„Meisterhaft, herausragend, einfach wunderbar“ – die Stimmen aus dem Publikum waren sich in ihren Einschätzungen einig, als das Konzert des Akademischen Orchesters Würzburg unter Leitung von Markus Popp in der katholischen St.-Josef-Kirche zu Ende gegangen war. Knapp 300 Zuhörer hatten drei großartige Werke osteuropäischer Komponisten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts miterleben können, die mit ihren Tonschöpfungen Geschichten und teilweise sogar politische Forderungen ausdrücken wollten.
Dekan Hermann Becker hatte die rund 70 jungen Musiker aus unterschiedlichen Fakultäten der Uni Würzburg, verstärkt durch einige professionelle Kollegen aus den Reihen des Philharmonischen Orchesters, zu ihrem Auftritt aus Anlass des Pfarrfests willkommen geheißen. Musik und Glaube könnten Orientierung geben, gelte es doch im Orchester wie im Leben seinen richtigen Platz zu finden. Der Geistliche dankte für die Mühen des gemeinsamen Probens und allen, die ein Konzert ermöglicht hatten, wie man dies in einem Städtchen von der Größe Marktheidenfelds sicher nur selten erleben darf.
Schon beim einleitenden Slawischen Marsch b-Moll (op. 31) des russischen Meisters Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893) gelang es dem Orchester unter Leitung Popps, den Kirchenraum mit einem gewaltigen und sehr differenzierten Klangbild zu erfüllen. Vergessen ist heute, dass der Komponist mit seinem heute eher wenig aufgeführten Auftragswerk den Panslawismus, den slawischen Nationalismus fördern wollte.
Geblieben ist ein überzeugendes, zum Teil fast volkstümlich wirkendes sinfonisches Orchesterwerk von opulentem Charakter und lebhafter Rhythmik. Mit großen, deutlichen Gesten führte Kapellmeister Popp das Orchester. Er setzte spürbare Akzente, forderte einzelne Instrumente und Gruppen mit sicherem Gespür für die Tempi. Seine Musiker folgten ihm mit höchster Konzentration, sodass sich die große Harmonie und die melodische Brillanz dem Publikum auf das Beste vermittelten.
Dies galt insbesondere für das bekannteste Werk des Konzerts, Bedøich Smetanas (1824–1884) sinfonische Dichtung „Die Moldau“ aus dem Zyklus „Mein Vaterland“. Es zählt aufgrund seiner besonderen kompositorischen Qualität und dauerhaften Schönheit wohl zu den meistgespielten Klassik-Werken in Deutschland. Auch Smetana verfolgte mit seiner Schöpfung ein Programm, nämlich die Förderung des tschechischen Nationalcharakters. Dem Akademischen Orchester gelang es in frischer Manier, den sanft perlenden und doch eindringlichen Charakter des wiederkehrenden Hauptmotivs im strömenden Fluss vorbei an heroischen Burgen und glänzenden Städten zu vermitteln.
Von der Orient-Mode des 19. Jahrhunderts berichten die vier Sätze der Symphonischen Suite „Scheherazade“ von Nikolai Rimski-Korsakow (1844–1908). Es ist kein politischer Gedanke, der dem Werk des russischen Komponisten zugrunde liegt. Vielmehr befasste er sich mit der besonderen und exotischen Reiz der „Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht“. Der Erzählerin Scheherazade ordnete er ein wiederkehrendes Motiv auf der Violine zu.
Dies führte die Zuhörer durch ein Werk, das nicht im engeren Sinne erzählend wirkt. Es erzielt seinen besonderen Charakter vielmehr aus der stringenten Verknüpfung einzelner Motive der Solisten und Instrumentengruppen untereinander und mit dem Orchester zu einem einheitlichen, nur bisweilen wirklich orientalisch anmutenden Gesamteindruck. Die Musiker setzten diese Idee unter Leitung Popps konsequent und schlüssig um, sodass Fülle, Reichtum und Faszination der literarischen Vorlage auf diese ganz eigene Weise lebendig werden konnten.