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Karlstadt: Manfred Schneider als Karlstadter Stadtarchivar ausgeschieden: Umzug in neue Räume war ein Kraftakt

Karlstadt

Manfred Schneider als Karlstadter Stadtarchivar ausgeschieden: Umzug in neue Räume war ein Kraftakt

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    Geschafft: Über mehr als 900 Regalmeter verfügt das modern ausgestattet Archiv im Keller der Stadtverwaltung. Manfred Schneider hat alle Bände und Ordner eigenhändig einsortiert.
    Geschafft: Über mehr als 900 Regalmeter verfügt das modern ausgestattet Archiv im Keller der Stadtverwaltung. Manfred Schneider hat alle Bände und Ordner eigenhändig einsortiert. Foto: Karlheinz Haase

    23 Jahre lang war Manfred Schneider Stadtarchivar von Karlstadt. Besonders der Umzug ins neue Archiv hat sehr viel Arbeit gemacht. Anfragen häufen sich.

    Die Zeiten des Umzugs in das neue Archiv seien die schlimmsten gewesen, berichtet Manfred Schneider. Nach 23 Jahren ist er jetzt als ehrenamtlicher Karlstadter Stadtarchivar ausgeschieden.

    Frage: Herr Schneider, der Umzug sei schlimm gewesen, sagen Sie. Was war zu tun?

    Manfred Schneider: Da das Archiv 2015 aus allen Nähten platzte, waren 500 Kartons in den Bunker der Tiefgarage ausgelagert. Auch auf den Regalen im Archivkeller der Stadtverwaltung stapelte sich das Material. Zunächst sollte im Stadtwerkeanbau kein Keller gebaut werden. Deswegen wollte ich eigentlich schon 2018 als Archivar aufhören. Als dann der neue Archivkeller fertig war, habe ich den Bestand alleine neu geordnet und umgeräumt. Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn da Helfer aus dem Bauhof gekommen wären. Denn ich musste den Überblick behalten. Leider gab es keine historisch beschlagenen Mitwirkenden. Ich hab’s dann eben sportlich gesehen. In der dreimonatigen Umzugszeit im Sommer 2019 war ich bis zu 80 Stunden im Monat hier tätig. Als ich im Dezember 1999 anfing, waren es nur fünf Stunden die Woche - um mal einen Vergleich zu haben.

    Wie sind Sie zu dem Job gekommen?

    Schneider: Angefangen habe ich am 1. Dezember 1999. Ich übernahm den Posten von Werner Zapotetzky, der im September desselben Jahres gestorben war. Eigentlich erstarrte ich fast vor Ehrfurcht, weil er so große Fußstapfen hinterlassen hatte. Dabei legte der damalige Bürgermeister Karl-Heinz Keller die Messlatte ziemlich tief. Gesucht wurde jemand, "der schon mal im Archiv gewesen war". Der Archivar sollte aus Karlstadt und Mitglied im Historischen Verein sein.

    Dort hatten sie ja schon etwas über die Geschichte der Post in Karlstadt geschrieben.

    Schneider: Das war die Museumsschrift "Die Post in Karlstadt". Die wurde in den 1990er Jahren für immer geschlossen. Das war sozusagen meine Grundausbildung. Ich durfte dabei mehrere Jahre mit Werner Zapotetzky zusammenarbeiten und lernte seine Archivarbeit und das Stadtarchiv.

    Waren Sie schon immer historisch interessiert?

    Schneider: Das begann eigentlich schon, als ich lesen und schreiben konnte. Meine Mutter schrieb die Einkaufszettel in Sütterlin. So trainierte ich, diese alte deutsche Schreibschrift zu lesen. Ich begann dann, alte Briefe der Eltern zu "übersetzen". Das sprach sich rum. Und es kamen Leute zu mir, die mich baten, auch ihnen solche alten Texte zu übertragen.

    Das war aber noch keine echte historische Forschungsarbeit…

    Schneider: Die folgte im nächsten Schritt. Es begann bei mir mit Ahnenforschung. Ich komme aus Stetten und habe eine große Verwandtschaft. Beim Vater waren es – einschließlich der angeheirateten – 14 Geschwister, bei der Mutter 13. Als ich etwa Mitte 20 war, habe ich begonnen, im Pfarrarchiv Stetten die dortigen drei Schneiderlinien zu erkunden. Unsere Schneiders – mit Dorfnamen "die Margethles" – ziehen sich bis in die umliegenden Dörfer und auch bis Karlstadt.

