Viele Gläubige und zahlreiche Vertreter aus kirchlichen und politischen Gremien feierten in Marienbrunn die Weihe der Kirche Sankt Barbara in Marienbrunn vor 150 Jahren und das 100-jährige Jubiläum der Kirchenorgel. Den feierlichen Festgottesdienst hielt Weihbischof Ulrich Boom aus Würzburg, musikalisch umrahmt vom Bläserensemble Marktheidenfeld und der Chorgemeinschaft Glasofen/Marienbrunn. Die Orgel spielte Franziska Lang.
Schon vorher stand an dieser Stelle eine Kapelle. Bis in die nahe Gegenwart ist eine wechselvolle Geschichte mit dem Ort verbunden. Die Kapelle wurde baufällig, wurde renoviert, neu gebaut, umgebaut und vergrößert. Die größte Veränderung kam wohl Mitte des vergangenen Jahrhunderts 1958/1959 mit dem Turm und der Erweiterung für die Gläubigen, die als Flüchtlinge und Vertriebene in den Westen kamen.

Weihbischof Ulrich Boom zog in seiner Festansprache Parallelen zur Gegenwart. 1869 war eine turbulente Zeit, der Vorabend des französischen Krieges 1870/1871. Auch kirchlich war viel in Bewegung. Am 8. Dezember 1869 wurde das erste Vatikanische Konzil eröffnet, aber wegen des Kriegsbeginns nach gut einem Jahr auf unbestimmte Zeit vertagt. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie begegnet die Kirche der Moderne und damit dem Zeitgeist? Wer sagt, wie es weitergeht? In dieser Zeit wurde eine kleine, eher unscheinbare Kirche am Eingang zum Spessart geweiht.
Kirche als Zeichen der Hoffnung
So könne jede Kirche ein Zeichen der Hoffnung in der Unbeständigkeit der Zeit sein, machte Weihbischof Ulrich Boom deutlich und zeigte dies an drei Punkten auf: 1. Kirche als Ort der Gegenwart Gottes: Eine Kirche sei sozusagen der neutrale Raum, der Gott gehöre und nicht den Menschen. "Er ist der Vater aller Menschen und wir seine Kinder und somit alle Schwestern und Brüder in all unserer Unterschiedlichkeit," so Boom. 2. Kirche als Ziel des Lebens: "Ziel ist das himmlische Jerusalem. Das Leben endet nicht im Nichts, sondern bei Jesus, von dem alles Leben kommt und zu dem alles Leben geht. Er ist das Leben in Fülle. Bei ihm findet man Liebe und Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit", so Boom. 3. Kirche als Wegstation: Das pilgernde Volk könne mit Freuden und Hoffnungen, mit Trauer und Ängsten bei Gott einkehren und zur Ruhe kommen. Die Kirche sei weit mehr als nur der Ort für den Gottesdienst. Sie sei besonders auch der Ort für persönliche Sorgen und Nöte, aber auch für persönlichen Dank und die persönliche Stärkung des Glaubens.

Ulrich Boom appellierte an die Gläubigen: "Wir brauchen keine Angst vor der Zukunft zu haben. Was wir erhoffen ist stärker als all das, was wir für die Zukunft befürchten." Für ihn ist das Vermögen der Kirche vor Ort und weltweit, das Vertrauen in Gott.
Reinhard Wolz, als Vertreter der Kirchengemeinde, dankte in seinen Worten allen, die sich immer wieder in den Dienst der Kirche stellen. Er zeigte sich überzeugt, "dass die Grundmauern der Kirche fortbestehen werden, aber im Inneren immer wieder Veränderungen möglich und nötig sind."
Mit einem Festzug zogen die Gläubigen anschließend in das Bürgerhaus und feierten dort Kirchweih und Erntedank zugleich.
