Wieder einmal gilt: Aller guten Dinge sind drei. Der Landschaftspflegeverband Main-Spessart, die Stadt Marktheidenfeld und ein ortsansässiger Landwirt haben ihre Kompetenz gebündelt und im Stadtgebiet erstmals eine Mahdgutübertragung durchgeführt.
Die Initiative für die Maßnahme ging vom Landschaftspflegeverband (LPV) Main-Spessart aus. Ziel dieses Vorhabens ist es, in der Region mehr Lebensraum für Insekten zu schaffen und artenreiche Wiesen zu vermehren. Eine Methode ist die Mahdgutübertragung, die es bei einigen LPV in Bayern schon gibt. Verantwortlicher Dachverband ist der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), 30 der 67 LPV in Bayerns nehmen teil, darunter erstmals der in Main-Spessart, für den Saskia Becker federführend ist und auch jetzt vor Ort war.
Was ist eine Mahdgutübertragung?
Bei einer Mahdgutübertragung wird eine blütenreiche Wiese, bei der die Pflanzen bereits Samenstände gebildet haben, gemäht. Dieses Schnittgut wird gleich nach der Mahd zu einer anderen Wiese transportiert und verteilt, damit das darin enthaltene Samenmaterial dort keimen kann. Im folgenden Sommer können bereits die ersten Blumen auf der Fläche blühen und so Insekten Nahrung und Lebensraum bieten.
In Marktheidenfeld ist dies eine circa 15 Ar große Fläche an der Kreuzung Südring/Ulrich-Willer-Straße, die eine Baufirma, die dort unweit ein Haus gebaut hat, als Erdlager genutzt hatte. Der Vorschlag, diese Fläche für das Vorhaben zu nutzen, kam von den Stadtgärtnern, die auch diverse Straßenränder in die Überlegungen miteinbezogen hatten.
So führten die Mitarbeiter der Stadt Marktheidenfeld Timo Nees, Jasmin Tatarevic, Sebastian Schmitt (verantwortlich für die Ausführung) und Yasser Alhussein die Arbeiten vor Ort durch. Zur Bodenauflockerung war die Fläche gefräst worden, kurz vor dem Aufbringen des Mahdgutes wurden noch einmal Steine ausgelesen.
Kommendes Jahr neue Arten auf der Wiese
Am ganz frühen Morgen hatte Maik Greß, Landwirt in Zimmern, auf einer von ihm ausgewählten Wiese (Bereich Staudenhof) die Mahd durchgeführt. Das war sehr zeitintensive Arbeit mit mehreren Fahrten mit vollem Transport-Anhänger. Wichtig ist, dass das Mahdgut frisch ist, also zeitnah verarbeitet wird. Zudem muss es in der richtigen Höhe zwischen fünf und zehn Zentimetern aufgetragen werden.
Das Gras ist kurz vor der Reife; wenn es noch einen Tag trocknet, fällt der Samen aus und kann im Erdreich anwachsen. Gute Chancen also, dass diese artenreiche Saat dann auch aufgeht und dass dann 2023 neben verschiedenen Wicken-Arten und einer Vielfalt von Gräsern neue Namen in dem "Blühgebiet" auftauchen wie Wiesenbocksbart, Wiesensalbei, Klappertopf oder die Wiesenwitwenblume.
Herkunft des MahdgutsDas Mahdgut ist nicht beliebig übertragbar, es sollte aus einer Umgebung von bis zu fünf Kilometern und aus dem selben Saatgut-Herkunftsgebiet stammen. So dürfte es zum Beispiel gar nicht vom rechten Mainufer geholt werden, da der Main hier tatsächlich eine Grenzlinie (zwischen den deutschen Saatgut-Herkunftsgebieten 11 und 21) darstellt. Quelle: ay