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Langenprozelten: Langenprozeltenerin: Ganze Kommunen am Amazonas infiziert

Langenprozelten

Langenprozeltenerin: Ganze Kommunen am Amazonas infiziert

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    Erst vergangene Woche kam Cornelia Warsitz von einem mehrmonatigen Einsatz am Amazonas zurück. Sie hat dort verheerende Auswirkungen der Coronapandemie erlebt.
    Erst vergangene Woche kam Cornelia Warsitz von einem mehrmonatigen Einsatz am Amazonas zurück. Sie hat dort verheerende Auswirkungen der Coronapandemie erlebt. Foto: Frank Zagel

    Als Cornelia Warsitz 1976 nach ihrem Studium als Sozialarbeiterin ihren Dienst bei der Katholischen Kirche in Würzburg begann, hatte sie vermutlich nicht damit gerechnet, ein solch bewegtes Leben zu haben. Alleine 20 Jahre verbrachte die jetzige Langenprozelterin in Brasiliens Hauptstadt Rio de Janeiro. Trotz kurzzeitiger Arbeitseinsätze im Bistum Würzburg nahm sie immer wieder die Möglichkeit wahr, zurück nach Brasilien zu kommen.

    2018 ist die 67-Jährige durch ihre Synode in den Ruhestand versetzt worden. Dennoch kam sie erst vergangene Woche erneut von einem mehrmonatigen Einsatz aus der Gemeinde Óbidos, am Amazonas gelegen, zurück. Dort erlebte sie in dieser abgeschiedenen Region teils verheerende Auswirkungen der Coronapandemie.

    "Ich war eigentlich 20 Jahre das Mädchen für alles", schmunzelt die gebürtige Bad Neustadterin beim Pressegespräch in Lohr. Durch den Langenprozelter Pater Eckart Höfling, der in den 1970er Jahren das Sozialwerk in Rio aufbaute, nahm auch Warsitz 1991 erstmals Kontakt zu Brasilien auf.

    "Ich bin auf Pater Eckart zugegangen, denn ich wollte nach der Büroarbeit einmal etwas ganz anderes machen", erinnert sie sich an ihren ersten Einsatz als Laienmissionarin zurück. Neben dem "hervorragenden Arbeitsverhältnis" über zwei Jahrzehnte gefiel ihr auch das individuelle Aufgabengebiet. Logistische Herausforderungen hatte sie dabei genauso zu bewältigen wie das Knüpfen von unzähligen Kontakten und das Generieren von Spendengeldern für die karitativen Projekte.

    "Mir war auch immer wichtig, das Leben und den Glauben miteinander zu verbinden", sagt Warsitz, "und hier konnte ich mich voll einbringen, denn die Brasilianer dachten wie ich." Besonders die Kontakte mit dem "herzzerreißenden Volk, das trotz Armut immer gute Laune hatte", berührten sie. Als junge Erwachsene erlebte Warsitz für sich, dass Gott kein anonymes Wesen war. "Gott hat persönlich in mein Leben eingegriffen und mein Leben entwickelt", antwortet die Sozialarbeiterin auf die Frage nach dem Weg zu ihrem tiefen Glauben.

    Als sich Pater Eckard im Jahr 2011 verletzte und dauerhaft zurück nach Deutschland flog, folgte ihm auch Warsitz einige Monate später. Die Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger erwies sich als schwierig.

    Bereits im Ruhestand, erhielt Warsitz im Juli 2019 einen Anruf von Bischof Johannes Bahlmann aus Óbidos. Als dieser nach ihrer Hilfe vor Ort bat, zögerte sie nicht lange. Über die Stadt Santarém begann eine abenteuerliche Flussfahrt auf einem neuen Krankenhausschiff in die entlegene Gemeinde. Bereits während der zweitägigen Fahrt auf dem Amazonas konnte Warsitz die Armut dieser Region erkennen.

    Eigentlich nur auf drei Monate angelegt, entwickelte sich ihr Aufenthalt zur Mammutaufgabe. "Als die ersten Coronafälle in Brasilien bekannt wurden, waren wir uns auch schnell der Tragweite der Infektion bewusst", berichtet sie. Zügig wurden mit größtenteils kirchlichen Spendengeldern ein still gelegtes und ein veraltetes Krankenhaus wieder in Betrieb genommen. Die Beschaffung von Geldern bestimmte erneut den Alltag von Warsitz.

    "Wir haben versucht zu tun, was wir machen konnten", beschreibt Warsitz die Situation im Frühjahr dieses Jahres. Hunderte Erkrankte wurden in den Krankenhäusern behandelt, indigene Stämme mit dem Flugzeug versorgt. Ganze Kommunen seien infiziert gewesen, Todesfälle habe es gegeben. "Überall war Angst zu spüren."

    Innerhalb kürzester Zeit wurden drei Gesundheitsminister entlassen, die sich den der Meinung von Warsitz nach lapidaren Anweisungen des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro widersetzten. Die komplette Region wurde abgeriegelt, was zu massiven Ernährungsengpässen führte. Der Hunger wurde ab Mai zum größten Problem, sagt die Sozialarbeiterin.

    Als sich im August die Situation zunehmend beruhigte, buchte Warsitz ihren Flug zurück nach Deutschland. Nach mehreren negativen Covid 19- Tests und einer häuslichen Quarantäne genießt die Laienmissionarin jetzt Erholung in ihrem Haus in Langenprozelten. Von Dauer wird diese nicht sein, der Flug zurück nach Brasilien ist für Januar bereits gebucht. Cornelia Warsitz wird mit fast 70 Jahren noch immer gebraucht. "Ich kann einfach nicht anders", sagt sie freundlich.

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