Mit 76,54 Prozent (4016 Stimmen) hat der parteilose Thomas Stamm, der von der CSU unterstützt wurde, die Wahl zum Bürgermeister von Marktheidenfeld eindeutig für sich gewonnen. "Ein regelrechter Erdrutschsieg", beschreibt Wahlleiter Matthias Hanakam das Endergebnis bei der Bekanntgabe.
Holger Seidel kommt insgesamt auf 23,46 Prozent (1231 Stimmen). Die Wahlbeteiligung liegt mit 59,79 Prozent überraschend niedrig. "Es waren sehr wenig Bürger in den Wahllokalen", erläutert Wahlleiter Hanakam. In Oberwittbach seien nur gut 30 Personen gekommen. Die erforderliche Mindestanzahl an Wählerstimmen aufgrund der Geheimhaltung liegt aber bei 50. Oberwittbach wurde deshalb der Auszählung von Michelrieth zugeordnet.
Stamm: "Ein gigantisches Ergebnis und ein toller Vertrauensbeweis"
"Ich bin selbst überrascht und freue mich total über den Wahlsieg", berichtet Thomas Stamm. Das sei ein gigantisches Ergebnis und ein toller Vertrauensbeweis, wohlwissend, dass die Aufgabe richtig groß sei. Dabei konnte Stamm während der Auszählung im Rathaus die Ergebnisse erst einmal kaum glauben. "Das war wie ein Film, der da abging, als die Zahlen mit 70, 75 und 80 Prozent aus den Wahllokalen rein kamen", beschreibt er.
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Wie es nun für ihn weitergeht? Als nächstes will er einige Zeit mit Helga Schmidt-Neder mitlaufen und möglichst viel mitkriegen. Zu Corona-Zeiten sei das schließlich kein ganz normaler Amtsantritt. Da hieße es, möglichst schnell wieder auf den Boden der Tatsachen anzukommen. Gefeiert wurde bei Thomas Stamm und der CSU trotzdem: Im Bräustüble, beziehungsweise vor der Tür des Lokals.
Bittere Niederlage für Seidel und die Freien Wähler
Schwer enttäuscht zeigte sich Holger Seidel von seinem Ergebnis. "Das ist eine bittere Niederlage für mich und für die Freien Wähler", sagt er. Er sei schockiert über die Klarheit gewesen. Persönlich mache er sich allerdings keinen Vorwurf. "Ich bin nicht unkritisch mit mir, aber die Themen waren gut besetzt", so Seidel. Zur Aufarbeitung müsse man seiner Meinung nach auch die vergangenen Jahre anschauen. Ob er kommunalpolitisch weiter machen will? Persönliche müsse er die Niederlage erst einmal verdauen und dann der Frage nachgehen, inwieweit seine politische Aktivität in der Stadt gewünscht sei.
Auch Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder zeigt sich kurz nach der Bekanntgabe des Ergebnisses sehr überrascht und aus Sicht der Freien Wähler auch enttäuscht. "Ich bin davon ausgegangen, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten geben wird", sagt sie. Mit diesem starken Auseinanderdriften habe sie nicht gerechnet. Woran es gelegen haben könnte, müsse eine Manöverkritik zu einem späteren Zeitpunkt zeigen. Allerdings seien die Themen Krankenhaus und Mainkai gerade in den Sozialen Medien negativ den Freien Wählern angelastet worden.
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Gerade auf das Thema Krankenhaus sei er oft im Wahlkampf angesprochen worden, sagt Holger Seidel. "Das Thema bewegt die Menschen ", sagt er. Den Wahlkampf hat der 48-Jährige vor allem in den letzten Wochen als sehr ruhig erlebt, fast schon als zu ruhig. Trotzdem sei die Zeit für ihn anstrengend gewesen, da der Schulbetrieb ganz normal weiterlief.
Wie er seinen Wahlsonntag gestaltet hat? "Ich habe mich durch meine Familie ablenken lassen", erzählt er. Langes Frühstück, Spazieren gehen – trotzdem sei die Anspannung den ganzen Tag da gewesen.
Thema Corona überlagert den Wahlabend
Thomas Stamm hat seinen Wahltag damit begonnen, dass er für seine Familie gekocht hat. Danach hat er die Zeit mit einem Spaziergang überbrückt. Zu diesem Zeitpunkt war für ihn noch klar, dass es eine knappe Entscheidung geben werde. "Auch wenn das eigene Umfeld sagt, dass es gut aussieht, weißt du immer noch nicht: Wie denkt der Rest?", so der 58-Jährige.
Seinen Wahlkampf habe er letztlich wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgebrochen. Welche Themen sind Stamm im Wahlkampf hauptsächlich begegnet? Über Verkehr und Gesundheit habe er oft bei seinen Hausbesuchen mit den Bürgern gesprochen. Auch das Thema Wohnraum sei immer wieder aufgekommen. Nicht nur, um Arbeitnehmer anzulocken, sondern auch um den Marktheidenfeldern zu ermöglichen, vor Ort wohnen zu bleiben.
Und doch überlagere das Thema Corona derzeit viel. Auch an einem Wahlabend wie diesem. "Du kannst dir nicht per Handschlag gratulieren lassen, dich nicht drücken lassen", sagt er. Das sei einfach schade, so Stamm.