Revierförster Werner Trabold ist ein gemütlicher Mensch, zumindest wirkt er so mit mit seinem weißen Rauschebart und seinem freundlichen Lächeln im Gesicht. Doch was er in der Sitzung des Forstwirtschaftsausschusses in Karlstadt mitzuteilen hatte, war gar nicht gemütlich. Er schlug Alarm. Für den Laien sei der Wald noch grün, doch seien "die Auswirkungen des Klimawandels überall zu sehen", sagte er. Erstes Opfer sei die Fichte. "Sie wird uns früher verlassen, als uns lieb ist", sagte er. Davon sei er felsenfest überzeugt.
Thema im Ausschuss war der Jahresbetriebsplan für das Forstjahr 2019 für den Karlstadter Stadtwald. Doch über diesen kann man nicht reden, ohne auf das extreme Jahr 2018 mit großer Hitze und wenig Regen zurückzublicken. Das tat Werner Trabold. "Der April ging in den Sommer über", erinnerte er. Zum Glück habe es im Winter noch ausreichend geregnet. Trabold befürchtet, dass so ein Jahr keine Ausnahme sein werde.
Denn Mitteleuropa steht unter dem Einfluss des Jetstreams. Das sind Winde, die sich aufgrund der Erdrotation bilden, weil es am Äquator heiß und am Nordpol kalt ist, erklärte Trabold. Da als Folge des Klimawandels die Temperaturunterschiede geringer sind, verliert der Jetstream an Kraft. Die Folge sei, das Wetter ist ortstreuer. Ein Hoch könne sich daher, wie im Jahr 2018, länger an der gleichen Stelle halten. Trabold erwartet daher auch für die Zukunft trockenere und wärmere Jahre.
Fichten brauchen Wasser, um Hartz zu bilden

Das wird den Wald verändern. Die Fichten beispielsweise brauchen Wasser, um Hartz zu bilden, mit dem sie sich gegen den Borkenkäfer wehren, so Trabold. Dies gelinge einem gesunden Baum in der Regel. Ist dieser aber durch Dürre geschwächt, greift der Borkenkäfer an und zerstört in der Rinde die Verbindung von der Wurzel zur Krone. Der Baum stirbt ab und wird zum Brutnest für weitere Borkenkäfer.
Die Dürre, die die Fichten schwächt, habe daher zum Erstarken des Borkenkäfers geführt, so Trabold weiter. Sie heißen Buchdrucker und Kupferstecher, auch ein nordischer Borkenkäfer habe sich in Deutschland breit gemacht. Auf der Hand sehen sie winzig aus, machte Trabold mit einem an die Wand projizierten Bild deutlich. Doch die Forstwirtschaft habe nur eine Möglichkeit. "Der Baum muss möglichst schnell raus aus dem Wald,", sagt Trabold. "Allerdings wenn man vorne anfängt, kann man hinten wieder beginnen", so Trabold. So sei es derzeit im Wald.
Mehr Stürme aufgrund des Klimawandels
Zudem wird laut Trabold der Klimawandel vermehrt zu Stürmen führen. Auch hier sei die durch den Käfer bereits geschwächte Fichte das erste Opfer, weil sie ein Flachwurzler ist. Dies sei schon im vergangenen Jahr so gewesen und hat dazu geführt, dass die Preise in den Keller gehen. "Es werden Millionen Festmeter auf den Markt drücken." Trabold befürchtet, dass sich Fichtenholz dieses Jahr nicht mehr verkaufen lässt.
Doch nicht nur die Fichte ist gefährdet. Mit den steigenden Temperaturen fühlen sich andere Käfer und Pilze in der Region wohl, die es früher hier nicht gegeben hat. Schon einige sind aufgrund der milderen Temperaturen eingewandert oder ihre Einwanderung steht bevor. Trabold nennt als Beispiel den Blauen Kiefernpracht Käfer, der für die Kiefern eine große Gefahr werden kann, oder den Schwammspinner, der die Eichen bedroht, weil er so lange lebt und auch den sogenannten Johannistrieb angreift. Dies ist der zweite Triebe einer Eiche im Juni, mit dem eine Eiche noch überleben könnte.
Pilze bedrohen Kiefern am Saupurzel
Auch neue Pilze werden kommen, die es heiß und trocken lieben und die die Bäume angreifen. Als Beispiel nennt Trabold Diplodia, ein wärmeliebender Pils, der bereits die Schwarzkiefern auf dem Karlstadter Saupurzel befallen hat. Auch hier gilt, die Kiefern werden nur überleben, wenn sie durch Dürre nicht weiter geschwächt werden.
Er wolle nicht Ängste schüren, endete Trabold sein Referat, doch wolle er darauf hinweisen:"Es ist nicht mehr so, wie es war." Kurzfristig müsse die Forstwirtschaft darauf reagieren und auf andere Bäume setzen. Trabold nennt als Beispiel die Platane, Robine und die Zeder. Wir müssen unseren Wald schneller umbauen. "Ich hoffe, wir haben die Zeit", sagt er.