Viele auswärtige Radfahrer dürften das Stück der Straße Mainau zwischen Alter Mainbrücke und der Brücke über dem Leinacher Bach als Teil des Mainradweges wahrnehmen. Es ist aber eine Ortsstraße und Teil einer "Zone 30". Am 16. April beriet der Gemeinderat über einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dort eine Fahrradstraße einzurichten. Das stieß auf breite Zustimmung, ein Beschluss wurde nicht gefasst, erst sollten die Machbarkeit überprüft werden.
Am 17. Juli gab es nun einen Ortstermin mit Vertretern der Polizei Karlstadt, des Landratsamtes, der Verwaltungsgemeinschaft und einem Busunternehmer. Danach teilte die Polizei mit, das die Mindestanforderungen an eine Fahrradstraße erfüllt sind. Lediglich der Bereich auf der Brücke über den Leinacher Bach ist zu schmal, punktuelle Unterschreitungen sind jedoch kein Problem. Da es sich um die erste Fahrradstraße im Landkreis Main-Spessart handeln würde und um ein Vorzeigeprojekt, müssten alle Vorgaben der Straßenverkehrsordnung exakt eingehalten werden.
Kosten würden ungefähr 25.000 Euro betragen
Das umfasst neben Schildern und Piktogrammen "Fahrradstraße" am Anfang und Ende des 270 Meter langen Straßenstücks sowie wiederholt im Verlauf auch Vorfahrtsschilder an Kreuzungen und auf beiden Seiten der Fahrbahn gestrichelte Markierungslinien. Einmündungsbereiche sind mit roter Farbe und Piktogrammen "Radfahrern" auf der Straße zu markieren.In einer Fahrradstraße gilt generell Tempo 30 – das wäre also keine Änderung – und Radfahrer müssen zwingend Vorfahrt haben.
Dazu sind ist an den Einmündungen der Brückenstraße, Main- und Langgasse sowie Mainau (aus westlicher Richtung) Schilder "Vorfahrt achten" mit Zusatzzeichen "kreuzender Radverkehr von rechts und links" aufzustellen. Vorfahrt hätten aber nur Radfahrer, für andere Fahrzeuge würde rechts vor links gelten. Im April hatte der Gemeinderat diskutiert, wie die Vorfahrtsregeln aussehen sollen - mit dem Trend, dass rechts vor links auch für Radfahrer bleiben soll.
Autos und andere Fahrzeuge dürfen in Fahrradstraßen nur mittels Freigabe und Zusatzzeichen fahren, es wären jeweils mindesten drei Zusatzschilder (Autos, Busse, Elektrokleinfahrzeuge) nötig.
All das treibt die Kosten für eine Fahrradstraße auf rund 25.000 Euro – geschätzt 5000 Euro für die Verkehrsschilder und 20.000 Euro (die Gemeinde bekam von Firmen 9000 bis 31.000 Euro genannt) für die Fahrbahnmarkierungen. Gemeinderätin Jessica Fritschner sah noch ein anderes Problem: Gefährliche Situationen zwischen flott dahinfahrenden Gruppen von E-Bikern und Kinder mit kleinen Rädern im Bereich des Biergartens. Im April habe sie eine Fahrradstraße gut gefunden, nun fände sie einen verkehrsberuhigten Bereich wegen der damit verbundenen Pflicht zur Rücksichtnahme besser.
Bürgermeister bevorzugt verkehrsberuhigten Bereich
Einen verkehrsberuhigten Bereich (Spielstraße) analog zur Schlossgasse würde auch Bürgermeister Stefan Wohlfahrt bevorzugen, das sei fairer. Darin gilt generell Schrittgeschwindigkeit auch für Radfahrer. Um ihn einzurichten, müssten nur wenige Schilder aufgestellt werden, die schätzungsweise 3000 Euro kosten würden. Es würde auch das Problem mit dem Schulbus der Grundschüler entschärfen, der zum Wenden die Brückenstraße und Mainau benutzt.
Er freue sich, dass die Polizei die Voraussetzungen für eine Fahrradstraße feststellte, sagte Volker Wingenfeld. Er verwies auf ein mögliches Vorzeigeprojekt und sah "keine rasenden Radfahrer da unten". Aus der Allee mit Spuren für Fußgänger und Radfahrer seien ihm auch keine Konflikte bekannt. Für Philipp Kromczynski wäre in verkehrsberuhigter Bereich auch deshalb besser, weil unklar sei, wie es mit dem Anker-Biergarten weiter geht. Eine Entscheidung traf der Gemeindeart nicht, weil es ein informeller Tagesordnungspunkt war.