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MAIN-SPESSART: Landkreis MSP: Weniger Arbeitslose, mehr unbesetzte Ausbildungsplätze

MAIN-SPESSART

Landkreis MSP: Weniger Arbeitslose, mehr unbesetzte Ausbildungsplätze

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    So erfreulich die Arbeitslosenzahlen für Oktober auch sind, die Ausbildungsmarktbilanz für das Jahr 2017 gibt immer noch Anlass zur Sorge in diesem Bereich. Mit einer Arbeitslosenquote von 1,7 Prozent hat der Landkreis Main-Spessart zum ersten Mal die Zwei-Prozent-Marke unterschritten. 1273 Menschen waren im Landkreis Ende Oktober ohne Arbeit, 242 weniger als im Vorjahr. Andererseits waren Ende September 85 Ausbildungsplätze unbesetzt, einer mehr als im Vorjahr.

    Fähige Leute, schwierige Verständigung

    Die Agentur für Arbeit stellte die Ausbildungszahlen für Main-Spessart bei einem Gespräch in der Firma Mannl Stahl und Metallbau GmbH in Kreuzwertheim vor. Für den Familienbetrieb mit etwa 50 Mitarbeitern wird es immer schwieriger, Mitarbeiter und Auszubildende zu bekommen. Der heutige Arbeitsmarkt „ist grundsätzlich eine Herausforderung“, sagt Christian Mannl, Sohn des Seniorchefs Josef Mannl. Facharbeiter zu bekommen sei immer schwieriger. Einfache Arbeiter kommen teilweise über persönliche Kontakte in die Firma, die Zahl der nicht in Deutschland geborenen Arbeiter nimmt zu. „Das sind durchaus fähige Leute in der Praxis, aber es gibt öfters Sprachprobleme“, sagt Christian Mannl. Auch sei es nicht immer leicht, die verschiedenen Kulturen unter einen Hut zu bringen.

    Verkehrsanbindung ist ein Problem

    Ein Problem für Auszubildende ist oft im ersten Moment die ungünstige Verkehrsanbindung des Gewerbegebiets im Kreuzwertheimer Ortsteils Wiebelbach. Mit dem Bus zum Ausbildungsplatz zu kommen sei für die Lehrlinge nur schlecht möglich. „Das schreckt viele Bewerber erst mal ab“, sagt Geschäftsführer Josef Mannl, doch meist würden sich dann doch recht schnell Fahrgemeinschaften bilden, auch mit Mitarbeitern benachbarter Firmen. Gut sei die Situation trotzdem nicht; Gespräche mit Politikern hätten bisher keine Verbesserung der Verkehrssituation gebracht.

    Jungs wollen Kfz-Mechatroniker werden

    735 Ausbildungsplätze wurden in diesem Jahr im Landkreis Main-Spessart angeboten, 2016 waren es sieben Prozent mehr. Demgegenüber standen 895 Bewerber, ähnlich viele wie im Vorjahr. „Rechnerisch klingt das erst mal gut“, sagt Matthias Stanzel, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit. Doch fast 20 Prozent dieser Jugendlichen würden eine weiterführende Schulen besuchen oder ein Praktikum machen, und sind damit erst einmal weg vom Arbeitsmarkt.

    Auch sind nicht alle Berufe gleich beliebt bei den Bewerbern. Der begehrteste Berufswunsch bei den jungen Männern ist mit Abstand der Kfz-Mechatroniker, bei den Frauen die Kauffrau für Büromanagement. Die meisten unbesetzten Ausbildungsplätze gibt es in den Berufen der Fachverkäufer Fleischerei, den Verkäufern und Handelsfachwirten. „Dem Metallbauhandwerk wie bei der Firma Mannl geht es im Vergleich zu dem durchschnittlichen Metzer noch relativ gut“, sagt Stanzel. Wobei das auch immer auf die einzelnen Betriebe ankäme.

    Berufswunsch öfter unklar

    Luisa Walter macht als erste Frau eine Ausbildung zur Metallbauerin bei der Firma Mannl in Kreuzwertheim. (Von links) Josef und Christian Mannl von der Firma Mannl GmbH sowie von der Agentur für Arbeit Berufsberater Frank Mähler, Arbeitsvermittler Matthias Rauch und Bereichsleiter Matthias Stanzel.
    Luisa Walter macht als erste Frau eine Ausbildung zur Metallbauerin bei der Firma Mannl in Kreuzwertheim. (Von links) Josef und Christian Mannl von der Firma Mannl GmbH sowie von der Agentur für Arbeit Berufsberater Frank Mähler, Arbeitsvermittler Matthias Rauch und Bereichsleiter Matthias Stanzel. Foto: Foto: Ralf Thees

    Die 17-jährige Luisa Walter hat in diesem Jahr bei der Firma Mannl einen der vielen freien Ausbildungsplätze im Landkreis bekommen. Neun Lehrlinge beschäftigt das Unternehmen zur Zeit. Sie ist seit September auch die erste Frau, die dort Metallbauerin lernt. Am Ende ihrer Schulzeit an der Mittelschule in Marktheidenfeld war ihr noch nicht klar, dass sie mal in einem technischen Beruf landen wird. Die Schülerin wusste damals nicht, welchen Beruf sie ergreifen soll. „Das kommt bei Schülern öfter vor“, sagt Matthias Stanzel, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit. Hier lohne es sich für die Schulabgänger, beispielsweise Lehrgänge zur Berufsvorbereitung zu nutzen, um verschiedene Berufsfelder kennenzulernen.

    Luisa Walter war am Beruflichen Fortbildungszentrum (BFZ) in Karlstadt. In Praktika schnupperte sie in einem Kindergarten, aber auch bei der Firma Mannl. Dort fand sie Gefallen am Herstellen von beispielsweise Aluminium- und Stahlrahmen für Fenster und bewarb sich auf einen Ausbildungsplatz – den sie auch bekommen hat.

    Weniger Muskeln, mehr Hirn gefragt

    „Wir haben uns vorher schon gut überlegt, ob wir jetzt eine Frau als Auszubildende nehmen“, sagt Josef Mannl. Im Metallbau brauche es auch heute noch Muskelkraft, allerdings durch die Unterstützung von Maschinen deutlicher weniger als früher. „Wir brauchen in Zukunft mehr Techniker oder Meister, die die weniger gut ausgebildeten Mitarbeiter anleiten“, erklärt Christian Mannl. Und das könne eine qualifizierte Frau genauso machen. „Weniger Muskeln, mehr Hirn sind dann gefragt“, sagt Mannl.

    Im Grunde sind alle Ausbildungsplätze in der Firma zur Zeit belegt, sagt Christian Mannl. Doch wenn sich noch jemand bewerben würde, könne man sehen, ob sich nicht noch was machen ließe. Arbeitsvermittler Matthias Rauch empfiehlt das auch den Firmen. „Wenn man noch irgendwie einen Lehrling unterbringen kann, sollte man das machen“, sagt Rauch. „Wer weiß, wie es im nächsten Jahr mit den Bewerberzahlen aussieht.“

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