    Wie kamen Sie zum Historischen Verein?

    Schneider: Ich war Lehrer für Sport und GTB (Gewerblich-Technischer Bereich, vormals Werken) an der Volksschule, heute Mittelschule, Karlstadt. Mein Kollege und guter Freund Gustav Eichler hat immer "rumgeknört", ich solle doch dem Verein beitreten. Das versprach ich ihm für den Fall, dass ich meine Trainertätigkeiten – unter anderem beim TSV Karlburg – aufgeben würde. Das war im Sommer 1992 der Fall. 1993 wurde ich dann als Beisitzer in die Vorstandschaft aufgenommen.

    Und dann folgte das Stadtarchiv. Was ist dort die Kernaufgabe?

    Schneider: Die gibt es nicht. Es ist so vielfältig. Das reicht vom Digitalisieren, also vom Abfotografieren von Bildern und Dokumenten und den alten Bänden ab dem 17. Jahrhundert, bis dahin, dass beispielsweise Tennet eine Anfrage stellt, wo sich im Korridor für die neue Stromtrasse Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg befinden könnten. Es kommen Privatleute, Firmen, Sammler, Forscher, Chronisten oder auch die Presse mit Anfragen. Das waren anfangs rund 50 im Jahr, jetzt sind es bis über 200. Wir verfügen mit dem neuen Archivraum über mehr als 900 Regalmeter. Bei meiner Übernahme waren es circa 450 Regalmeter. Damals fehlten vor allem noch die rund 700 Aktenordner der Stadtteile. Hinzu kamen aus der Registratur noch einmal weitere Aktenordner zum Sortieren und "Einpflegen", wie es in der Archivarbeit heißt.

    Welches sind die ältesten Dokumente?

    Schneider: Die Ratsprotokolle reichen zurück bis in die Zeit des 30-jährigen Kriegs. Hinzu kommen Archivalien, einzelne Bände und Urkunden ab 1345.

    Die Tätigkeit des Stadtarchivars gilt als Ehrenamt.

    Schneider: Die Tätigkeit ist zwar ein Ehrenamt, aber es gibt eine Aufwandsentschädigung. Damit wurden Fahrtkosten und das Homeoffice – vor Corona hieß das Heimarbeit – vergütet. Umfangreiche schriftliche Arbeiten oder auch Digitalisierungen von Fotos habe ich zu Hause erledigt. Nach Abzug dieser Kosten blieben über die Jahre im Schnitt als Stundenlohn zwischen sechs und sieben Euro.

    Sie haben auch ein Nachschlagewerk zur Karlstadter Stadtgeschichte verfasst.

    Schneider: Diese "Karlstadter Chronologie" listet in wenigen Sätzen wichtige Daten aus Karlstadt auf. Greifen wir mal ein Beispiel heraus: Im April 1964 stand das Hegewaldgelände schon einmal zum Verkauf. Die kurze Erläuterung dazu lautet: "Die Stadt soll es erwerben, gegebenenfalls für den Bau eines Feuerwehrhauses oder einer Mehrzweckhalle." Außerdem habe ich "Karlstadt - Geschichte einer Stadt in Franken" weitergeschrieben bis ins Jahr 2014. Das Vorgängerbuch, das den Zeitraum bis 1945 umfasst, stammt von Werner Zapotetzky. Hinzu kommt noch eine Reihe von Beiträgen im seit 2003 erscheinenden Karlstadter Jahrbuch.

    Ist Ihre Frau Doris jetzt froh, dass Sie nicht mehr ins Archiv müssen?

    Schneider: Da müssen Sie sie selber fragen. Sie hat meine Arbeit immer mitgetragen. Und ich hatte immer den Spruch drauf: "Sie ist froh, dass ich ins Archiv gehe, da weiß sie immer, wo ich bin."

    Der Nachfolger von Manfred Schneider ist seit 1. Dezember Thomas Schrauth.

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