In dem Moment, als der stete Nieselregen am Freitagmorgen kurz aussetzt, ist sie plötzlich voll besetzt: Eine Gruppe eifrig ratschender Rentnerinnen und Rentner hat die Bierzeltgarnitur inmitten der Händlerstände des Burgsinner Erzeugermarkts notdürftig abgetrocknet und genießt dort nun seine Bratwürste im Brötchen. Lange hält diese spontane Versammlung nicht, da der Regen nach einer Viertelstunde bereits zurückkehrt, aber sie gibt einen guten Eindruck davon, wie dankbar die Marktbesucherinnen und -besuchern dieses Angebot annehmen.
Sehr zur Freude von Marktsprecher Markus Neumann, der schräg gegenüber der Sitzgelegenheit seinen Honig-Verkaufsstand betreibt: "Das haben wir noch vor meinem Amtsantritt im Januar etabliert und ist von Anfang an gut angenommen worden", erklärt der redselige Mittelsinner und erinnert noch im Gespräch Kundinnen und Kunden oder grüßende Bekannte an das verlockend duftende Imbissangebot im Zentrum des umfunktionierten Schulparkplatzes: "Hast du schon deine Bratwurst gegessen?"
Erzeugermarkt lockt mit regionalen Produkten und als sozialer Treffpunkt
Die beiden jungen Mütter Anna-Maria Wagner und Sina Höfling haben sich bereits eingedeckt, nachdem sie im Halbrund der Händlerstände ihren allmonatlichen Einkauf getätigt haben. Den Gang zum Erzeugermarkt an jedem ersten Freitag im Monat verknüpfen die beiden Burgsinnerinnen mit einer entspannten Kinderwagenrunde. Was ihnen dort besonders gefalle? "Man trifft immer wieder die Leut' und dass halt alles regional ist."

Zwei Faktoren, die das aktuelle Konzept des kleinen Marktes perfekt auf den Punkt bringen. Der Metzger aus Wohnrod, der Bäcker aus Burgsinn, Obst und Gemüse aus Karlburg oder eben Honig aus Mittelsinn; Neumann und den Marktleuten ist es wichtig, "dass das, was hier verkauft wird, möglichst auch von hier ist." Darüber hinaus haben sich der Marktsprecher und seine Stellvertreterin Heike Biermann auf die Fahnen geschrieben, dass die Veranstaltung, die auch bei Wind und Wetter wie dem heutigen stets von 8.30 Uhr bis 13 Uhr läuft, auch angenehmer Ort des Austauschs für Gäste und Kaufleute gleichermaßen sein soll.
"Das ist wie eine kleine Familie mittlerweile und auch da gehören Kabbeleien einfach mal dazu."
Marktsprecher und Hobby-Imker Markus Neumann
Biermanns Schwester Tanja Schäfer, die ihren Gewürzstand dieses Mal als Urlaubsvertretung führt, betont daher auch den Reiz des von der Sinngrundallianz gestarteten Erzeugermarktes bei gutem Wetter: "Das lädt dann wirklich ein, hier Zeit zu verbringen, sich zu treffen, miteinander zu reden und auch einfach interessiert darauf zu schauen, was der Markt so alles zu bieten hat." Ein Eindruck, den man auch bei trübem Wetter gewinnen kann: Ortsansässige unterhalten sich untereinander in Grüppchen, Stammkundschaft mit befreundeten Händlern und auch Urlaubsgäste lassen sich gerne durch die fachkundigen Händler beraten.

Es gibt auch Misstöne: Marktsprecher klagt über Organisationsstress
Ein Konzept also, das nach drei Jahren Erzeugermarkt rundum aufzugehen scheint. Misstöne gibt es jedoch ausgerechnet von Neumann, der von hoher persönlicher Belastung berichtet, die besonders daraus resultiere, wenn bei der Vorbereitung des monatlichen Marktes nicht alle an einem Strang zögen. Auch kümmere sich der 49-Jährige um die gesamte Organisation, inklusive der Erstellung des Standplans und Akquise neuer Händlerinnen und Händler, womit er teilweise stundenlang beschäftigt sei. Allesamt Arbeiten, die weit über die Aufgabenbeschreibung seines unbezahlten Sprecheramts hinausgehen: "Ich habe da außer Arbeit gar nichts davon und das werde ich demnächst auch mal zur Sprache bringen."

Bei allem Ärger über kurzfristige Absagen und zugeparkte Stellplätze zeigt sich Neumann, der fast von Anfang an, also seit 2021 bei dem Markt dabeigewesen ist, jedoch auch stolz über dessen jüngste Entwicklung. Früher, als teilweise zwei Metzger oder zwei Obsthändler ihre Waren feilgeboten hatten, habe Konkurrenzdenken überwogen und eine Missgunst geherrscht, die der Hobby-Imker heute nicht mehr feststellen könne: "Das ist wie eine kleine Familie mittlerweile und auch da gehören Kabbeleien einfach mal dazu."