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Marktheidenfeld: Konzert von Helena Goldt: Jeder hat ein zweites Leben

Marktheidenfeld

Konzert von Helena Goldt: Jeder hat ein zweites Leben

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    Die Sängerin Helena Goldt bot im Theater "Fasskeller" ein überzeugendes, musikalisches Bühnenprogramm.
    Die Sängerin Helena Goldt bot im Theater "Fasskeller" ein überzeugendes, musikalisches Bühnenprogramm. Foto: Martin Harth

    "Hoch und runter, runter und hoch", einer betont weiblichen Einladung auf die Achterbahn des Lebens glich das neue Programm, das die Sängerin Helena Goldt am Freitagabend im Marktheidenfelder Theater "Fasskeller" unter dem Hotel "Anker" präsentierte. Dass es dabei "gefährlich nah" zuging lag nicht nur an der intimen Atmosphäre des Veranstaltungsorts, sondern an der Ausstrahlungskraft der Berlinerin mit kasachischen Wurzeln. An ihrer Seite war die Italiener Ludovico Fulci, ein renommierter Komponist in Sachen Film, als virtuoser und stets zuverlässiger Begleiter am Klavier.

    Aus dem Publikum begrüßte Goldt bei einem zarten Auftakt prostend ihre rund 40 Zuhörer. Und sie erzählte von sich, ihrem Weg aus der kasachischen Steppe über ein katholisches Dorf im Schwäbischen bis zu in die moderne Metropole Berlin. Unterwegs absolvierte sie übrigens eine klassische Gesangausbildung. Aber ihr Ausgangpunkt blieb die Verunsicherung eines Erwachsenwerdens zwischen zwei Kulturen, der russischen ihrer Eltern und der deutschen ihrer neuen Heimat.

    Die mit einer brillanten, wandlungsfähigen Stimme gesegnete Sängerin setzte sich an einen Tisch, um sich selbst vor dem Publikum einen Brief zu schreiben, aufrichtig von ihren Träumen und Vorbildern zu berichten. "Man lebt nur zweimal", so lautete der Titel eines Schlüsselsongs, nämlich, wenn man erkenne, dass man nur ein Leben habe und danach seine eigenen Wege suche.

    Breit war das Spektrum der einfühlsam interpretierten, bekannten und weniger vertrauten Lieder von Werner Richard Heymanns "Irgendwo auf der Welt" über die die kecke Ballade der Seeräuber-Jenny aus Brechts Dreigroschenoper bis hin zur Pop-Hymne "Thank You For the Musik" von ABBA. Und auch die weiblichen Traumbilder, an denen sich das junge Mädchen aus dem Schwabenland zusammenfügt waren höchst unterschiedlich, aber immer abenteuerlich.

    Da fiel der Blick auf die britische Agentin Krystina Skarbek, deren Kampf gegen die Nazis den Schriftsteller Ian Fleming bei seinen James-Bond-Stoffen inspirierte. Oder das leidenschaftliche Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo, die sich zwischen Revolution und wechselnden Partnern aufrieb. Und dann kam die Tänzerin und Selbstdarstellerin Anita Berber zu Wort, die mit ihrem kurzen, exzessiven und rauschhaften Leben zum Symbol des Babylon Berlin der 1920er Jahre wurde.

    Diesem Erzählstrang folgten die Lieder. Auf den russischen Seelen-Klassiker "Otschi tschornyje -Schwarze Augen" folgte der Schlager "Dorogoi dlinnoju" in drei Sprachen, wobei die englische Fassung "Those Were the Days" das Publikum zum Mitklatschen und -singen anregte. Natürlich durfte ein kurzer musikalischer Ausflug in die italienische Heimat des Pianisten Ludovico Fulci ebenso nicht fehlen. Edith Piafs lebendiger Chanson-Hit "Padam, Padam", den Norbert Glanzberg für sie komponierte, führte die ganze Lust am Leben zu einem fühlbaren Höhepunkt.

    Vor den Augen des Publikums hatte sich das verschüchterte, aus weiter Ferne zugewanderte Mädchen zu einem lebensbejahenden, freudvollen und durchaus verführerischen Vamp verwandelt. Scheinbar "gefährlich nah", wie der Titel des Abends versprochen hatte. Selbstbewusst blickte Helena Goldt in den Spiegel und riet dazu auch ihren Zuhörern: "Du bist eine Granate!"

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