Chinesen sollen es sein, die das Gasthaus Zur Sonne gekauft haben. Dieses Gerücht kursiert durch Lohr, seit bekannt wurde, dass dieHT Sushibar zum Schlossplatz umzieht und dort das "Al Castello" übernimmt. Nun ist das Rätselraten beendet: Tatsächlich ist das Ehepaar Chunming Du und Xiuying Yu der neue Eigentümer des Anwesens im Ottenhof. Dies bestätigte der Chinese aus Marktheidenfeld in einem Telefonat mit der Redaktion.
Erst Ost, dann West: Schon über 30 Jahre in Deutschland
Du lebt schon seit über 30 Jahren in Deutschland: Als 22-Jähriger kam er aus Wuhan, heute sechstgrößte Stadt Chinas mit 8,7 Millionen Einwohnern (Bayern hat 13 Millionen) nach Dessau in der damaligen DDR. Das war ein Jahr vor dem Mauerfall. Nachdem er einen Deutschkurs absolviert hatte, arbeitete er. Der VEB Waggonbau Dessau war einer der größten Hersteller von Eisenbahnwagen in der DDR und einer der größten Hersteller von Kühlwagen der Welt. Doch nach der Wende ging's bergab mit dem volkseigenen Betrieb. Du wechselte in die Gastronomie, sammelte erste Erfahrungen in einem China-Restaurant in der Düsseldorfer Altstadt und dann in einem eigenen Restaurant im nahe gelegenen Viersen (beides Nordrhein-Westfalen).
Dort lernte er auch jene Frau kennen, die er 2002 heiratete: Xiuying Yu, deren Familie seit 1990 das China-Restaurant im Herzen Marktheidenfelds betrieb. Im selben Jahr übernahm das frisch getraute Paar auch das Xiang Ming, 2009 bauten sie es aus. Mit rund 140 Sitzplätzen ist es deutlich größer als die künftige Lohrer Filiale, wo Du mit 70 bis 80 Sitzplätzen rechnet. Heißen wird es wie das Marktheidenfelder Restaurant: Xiang Ming, was Du übersetzt mit "Duft des Tees".
Er lege großen Wert auf traditionelle chinesische Küche, betont Chunming Du. Deshalb arbeite er immer mit Spezialköchen aus China. "Aber die müssen nach unserer Anweisung kochen", ergänzt er, will heißen: Die Speisen sollen auf den europäischen Geschmack abgestimmt sein.

Schon lange mit Lohr geliebäugelt
Ein Auge auf Lohr geworfen hat er nicht erst seit gestern. "Ich habe schon lang etwas in Lohr gesucht", sagt der 52-Jährige. Nicht zuletzt deshalb, weil viele seiner Gäste im Xiang Ming aus der Umgebung kommen. "Ich kenne viele Chinesen aus Lohr, die gerne zum Essen kommen", sagt er. Viele kämen auch aus Wertheim oder sogar aus Würzburg - "Meine Kunden sind Freunde."
Mit dem Aufpolieren der Sonne in Lohr beginnen kann Du erst, wenn der vorhergehende Pachtvertrag zum 31. Mai ausgelaufen sein wird. Vier Wochen, vielleicht etwas länger dürfte das seiner Einschätzung nach in Anspruch nehmen, so dass mit der Eröffnung des Lohrer Xiang Ming nach Marktheidenfelder Muster im Juli zu rechnen ist. Um das Marktheidenfelder Restaurant werde sich dann seine Frau kümmern, sagt Du. Er selbst werde als Chef vor Ort in Lohr sein, die Räume im ersten Stock als Zweitwohnung einrichten.
Marktheidenfeld, wo auch seine beiden Kinder zur Schule gehen, schwört er jedoch die Treue. "Ich fühle mich sehr wohl hier", sagt er. "Die Menschen sind sehr warm und freundlich. Ich würde Marktheidenfeld nie verlassen."
Aus aller Herren LänderAuch in Kleinstädten und ländlichen Gegenden ist die Küche in den vergangenen Jahrzehnten immer internationaler geworden. Italiener und Griechen sind mittlerweile Klassiker in deutschen Landen, die Asiaten ziehen nach. In Lohr gibt es neben dem rein chinesischen Xiang Ming die chinesisch-japanisch-vietnamesischen HT Sushibar, den Gautam India Palace im Stattbahnhof und das "Damaskus" am Marktplatz mit syrisch-arabischer Küche. In Marktheidenfeld finden sich das Mutterhaus Xiang Ming und Young's Dragon Sushibar - eine Ausgründung der Lohrer HT Sushibar - sowie "Der Wok" und "Asia Quan" mit vietnamesischer Küche.Da Asiaten einen sehr geringen Bevölkerungsteil ausmachen, dürften die meisten Gäste Einheimische sein. Die 26 in Lohr gemeldeten Chinesen rangieren im Nationenranking auf Platz neun, gefolgt von Franzosen (25), Indern, Russen und Serben (je 24), Spaniern (23) sowie Amerikanern, Irakern und Bulgaren (je 21). Die größten Gruppen von Lohrern mit anderer Staatsangehörigkeit sind Türken (345), Italiener (321), Syrer (130) und Rumänen (119). Mit höherer zweistelliger Größenordnung vertreten sind Kroaten (83), Polen (63), Afghanen (41) und Österreicher (30). Im Landkreis Main-Spessart liegen die 117 Chinesen auf Platz 18 zwischen Griechen (132) und Schweizern (113). Angeführt wird die Liste der Nationalitäten von Türken (1358), Rumänen (1164), Syrern (898), Polen (769) und Italienern (757). Aus Afghanistan kommend weist die Statistik des Landkreises 315 Bürger aus. Alle anderen Nationen sind mit weniger als 300 Menschen vertreten.