Die Hälfte der 20 beteiligten Rechtler von diesem Flussabschnitt hat Einträge mit alten Flurnummern im Grundbuch, die schon längst nicht mehr stimmen, erklärt der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Untere Saale. Bis 1920 sei das Fischereikataster dem zuständigen Finanzamt zugeordnet gewesen. Dann sei es zu den Vermessungsämtern gekommen. Denn die konnten sachgerecht die Flurgrenzen beschreiben.
Durch zahlreiche Flurbereinigungen und sonstige Änderungen ist alles so durcheinander geraten, dass jetzt Basisarbeit gefragt war. Dietl scheute sicht nicht, in den Archivkeller des Vermessungsamtes Lohr hinabzusteigen und alte Akten zu sichten. Die sind in Sütterlin-Schrift verfasst. Ein Glück, dass Dietl sie noch lesen kann. Jetzt kann beantragt werden, die berichtigten Einträge ins Grundbuch zu übernehmen.
80 Prozent auf Roten Liste
Mehr Sorgen macht sich der Vorsitzende über den Erhalt der Fischarten. "Über 80 Prozent der bayerischen Fischarten sind auf der Roten Liste", erklärt Dietl. Deshalb hat für ihn der Artenschutz Priorität. Ein Dutzend von den 23 in der unteren Saale vorkommenden Arten sei ernsthaft gefährdet.
Auch der Aal ist in höchstem Maße bedroht. Hohe Ausfälle durch gefährliche Turbinen einerseits und eine starke Nachfrage aus China nach jungen Glasaalen andererseits hätten die Menge der vermehrungsfähigen Aale stark dezimiert. Mittlerweile würden schon Aale in Lastwagentanks zum Meer gefahren, um wenigstens eine gewisse Chance zur Vermehrung in der Sargassosee zu bekommen. "So schlecht ist es um unsere Fische bestellt", meint Dietl.
Sorge macht er sich auch um die so genannten Kieslaicher, deren bekanntester Vertreter die Äsche ist. Die beim Laichen auf Kies gut sichtbaren Fische sind ein gefundenes Fressen für manche Vögel. Vor allem für den Kormoran und den Gänsesäger sind sie eine leichte Beute. Mittlerweile hätten selbst die Vogelschützer den hohen Gefährdungsgrad erkannt, sagt Dietl.
Bayern übernimmt Vorreiterrolle
Gerade habe Eberhard Roese, Präsident des Landesfischerei-Verbandes Bayern, mit Blick auf die Kormoranproblematik die Bildung einer unterfränkischen Arbeitsgruppe in Aussicht gestellt, zitiert Dietl ein diesbezügliches Schreiben. Er freut sich über die Vorreiterrolle des Freistaates Bayern. Eine nachhaltige Lösung für den Artenerhalt der Kieslaicher und die damit verbundene Zurückdrängung von Kormoran und Gänsesäger sieht Dietl allerdings erst auf europäischer Ebene. Doch bislang habe kein EU-Land einen entsprechenden Antrag in Brüssel gestellt, bedauert er. Auch sollten die Sportfischer mit ihren rund eine Million Mitgliedern jetzt mal gehörig Druck machen, wünscht sich Dietl.
Für heuer plant Dietl Aktionen der Fischvermehrung der Äschen an der Schondra und der Forellen am Nebenbach der Saale. In so genannten Firzlaff-Boxen brüten die Eier im Flusswasser. So sei von Beginn an die Anpassung an das heimatliche Gewässer gewährleistet. Hilfe bei solchen Aktionen habe er immer von der Jugend bekommen; er hofft auch in diesem Jahr auf deren Unterstützung. So wird es dem Vorsitzenden der Hegefischereigenossenschaft Untere Saale auch im Winter nicht langweilig. Auch die informative Internet-Homepage (www.fischenanderunterensaale.de) will gewartet und stets auf dem neuesten Stand gehalten werden. Wenn Dietl dann noch Zeit findet, geht er seiner Lieblingsbeschäftigung nach: dem Fliegenbinden.
Nein, damit ist nicht jenes Kleidungsstück für die Hemdkragen der Männer gemeint. Vielmehr werden aus den Nackenfedern von Hähnen täuschend echte Nachbildungen verschiedener Fliegenarten gebunden. "Am besten sind die Federn von zweijährigen Hähnen, die nicht in der Mauser sind", sagt Dietl.
Die hohe Kunst des Fliegenfischens ist, ganz gezielt einen bestimmten Fisch aus dem Gewässer zu angeln und nicht irgendeinen beliebigen. Gute Kenntnisse darüber, welche Fliegenart zur Jahreszeit, zur Landschaft und vor allem ins Beuteschema des betreffenden Fisches am besten passt, führen zum Erfolg. Deshalb hat Dietl eine große Sammlung verschieden gebundener Fliegenimitate in allen Größen und Formen.