Wenn es um den Lärmschutzwall entlang der A 3 bei Helmstadt und Holzkirchhausen geht, ist man geneigt, von einer Win-win-Situation zu sprechen. Alle Beteiligten haben etwas davon: die Bürger, weil sie vor Lärm geschützt werden, die Gemeinde, weil es sie nichts kostet, und schließlich der Unternehmer, der mit dem Bau des Walls jede Menge Abraum verwerten kann. Doch in dieses friedliche Einvernehmen bringt nun der Bund Naturschutz (BN) eine unerwartete Unruhe.
Die Planung erwecke den Eindruck, dass es sich bei den Wällen „in erster Linie um eine Deponie“ handle, führt Steffen Jodl, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg, in einer Pressemitteilung aus. Der BN kritisiert die „verharmlosende Bauleitplanung“ und fordert die Durchführung eines Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahrens.
Der BN wurde über das Vorhaben informiert, weil er im Rahmen des laufenden Verfahrens – derzeit wird ein Bebauungsplan aufgestellt – als einer der „Träger öffentlicher Belange“ Stellung beziehen soll. Weil sie in den Unterlagen Aussagen über die Art des Aufschüttungsmaterials vermisst, vermutet die Organisation, „dass neben Erdaushub auch belastetes Material verbaut werden würde“.
Steffen Beuerlein reagiert auf die Pressemitteilung gelassen. Der 30-jährige Diplom-Ingenieur ist zusammen mit seinem Vater Gesellschafter und Geschäftsführer der Beuerlein GmbH & Co. KG, die den Erdwall anlegen will. Das 1953 gegründete Familienunternehmen aus Volkach ist auf Erdbau und Logistik, mineralische Baustoffe und fachgerechte Entsorgung spezialisiert.
Laut Beuerlein beschäftigt das Unternehmen knapp 80 Menschen und unterhält einen Fuhrpark von 40 Lastwagen und 20 Baumaschinen. 2011 übernahm das Unternehmen mit Sitz in Volkach die insolvente Ziegelei Wander bei Helmstadt als zweite „Zweigstelle“ nach Röthlein. Beuerlein betreibt zudem eine eigene Firma, die SBE GmbH & Co. KG mit 15 Beschäftigten und eigenem Fuhrpark.
„Wir verarbeiten in dem Lärmschutzwall Erdaushub und Bauschutt – aber nichts Belastetes“, erklärte er auf Anfrage der Main-Post. Grundsätzlich werde nur zulässiges Material eingebaut. Die Grenzwerte bestimme das Wasserwirtschaftsamt. Vergleichbare Wälle, die das Unternehmen vor acht bis zehn Jahren bei Gochsheim und Sennfeld gebaut habe, seien bis heute ohne Beanstandungen geblieben.
„Ich denke, dass wir schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommen.“
Unternehmer Steffen Beuerlein sucht das Gespräch mit dem BN
Im jetzigen Verfahren aber gehe es zunächst einmal nur um die Geometrie der Anlage, erläutert Beuerlein. Geplant sind zwei Abschnitte: ein 300 Meter langes Teilstück am Zellerberg nordöstlich von Holzkirchhausen und – nach einer Unterbrechung – ein ein Kilometer langer Damm entlang der Autobahn am Hauserberg zwischen dem Ortsteil Holzkirchhausen und Helmstadt.
In dem Abschnitt dazwischen ist kein Lärmschutz nötig, da die Autobahn dort in einen Trog abtaucht beziehungsweise die Autobahndirektion schon einen kurzen Wall aufgeschüttet hat. Die Höhe der Wälle orientiert sich am Niveau der Autobahn. Laut Beuerlein beträgt sie drei bis zehn Meter. Grundlage dafür seien Gutachten, die auf Berechnungen der Autobahndirektion beruhen.
Das Material für die Lärmschutzwälle stamme überwiegend aus kommunalen Baumaßnahmen, führt Beuerlein aus. Bei den anstehenden Arbeiten in Helmstadt etwa fallen ihm zufolge 4000 Tonnen Aushub an. In den beiden Wällen werden rund 840 000 Kubikmeter Material verbaut, sagt er. Dies bedeute eine Verkehrsbelastung von im Schnitt 20 Lastwagen an jedem Werktag.
Allerdings korrigiert Beuerlein seine bisherige Ansage, dass das letzte Stück Damm erst in zehn Jahren aufgeschüttet sein wird. „Lieber großzügig planen und schneller fertig werden“, erläutert er. Mittlerweile gehe er davon aus, dass innerhalb eines Jahres ein Fünftel bis ein Viertel der Dammlänge abgeschlossen sein wird. Sobald ein Teilstück Damm fertig sei, werden dieses Zug um Zug bepflanzt und die Anfahrtswege werden zurückgebaut, verspricht er.
Den Vorwurf des BN, dass in der Bauzeit vor allem seine Firma profitieren werde, lässt Beuerlein ins Leere laufen. „Wenn wir nicht profitieren würden, würden wir's nicht machen“, bekennt er unumwunden. Jedoch hätten auch die Bürger einen Gewinn, weil die Lärmbelastung von der Autobahn her verringert werde. „Die Dämme werden den Lärm vierteln bis halbieren“, verdeutlicht er.
Was wiederum auch der Marktgemeinde nutzen könnte, falls sie neue Baugebiete ausweisen wolle. Vom jetzigen Ortsrand zur nicht von einem Wäldchen abgeschirmten Autobahn sind es gerade mal 500 Meter.
Den Gemeinderat habe der junge Unternehmer geschlossen hinter sich, bekräftigt Bürgermeister Edgar Martin auf Anfrage der Redaktion. Dieser habe beschlossen, die Chance zu nutzen. Die Forderung nach mehr Lärmschutz habe es schon früher gegeben. Doch habe die Autobahndirektion den Damm nur dort geplant, wo die Grenzwerte überschritten werden. Das verbaute Material werde „mehrfach überwacht“, betonte Martin. „Ich bin überzeugt, dass nichts Illegales eingebaut wird.“
Man könne Lärmschutz auch als Naturschutz begreifen, führt Beuerlein aus, weil ein Stück Landwirtschaftsfläche renaturiert werde. Er sei bereit, dem BN entgegenzukommen und habe Geschäftsführer Jodl bereits um einen Gesprächstermin gebeten. „Ich denke, dass wir schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommen.“
Sollte dies der Fall sein, dann würden tatsächlich alle von diesem Projekt profitieren: die Firma, die Bürger, die Gemeinde – und der Naturschutz.