Der 36. Landratsschoppen ist kein Edeltropfen, sondern steht in der Tradition der guten Trinkweine, die Schiebels Amtsvorgänger Armin Grein meist bevorzugte: der 2007er Retzstadter Langenberg Silvaner QbA trocken. „Ein echter Renner“, lautete das Motto von Thomas Schiebel für die Feier in der Zehntscheune. Für deren gelungene Renovierung erfuhren Bürgermeister Theo Gärtner und sein Vorgänger Hans Popp – „der Vater der Zehntscheune“, wie Schiebel sagte – viel Anerkennung.
Vor den über 60 Gästen vorrangig aus Wirtschaft, Weinbau und Landratsamt gab Thomas Schiebel zu, er habe sich von Grein und seiner Frau Martha „moralisch und fachkundig“ unterstützen lassen. Im Übrigen habe er zur Vorbereitung ein Sensorikseminar bei der IHK belegt, Auslandspraktika in Südafrika und Chile absolviert und eine Zulassungsarbeit für den internationalen Studienlehrgang „Bachelor professional of Franconian Wine“ geschrieben.
Den Wein beurteilten die Karlstadter Kabarettisten Gerlinde Heßler und Werner Hofmann auf ihre Weise: „Was haben der Schiebel und der neue Landratsschoppen gemeinsam? – Beide laufen gut! Dem Schiebel sein Weingeschmack ist wie sein Humor: trocken, pfurztrocken.“ Auch den Unterschied zwischen dem Landrat und seinem Vorgänger arbeiteten sie heraus: „Der Schiebel hat gesagt, er wird kein zweiter Grein, sondern der erste Schiebel. – Ja, des stimmt. Er wirkt auch wesentlich nüchterner.“
Den Landratsschoppen 2008 und die Weine beim Vier-Gänge-Menü aus der Küche des Klinikums MSP stellte wie meist Christian Baumann vor, Hauptkellermeister der Gebietswinzergenossenschaft Franken.
Vorjahresweine schon vergriffen
Seit der Einführung 1965 gab es die weltweit geschützten Landratsschoppen bis 1987 ausschließlich in Literflaschen (650 000 bis jetzt). Dazu kamen seither 100 000 0,25-Liter-Bocksbeutel und über 200 000 0,75-Liter-Bocksbeutel. Vom Landratsschoppen 2008 gibt es rund 10 000 Bocksbeutel. Die Vorjahresweine – die 06er Grauer Burgunder Spätlese und die 06er Domina QbA aus Erlenbach – sind bereits vergriffen.
Retzstadts Bürgermeister Karl Gerhard dankte für die Ehre, die dem Silvaner seiner Gemeinde zuteil wurde. Mit 62 Hektar Rebfläche in der Lage Langenberg sei Retzstadt die Nummer 1 unter den Weinorten im Landkreis, informierte er stolz. Die amtierende Fränkische Weinkönigin Susanne Gehrig gratulierte zur Wahl und gab dem Landrat drei Ratschläge: „Erstens: Trinken Sie bei jeder Gelegenheit ein Glas Frankenwein! Zweitens: Bei Fragen wenden Sie sich an die Weinprinzessinnen! Drittens: Weintrinker sind gut aussehend, intelligent und sexy.“
Uneingeschränktes Lob fand das Menü der Klinikum-Küche: Doradenfilet auf Wildreis, herbstlicher Salatteller, Barbarie-Entenbrust an Orangensauce mit Kartoffelgratin und glasiertem Kürbis, Blutorangensorbet mit Kokoscreme an marinierter Ananas. Dazu gab es nach Winzersekt und dem Landratsschoppen einen 07er Retzstadter Langenberg Müller-Thurgau Kabinett halbtrocken, einen 07er Eußenheimer First Weißer Burgunder Spätlese trocken, einen 06er Homburger Kallmuth Silvaner 1er Traube trocken, einen 02er Gambacher Kalbenstein Silvaner Eiswein und einen 06er Franken Acolon (Neuzüchtung aus Lemberger und Dornfelder) QbA halbtrocken.
Eine Auswahl gold- und silbermedaillenprämierter Brände aus dem Landkreis servierte Alfons Kraft (Karlstadt-Mühlbach) als Vorsitzender des Fränkischen Klein- und Obstbrenner-Verbandes. Den Service übernahmen wie gewohnt die Weinprinzessinnen und einige ihrer Vorgängerinnen. Umrahmt wurde die vierstündige Feier vom Bläserensemble Gopp aus Wiesenfeld.