Dass in diesem Haushalt gerne und viel gekocht wird, ist nach einem Blick in die Küche eindeutig: Gerade einmal eine Kaffeemaschine und eine Schale Obst nehmen Platz auf der großzügigen Arbeitsplatte in Anspruch. Die restlichen Küchengeräte sind sinnvoll und griffbereit in Schubladen und Schüben verstaut. Dazwischen eingearbeitet: zwei Herde. „Am Wochenende kochen mein Mann und ich einfach gerne gemeinsam“, erklärt Gabriele Schäfer.
Am kommenden Freitag hingegen muss sich die Diplom Oecotrophologin aus Karlstadt alleine behaupten: Unter den Augen von Konditorweltmeister Manfred Bacher wird sie einen original Fränkischen Matteplootz zubereiten. Die Konkurrenz: Elf weitere bayerische Hobby-Bäcker, die ihr regionales Traditionsgebäck von der Firma Rosenmehl zum „Bayerischen Original“ gekürt bekommen wollen.
„Ich habe die Ausschreibung des Wettbewerbs von der Mehlmarke Rosenmehl zufällig entdeckt, als ich aus Langeweile im Schweinfurter Anzeiger geblättert habe“, erzählt Gabriele Schäfer. Da die Hobby-Köchin immer gerne ihre Koch- und Backkunst auf Wettbewerben testet, packte sie auch hier der Ehrgeiz. Mit einem Fränkischen Matteplootz wollte sich die gebürtige Düsseldorferin, die seit 20 Jahren in Franken lebt, bewerben. „Ich habe mich dann auf die Suche nach einem Original-Rezept gemacht, aber das war gar nicht so einfach“, erzählt sie. