"Wohin mit dem Klärschlamm?" ist eine Frage, auf die jeder Kläranlagenbetreiber eine Antwort braucht. Für den Abwasserzweckverband Zellinger Becken lautet sie "ins Zementwerk der Firma Schwenk in Karlstadt". Der Klärschlamm aus der Kläranlage in Retzbach kann allerdings nicht einfach so dort angeliefert werden, dazu ist ein Vertrag mit der Firma Bayernwerk Natur GmbH (ehemals Südwasser GmbH)e nötig. Diesen verlängerte der Verband nun schon zum fünften Mal. Der Nachtrag zum Vertrag aus dem Jahr 1998 gilt für sechs Jahre.
"Dem Zweckverband ist an einer weiteren Zusammenarbeit sehr gelegen, da der Transport zum Zementwerk Schwenk in Karlstadt die ökologisch sinnvollste Lösung darstellt und die Zusammenarbeit Kläranlage – Südwasser – Schwenk reibungslos geklappt hat", erklärte der Vorsitzende Herbert Hemmelmann. Bekanntlich nutzt das Zementwerk den Klärschlamm als Sekundärbrennstoff für die Zementherstellung. Es handelt sich also um eine thermische Verwertung.
Weil das Angebot befristet war, wurde der Nachtrag schon im November 2020 unterzeichnet, auch um die relativ günstigen Preise zu sichern. Der Entsorgungspreis beträgt ab 18. November diesen Jahres 69 Euro je Tonne Klärschlamm netto und steigt danach jährlich um einen Euro auf bis 74 Euro je Tonne im Jahr 2026. Bezugsgröße ist dabei Klärschlamm mit 30 Prozent Trockenrückstand.
In der Kläranlage des Abwasserverbands fallen jährlich rund 12 000 Kubikmeter Faulschlamm aus dem Faulturm an. Diese sind mit drei Prozent Trockensubstanzgehalt eher wässerig. Auf die 30 Prozent Trockenrückstand werden sie mit Hilfe von Flockungsmitteln und einer Zentrifuge entwässert, so dass rund 1200 Tonnen verwertbarer Klärschlamm entstehen.
Verschleiß der Schnecke
Abwassermeister Thomas Hemmelmann berichtete dem Ausschuss von der letzten Überprüfung und Reparatur dieser Zentrifuge. Nachdem ein deutlicher Verschleiß der Schnecke entdeckt wurde, habe er einen Transport der Maschine zur Firma Geißel Maschinenbau in Eibelstadt erreichen können. Der Verschleiß habe bis fünf Millimeter an den Schneckenwindungen (Stegen) im konischen Bereich betragen, das sei durch Aufschweißen, Schleifen und Auswuchten repariert worden. Nun laufe die Zentrifuge wieder wie neu. Das Ergebnis sei weit besser als bei früheren Reparaturen durch eine Firma in Hamburg. Erklären lässt sich der massive Verschleiß durch den im Klärschlamm enthaltenen Sand und der Betriebsdrehzahl von 4000 Touren.
Einstimmig genehmigt wurde von der Verbandsversammlung eine Rechnung der Firma Separ Chemie aus Ahrensburg über 2000 Liter Flockungsmittel für die Schlammentwässerung zum Preis von 4750 Euro aus dem Dezember 2020. Das reicht laut Abwassermeister für ein viertel Jahr. Inzwischen könne er diese Menge zum früher verhandelten Preis für die Jahresmenge bestellen. Deren Lagerung brauche nicht nur viel Platz, das Mittel verliere bei so langer Lagerung auch an Wirksamkeit.
Angesichts der winterlichen Wetterlage mit Schneefall und in Folge viel kaltem Salzwasser von den Straßen fragte Retzstadts Bürgermeister Karl Gerhard, ob das in der Kläranlage Probleme mache. Das bejahte Abwassermeister Thomas Hemmelmann. Problem sei die höhere Dichte des kalten Tauwassers. Dieses "falle" am Einlauf schneller und tiefer ins Nachklärbeckens und wirbele dadurch den am Boden abgelagerten Klärschlamm auf. In den letzten Tagen habe er darauf auch nachts durch die Einleitung von Flockungsmittel reagieren müssen, um zu verhindern, dass der aufgewirbelte Klärschlamm über den Ablauf im Main landet.
Corona-Risiko unklar
Nach dem Risiko für das Kläranlagenpersonal durch in den Ausscheidungen von Erkrankten nachgewiesenen Corona-Viren fragte Wieland Gsell aus Zellingen. Wie gefährlich das ist, sei noch nicht klar, antwortete Thomas Hemmelmann. Da Abwässer aber auch andere krankmachende Bakterien und Viren enthalten können, achteten alle Mitarbeiter von Kläranlagen schon immer und im eigenen Interesse auf einen entsprechenden Arbeitsschutz.