Nach der finanziell bedingten Funkstille beim Thema Maradies im Jahr 2005 drücken Stadtverwaltung und Stadtrat dieses Jahr aufs Tempo: Bis zur Sommerpause will man Klarheit haben, mit wem der Um- oder Neubau in öffentlich-privater Kooperation (public-private partnership) vonstatten gehen soll.
Dazu bereitet die Stadt eine Ausschreibung vor. Ein professioneller Berater soll die Suche nach dem richtigen Partner begleiten. Sowohl für die Beratung als auch für den Bau/Betrieb des neuen Bades haben sich Interessenten gemeldet (siehe nebenstehenden Bericht).
Unter den möglichen Investoren und Betreibern ist ein neuer Name aufgetaucht: die Deyle Management GmbH aus Stuttgart. Wie der geschäftsführende Gesellschafter, Uwe Deyle, auf Anfrage der MAIN-POST erklärt, ist das Planungsbüro für Sport- und Freizeitstätten 1965 von seinem Vater gegründet worden und beschäftigt heute 30 Mitarbeiter. Seit 1984 tritt Deyle auch als Betreiber und Eigentümer von Freizeitanlagen auf, darunter neun Bäder. International bekannt geworden ist die Deyle-Gruppe durch den Bau von Bob- und Rodelbahnen für Olympiastätten wie Sarajevo, Innsbruck oder - aktuell - Turin. Ganz in der Nähe hat Deyle die Haustechnik des Olympiastützpunkts Tauberbischofsheim geplant. Der Unternehmer hatte schon zu Zeiten von Steinhart/Lüllepop Interesse am Maradies, hielt sich aber wegen der Priorität des Stadtrats zu Gunsten des Kristallbads zurück. Nun hat Deyle den Kontakt wieder aufgenommen. Der Firmenchef hält den Standort Marktheidenfeld für interessant, rechnet aber, anders als Wund, nicht mit bis zu 600 000 Besuchern im Jahr. Der Diplom-Ingenieur, Jahrgang 1960, glaubt eher an die Schätzungen, die in den Bürgerversammlungen vor einem Jahr bekannt wurden. Damals hatten Badbetreiber maximal 350 000 Besucher pro Jahr für realistisch gehalten. "Es ist besser, eine solide Basis mit Reserven nach oben zu haben, als ein Konzept am oberen Ende der Erwartungen auszurichten", lautet die schwäbische Devise.
Deshalb geht der Bäderbetreiber bei der Abgrenzung des täglich mobilisierbaren Einzugsgebiets von einem Radius von 20 Minuten Fahrtzeit rund um die Stadt aus. "Mit dem Stuttgarter kann ich nicht tagtäglich rechnen", sagt der Unternehmer aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Potenzial sieht er zwar im Rhein-Main-Gebiet, aber auch dort nicht unbegrenzt.
Vom nahen "Wertheim Village" verspricht sich Deyle ebenfalls nur einen kleinen Besucheranteil, der den Weg in das Marktheidenfelder Bad finden könnte. Helfen könnte das Direktverkaufszentrum allerdings, den Namen der Region deutschlandweit bekannt zu machen.
"Marktheidenfeld ist kein touristisches oder Kurzentrum wie Bad Wörishofen", zieht Deyle einen Vergleich zur bekannten Wund-Therme, die ein Arbeitskreis der Stadt bereits besichtigt hat. "Hier haben wir in der Mehrzahl normale Einwohner, nicht Touristen oder Kurgäste. Auch das Einzugsgebiet von Erding, einer Wund-Therme vor den Toren Münchens, sei nicht mit den hiesigen Verhältnissen vergleichbar.
Deshalb will Deyle "einen Maßanzug für Marktheidenfeld" schneidern, individuell für diesen Standort entwickelt. Grundlage für den Stuttgarter Unternehmer sind dabei die Forderungen des Stadtrats und die Randbedingungen der Region.
Wenn Deyle auch aus Wettbewerbsgründen nichts über ein mögliches Konzept verraten möchte, so steht für ihn doch eines an erster Stelle: die Frage nach dem Zielpublikum. "Selbst Touristen sind nicht überall gleich", so Deyles Erfahrung. "In unser Bad in Oberstdorf kommen zum Beispiel ganz andere Besucher als in das in Stralsund."
Das Stichwort

Deyle Management GmbH
Das Stuttgarter Unternehmen ist
international für den Bau von
Sport- und Freizeitstätten bekannt.
Bäder im Eigentum der Deyle-
Gruppe sind die Königstherme
Königsbrunn (seit 1984), der
HanseDom Stralsund (seit 1999),
der Freizeitpark Stausee Hohen-
felden (seit 2000), die Avenida-
Therme Hohenfelden bei Erfurt
(seit 2001). Internet: www.deyle.de