angehoben wurden sowie der "Untere Trieb" komplett mit Wasser bedeckt war. Das Wasser lief auch in die Garage und den Keller eines Anwesens, sodass sogar die Feuerwehr helfen musste. Mehrfach warnte Kübert vor Starkregenereignissen, auch wegen katastrophalen Überflutungen in diesem Jahr etwa in Kitzingen und Reichenberg.
In der Juli-Sitzung des Rates beantragte er eine Risikoanalyse zum geplanten Wohngebiet Mausberg IV. Dabei sollte es um im Falle eines Starkregenereignisses möglicherweise fließende Wassermengen und eventuell abrutschendes Erdreich aus dem oberhalb des Gebiets liegenden Waldstück gehen. Wassermassen könnten Gefährdungen und Schäden wie überflutete Keller verursachen, Erdreich gar Leib und Leben gefährden und zu Zerstörungen führen, so seine Befürchtungen.
Die Bauabteilung der Verwaltungsgemeinschaft Zellingen antwortete darauf, eine hydraulische Berechnung der Kanalisation werden über die "Bayerngrund" im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens beauftragt. Die daraus folgende Dimensionierung der Entwässerung werde eine Gefährdung private Baugrundstücke bei normalen Regen ausschließen, so die Häuser entsprechend gebaut werden (mit Rückstauklappen und Kontrollschacht). Laut einer Risikobewertung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt sei der Regenwasserabfluss aus dem Wald mit "stark bis mäßig" eingestuft. Mit ausreichend dimensionierten Entwässerungsanlagen ergäben sich bei Starkregenereignissen zwar erhöhte Gefahren, die aber nicht als lebensbedrohlich oder -gefährdend einzustufen seien. Eine Risikoanalyse sei erst sinnvoll, wenn sich nach Erschließung des Baugebietes bei stärkeren Regen Handlungsbedarf abzeichne.
Dazu sagte Wolfgang Kübert, er wolle gerade eine Risikoanalyse vor Beginn der Erschließung, weil Nachbesserungen oft schwierig bis unmöglich seien. Er habe von Eigentümern gelesen, die Probleme mit Elementarversicherungen und jahrzehntealten Planungsfehlern hätten.
Felicitas Sattel folgerte, da wäre im Prinzip eine Risikoanalyse für den ganzen Ort nötig. Harald Gangl gab zu bedenken, dass im Endeffekt jeder Hang und jeder Fluss ein Risiko wäre. Er fragte, ob etwa ein Schutzwall gebaut werden soll. Anderenorts habe zudem teuer gebauter Schutz versagt. Die zweite Bürgermeisterin Marie-Luise Schäfer bemerkte, das Wasserwirtschaftsamt werde ja auch Stellung zur Planung beziehen. Letztlich wurde der Antrag für eine Risikoanalyse im Juli mit drei zu acht Stimmen abgelehnt.
In der August-Sitzung beantragte Wolfgang Kübert aufgrund der Ereignisse vom 12. Juli, die vom Gemeinderat verschobene hydraulische Berechnung der Abwasserkanäle im gesamten Ort noch in diesem Jahr zu beauftragen. Zudem solle die Verwaltung mit den zuständigen Behörden klären, in welchen Abständen die Abwasserkanäle sinnvollerweise mit Kameras befahren werden sollten. Über diese Anträge wurde nicht abgestimmt: Laut Bauabteilung wurde die hydraulische Berechnung aller Ortskanäle im Zuge der Bearbeitung des Bebauungsplane "Mausberg IV" im Juni von "Bayerngrund" an das Ingenieurbüro Arz vergeben. Die Kanäle sind laut der Eigenüberwachungsverordnung Bayern alle zehn Jahre einer eingehenden "Sichtprüfung" (mit Kameras) zu unterziehen. Zuletzt geschah das im Sommer 2019 durch die Firma Barthel, mit Auswertung durch das Ingenieurbüro Köhl, was insgesamt 78.000 Euro kostete.
Allerdings erklärte Bürgermeister Herbert Hemmelmann auch: "Ich werde eine Kamerabefahrung für den Kanal im Bereich Pillenberg- und Triebstraße in Auftrag geben. Viele Jahre gab es keine Probleme, jetzt zweimal in 14 Tagen, da stimmt etwas nicht." Er vermutet eine Verstopfung durch Fremdkörper.