Einen herrlichen Rundblick hat man von dem 23 Meter hohen Bergfried auf dem Bücholder Schlossberg, wenn der Blick bei gutem Wetter bis zu den Kuppen der Rhön oder den bewaldeten Bergrücken des nördlichen Spessarts reicht. Die Burgherren Susan Schubert und ihr Ehemann Henning Glawatz genießen nicht nur die einzigartige Aussicht, sondern auch die Freude darüber, ihrem Schmuckkästchen mit dem Turm ein weiteres Kleinod zugefügt zu haben.
Nach der erfolgreichen Sanierung des Bergfrieds bleiben auf dem Schlossberg nur noch die Gestaltung der Außenanlagen und als größter Brocken der Gewölbekeller unter dem ehemaligen Hauptgebäude.
Wendeltreppe morsch
Der Turm aus dem frühen 12. Jahrhundert sei ein gutes Stück Arbeit gewesen, sagt Glawatz, denn nicht nur das Mauerwerk war so schadhaft, dass einzelne Steine herauszufallen drohten. Lockere Steine wurden gefestigt, fehlende ersetzt und das gesamte Mauerwerk verpresst, um Hohlräume zu schließen. Auch der Aufgang bereitete ernsthafte Probleme, denn die ursprüngliche Wendeltreppe war gründlich durchgemorscht. Heute führt eine leichte Konstruktion aus verzinktem Metall hinauf zu der Aussichtsplattform in luftiger Höhe.
Zünftig, wie es zu einer alten Ritterburg gehört, ziert ein Wappen den Eingang zum Turm. Es muss ein sogenanntes Damen-Wappen aus dem Umkreis der fränkischen Adelsfamilie der Schönborn sein, vermutet Burgherr Glawatz. Auch Elemente der Familien Greifenklau, Echter und Ingelheim sind dabei – genaues lässt sich aber erst sagen, wenn die heraldische Untersuchung abgeschlossen ist.
Erster Eindruck erschreckend
„Für uns war das Schloss Büchold eigentlich Liebe auf den dritten Blick“, lässt die Burgfrau Schubert durchblicken. Diese Liebe begann 2007, zwei Jahre nach der Hochzeit des Paares Glawatz/Schubert, als sich die beiden ein gemeinsames Domizil schaffen wollten. Der erste geplante Standort am Stadtrand von Arnstein scheiterte an baurechtlichen Vorgaben. Da lenkte Bürgermeisterin Linda Plappert-Metz ihren Blick auf das verfallene Bücholder Schloss im Dornröschenschlaf. Der erste Eindruck aber war erschreckend. Erst nach und nach reifte eine Vorstellung, wie aus der Ruine ein Traum realisiert werden könnte.
Mit dem Architektenbüro Gruber und Hettiger aus Karlstadt wurden Pläne entwickelt, verworfen und umgestellt, bis das Ganze Formen annahm. Das Haupthaus und die Scheune im Norden waren nicht mehr sanierungsfähig, zumal die Bauherren in einem riskanten Spagat das historische Ensemble weitestgehend erhalten, aber auch Wohnqualität nach modernem und energetischem Standard schaffen wollten. So entstand an der Stelle der Scheune eine schmucke Villa mit Rundum-Vollwärmeschutz, versorgt von einer Hackschnitzelheizung. Erhalten blieben die Versorgungs- und Stallgebäude im Osten und der große Gewölbekeller unter dem ehemaligen Palas. Dieser wird zurzeit fertig gestellt und kann später auch gelegentlich von der Bücholder Öffentlichkeit genutzt werden.
Der größte Brocken aber war die Sanierung der Burgmauer. Bei mehr als 150 Metern Gesamtlänge ragt sie besonders im Norden und Westen bis zu elf Metern über den Grund, teilweise hat sie eine Breite von 1,20 Metern. Knapp 2000 Tonnen Muschelkalk-Bruchsteine wurden per Hand verarbeitet, denn es sollte nicht einfach eine Mauer vorgesetzt, sondern in bewährter 800 Jahre alter Steinmetztradition gearbeitet werden. Ein Zugeständnis an die moderne Bautechnik aber sind die 36 Maueranker, die bei einer Stärke von 32 Millimetern bis zu zwölf Meter in den Berg getrieben wurden, um den gewaltigen Hangdruck abfangen zu können. Heute macht diese Mischung aus Moderne und Tradition den besonderen Charme des Schlösschens aus.
Ganz besonders stolz ist aber Henning Glawatz auf den kleinen Park, der sich an den Burggraben im Norden anschließt. Diese ehemalige Schlosswiese war total verwildert. Jetzt windet sich ein Fußweg durch ein lichtes Wäldchen, Blumenrabatte, Sitzbänke und Steinfiguren erinnern ein klein wenig an den Schlosspark in Veitshöchheim. In jedem Fall aber lädt das Fleckchen nicht nur die Hausherren, sondern auch viele Bücholder zum Lustwandeln ein.
Das Ehepaar Schubert und Glawatz wohnt jetzt schon im zweiten Jahr auf seiner Burg und fühlt sich auch von den Menschen in Büchold ausgesprochen gut angenommen. Es gebe keine Berührungsängste, sagen die beiden. Man nehme Anteil aneinander und respektiere die Privatsphäre. So soll auch die innere Burganlage zu bestimmten Zeiten für die Öffentlichkeit zugängig gemacht werden – zum Beispiel, wenn die neueste Idee umgesetzt ist: In einem der Wirtschaftsgebäude an der Schlossmauer entsteht zurzeit ein kleines Schlossmuseum, in dem die Geschichte des Anwesens und auch einige ungewöhnliche Fundstücke von dort gezeigt werden sollen.