Der Vater beschäftigte sich mit Holzschnitzereien, die Mutter strickte Pullover nach eigenem Entwurf. Die Künstlerin Brigitte Heck erbte die kreative Veranlagung von ihren Eltern, gab sie an ihre Tochter Sabine weiter.
An ihren Plänen für die Zukunft hält die gebürtige Gemündenerin fest und es scheint, als ob sie sich für dieses und das nächste Jahr – Corona zum Trotz – extra viel vorgenommen hat. Zu den bisher von ihr bekannten Arbeitsweisen Aquarell- und Acrylmalerei, Collagen und Assemblagen, Zeichnungen in Tusche, Pastell, Graphit und Kohle, digitale Malerei, Fotografie nimmt sie nun experimentelle Mischtechnik dazu.
"Sofern es meine Lebensdauer zulässt, würde ich gerne alle künstlerischen Pläne, die ich in meinem Handy gespeichert habe, abarbeiten, und das sind sehr sehr viele", beginnt die Künstlerin, bevor sie erklärt, wie sie ihre Ideen in einer App ordnet und gleichzeitig notiert, wie deren Präsentation aussehen soll einschließlich der Art des Rahmens.
Künstlerin rät: einfach ausprobieren
Normalerweise kann Aquarell nicht auf Keilrahmen gemalt werden, weil der Untergrund zu rau ist. Dieses Problem zu lösen war eine Aufgabe. "Wenn ich etwas abgeschlossen habe, so wie diese Aquarell-Serie, räume ich mein Atelier auf und schaue in meinem Handy, worauf ich als nächstes Lust habe und werde ganz sicher in einem der Ordner fündig."
Wichtig sei, einfach auszuprobieren ob etwas geht und dabei nicht locker zu lassen, so wie beim Overpainting von Fotografien, führt die Künstlerin aus und ergänzt, dass sie Objekte für Collagen speziell behandelt, um ihnen andere Eigenschaften zu verschaffen; als Beispiel nennt sie zerschnittene Holzmacher-Werkzeuge, denen sie mit alten Lappen und Lehm zu neuem Leben verhelfen will. Ihre Geheimnisse, zu denen nicht nur die Haltbarkeit von Lehm gehört, der nach der Bearbeitung aushärtet ohne abzubröckeln, bewahrt Heck in einer umfangreichen Sammlung von Notizbüchern auf.
Heck sucht die Herausforderung beim Material
Kaffee ist Farbe, aber ebenso experimentell. Dem Gefriergetrockneten fügt sie weitere Substanzen zu und sieht darin künftige Möglichkeiten für die Schaffung von Untergrund der alles beeinflusst, was darüber aufgetragen wird.
Zur Weiterentwicklung von Kohlebildern durch Beimischung verschiedener Essenzen, sagt Heck: "dabei will ich in den Griff bekommen, auf Keilrahmen zu arbeiten und die Kohle so zu fixieren, dass sie nicht abfällt weil sie nicht hinter Glas geschützt ist und empfindlich ist für Feuchtigkeit."
Eine ähnliche Herausforderung sieht Heck bei der Haltbarkeit eines Aquarells, das ein erhöhtes Passepartout braucht, um das Glas nicht zu berühren, wo es Feuchtigkeit ziehen würde. Versuche, ein ordentliches Fixativ zu erfinden, mit dem Aquarelle geschützt werden können, sieht sie als eine ihrer nächsten Aufgaben. "Ein Aquarell wirkt am besten, wenn es glänzt, weil es unter Glas aussieht, als ob es nass wäre. Dabei ist Forscherdrang gefragt."
Heck, der alle Techniken vertraut sind, hat bisher wenige Arbeiten in Öl gemalt, deshalb steht hier ein Grundlagenkurs bevor. "Ich möchte grundsätzlich weiterkommen, mich verbessern und meinen Bekanntheitsgrad über den Frankfurter Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler hinaus weiter zu steigern. Ein Ziel, das ich durch noch ausgefeiltere Praktiken erreichen will."
Was 1999 nach einem schweren Unfall aus der Erinnerung an die Vorliebe für Zeichnen und Malen als Hobby begann, wurde längst zu einer Profession. "Kreativität ist etwas schwer fassbares, hoffentlich versiegt sie nie!", wünscht sich die Künstlerin zu ihrem 70. Geburtstag am kommenden Sonntag.