Konstanze Goldbach von der am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Bad Neustadt angesiedelten Leader-Stelle für Unterfranken brachte am Donnerstag einen wichtigen Baustein fürs Leo-Weismantel-Museum nach Obersinn: den Bescheid für die Bewilligung der Leader-Förderung. 41 640 Euro bekommt die Marktgemeinde für die Schaffung des Museums vom Freistaat Bayern und der EU.
Bürgermeisterin Lioba Zieres freute sich, dass mit dem Projekt in der Ortsmitte von Obersinn die Forderung eines ihrer Amtsvorgänger erfüllt wird. Im Jahr 1986 war in der Main-Post eine Seite erschienen, die dem Schriftsteller Leo Weismantel gewidmet war. „Zu wünschen wäre, dass der Schriftsteller und Erzieher Leo Weismantel aus der Vergessenheit herausgeholt wird, in die er weithin schon geraten war, bevor er am 16. September 1964 starb.“ Das sagte damals Karl Ries, der 26 Jahre lang Bürgermeister des Marktes Obersinn gewesen war und 1987 verstarb.
Leo Weismantel „war und ist zu Unrecht in der Versenkung verschwunden“, wird Ries in dem Artikel zitiert, der die Überschrift trug: „Was gilt der Prophet im eigenen Land?“. „Es ist an der Zeit, dass der Erinnerung an ihn hier in Franken wieder eine Heimat gegeben wird“, so Ries damals.
„Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Peter Niehoff, der Leiter der lokalen Arbeitsgemeinschaft LAG Spessart, die die Leader-Projekte in der Region betreut. Er hatte das nicht auf Ries bezogen, sondern meinte die Beschäftigung der LAG mit dem Projekt. Im November 2015 sei man erstmals deswegen zusammengesessen. „Da sieht man, wie lang eine Projektentwicklung doch noch dauert.“
Und das, obwohl das Vorhaben von vornherein gut in das Konzept der LAG passte. Es passe zum Ziel, die Gemeinschaft zu stärken, es sorge für ein neues Bildungsangebot und für die Belebung eines Ortes. Das Projekts Leo-Weismantel-Museum habe daher keine Problem gehabt, bei der Bewertung die für eine Verwirklichung notwendige Punktzahl zu erreichen.
Konstanze Goldbach erläuterte noch einmal den Weg, wie die EU ihre Fördergelder verteilt. Voraussetzung sei, dass vor Ort genauso viel Geld aufgebracht wird, wie die EU zur Verfügung stellt. Bayern tut das. Im Freistaat gibt es 68 lokale Arbeitsgemeinschaften, die Leader-Mittel verteilen, acht davon in Unterfranken.
Sie bekommen zu Beginn der mehrjährigen Förderperiode Geld zugeteilt. Die LAG prüfen, ob Projekte zu den von ihnen vorher festgelegten Zielen passen. Die in Obersinn angestrebte Vernetzung mit zwei anderen Literatur-Projekten der Region – dem Poetikum in Stadtlauringen und dem Literaturhaus in Wipfeld (beide Lkr. Schweinfurt) – war zum Beispiel ein Pluspunkt des Antrags aus Obersinn. „Vernetzung sei ein wichtiger Ansatz“, so Goldbach.
Die Leader-Mittel machen etwa die Hälfte der Kosten für das Leo-Weismantel-Museum aus. Dazu kommen je 15 000 Euro von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen. Rund 11 000 Euro bringt der Markt Obersinn selbst auf. Damit sind die auf 82 600 Euro kalkulierten Kosten des Projekts abgedeckt. Ohne die Fördergelder wäre ein solches Projekt für die Marktgemeinde nicht zu stemmen, sagte Bürgermeisterin Zieres. So gut sei man finanziell nicht aufgestellt.
Schon in der vergangenen Woche hat die Gemeinde den Auftrag für die Gestaltung des Leo-Weismantel-Museums an die Agentur Frankonzept erteilt. Ziel ist, bis Februar, März fertig zu sein, so dass die Eröffnung des Museums noch im Frühjahr möglich ist, sagte Frankonzept-Gesellschafter Jochen Ramming. Bürgermeisterin Zieres schwebt als Termin dafür das Schachblumenfest vor, zu dem Ende April auch viele auswärtige Besucher nach Obersinn kommen.
Die Ausstellung im großen Raum im Erdgeschoss des Museums soll den Schriftsteller Leo Weismantel (1988-1964), seine Arbeit und die ihn prägenden Einflüsse zeigen. Ein großer Veranstaltungsraum findet sich im Neubau nebenan. Das Arbeitszimmer Weismantels mit dem Schreibtisch des Schriftstellers und vielen Büchern aus seinem Besitz wird im Obergeschoss eingerichtet. Es wird jederzeit durch ein Fenster vom Treppenhaus aus einsehbar sein, ist allerdings ebenso wie der angrenzende kleine Ausstellungs- oder Veranstaltungsraum normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Für den ungehinderten Zugang zum Museum wird eine automatische Schließanlage sorgen, die die Tür morgens öffnet und am Nachmittag wieder verschließt.