Agoutis heißen die Grasnager auch, sind Verwandte der Stachelschweine, und dass sie im Themenpark Ernährung zu finden sind, hat einen Grund: Sie schmecken köstlich. So köstlich, dass in Afrika die reicheren Leute bereit sind, für das Fleisch einen ordentlichen Preis zu bezahlen, berichtet Klaus Behr. Das bietet den Bauern, beispielsweise in Benin, einen Zusatzverdienst. Agouti-Fleisch ist bis zu zehn Mal so teuer wie Rindfleisch.
Klaus Behr (50) aus Ansbach auf der Fränkischen Platte arbeitete schon 20 Jahre als Entwicklungshelfer in Afrika. Von 1994 bis 1999 widmete er sich dem Grasnager-Projekt in Benin (Westafrika).
Bis Ende dieser Woche besucht er Deutschland und war natürlich auch auf der Expo, um "seine" Grasnager zu sehen. Umstritten ist diese Präsentation des Agouti-Projektes in Hannover, die der spanische Künstler Antoní Miralda gestaltet hat (siehe unten).
In den fünf Jahren, die Behr für die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) an diesem Projekt gearbeitet hat, wurde einiges erreicht. Die Agouti-Zucht verbreitet sich in Schwarzafrika: Waren es 1994 noch 30 Bauern, die jene Nager züchteten, sind es mittlerweile 600 Bauern in der ganzen Subregion - das sind zwölf Länder. "Das ist jetzt fast ein Selbstläufer", resümiert Behr.
Im GTZ-Projekt ging es darum, zu zeigen, dass diese ehemaligen Wildtiere soweit domestiziert sind, dass jeder schwarzafrikanische Bauer sie züchten kann. Ein Forschungsdienst, dem Behr angehörte, gibt das Know-how an einen Beratungsdienst weiter. Der informiert die Bauern über die Grasnager-Zucht. Mittlerweile geben die Bauern diese Informationen und natürlich Zuchttiere untereinander weiter.
Bei der GTZ ist Behr vor einem Jahr ausgeschieden. Der Ansbacher lebt derzeit in Spanien. Zwei seiner drei Töchter, die in Afrika mit der französischen Sprache aufgewachsen sind, studieren mittlerweile in Deutschland. Behr selbst genießt jetzt das relativ sorglose Leben in Europa. Denn bei seiner Arbeit in Afrika war die Wahrscheinlichkeit, krank zu werden - als Beispiel nennt er Malaria - doch höher als in Europa. Auch in Sachen Kriminalität musste man vorsichtig sein, berichtet Behr im Gespräch mit der Main-Post.
Beratung in Sachen Grasnagerzucht kann Behr auch von Spanien aus leisten. Das Internet macht es möglich. Wenn nötig, will er nach Benin fahren. Das Projekt stehe jetzt an einer Schwelle: Bleibt die Grasnagerzucht eine "Nischenproduktion" wie etwa die Kaninchenzucht in Europa, oder wird sie eine breitere Basis erobern und mehr Leuten Lohn und Brot bieten?
Klaus Behr ist eine Botschaft wichtig: Auch wenn der von Krisen, Kriegen und Krankheiten geplagte "schwarze Kontinent" auf Europäer immer einen anderen Eindruck macht: "In Afrika sind Hopfen und Malz nicht verloren", sagt er voller Überzeugung.