Kerstin Mühldräxlers Verhältnis zum Kloster ist so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick". Und vor allem eine Liebe, die vor sehr vielen Jahren begonnen hat, als die heutige Diplom-Verwaltungswirtin bei einer Vernissage im Kloster beim Getränkeausschank half. "Als ich das Gebäude betrat, war ich sofort davon begeistert", erinnert sich die dunkelhaarige junge Frau aus Dittigheim.
Beim zweiten Aufenthalt dann lernte sie das Klostergebäude kennen wie ihre eigene Westentasche. Denn da arbeitete sie einige Monate als Fachbereichsleiterin in den Bronnbacher Gemäuern - ein Vorgeschmack bereits auf ihre jetzige Tätigkeit. Seit Jahren fungiert das Kloster Bronnbach als Stätte für Veranstaltungen, Konzerte oder Workshops und als Tagungszentrum. Die ehemalige Zisterzienserabtei zählt zu den ältesten und besterhaltenen Klosteranlagen des Ordens in Süddeutschland. Ihre Gründung ist 1151 urkundlich datiert. Von 1803 bis 1985 besaß das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg das Kloster. Heutiger Eigentümer ist der Main-Tauber-Kreis.
Kerstin Mühldräxlers Achtung vor dem Gebäude ist deutlich spürbar, allein wenn sie durch die Gänge läuft und der riesige Schlüsselbund in ihrer Hand klappert. Sachkundig führt sie übers Gelände. Zeigt die Orangerie, die Tagungsräume, die Mensa und die Gästezimmer. Sachkundig erklärt sie Besonderheiten, den Kreuzgang, die Kirche, den Joseph- und den Bernhardsaal, die oft für Konzerte genutzt werden. "Viele Räume sind noch nicht saniert, da müssen wir uns nach und nach Lösungen einfallen lassen", nennt sie einen weiteren Punkt auf ihrer Ideenliste.
Das Veranstaltungsprogramm ist etwas, das weiter oben auf der Liste steht. Vor allem das musikalische Angebot will die 30-Jährige, die bis zum Jahresende im Landratsamt arbeitete, ausbauen. "Bezüglich klassischer Musik stehen wir sehr gut da, ich möchte das Repertoire erweitern, mehr Jazz und Swing anbieten und damit noch ein ganz anderes Publikum für das Kloster begeistern."
Kerstin Mühldräxler weiß aus Erfahrung: Nicht nur ausgemachte und ausschließliche Liebhaber hoher Kultur lieben das Gebäude. Privat ist die junge Frau Musical Fan. Ansonsten eher sportlich. Sie spielt leidenschaftlich Handball, mit der HSG Tauberbischofsheim derzeit in der Landesliga Nord.
Bei ihrer Arbeit steht der Betriebsleiterin mit dem promovierten Matthias Wagner ein Kulturmanager zur Seite. Dass sie zu den jüngeren im Team zählt, obwohl sie die Leiterin ist, stört Kerstin Mühldräxler nicht. "Da ist eher die Aufregung, ob sich alle Projekte auch so umsetzen lassen, wie ich mir das vorstelle." Viel größer aber als die Aufregung sei der Reiz, den der neue Job auf sie ausübe. "Weniger Verwaltung, dafür aber mehr Marketing und Management-Aufgaben." Und am besten: "Ich habe hier sehr viel mit Menschen zu tun. Mit Besuchern, Tagungsgästen oder auch Künstlern, das ist das Spannende."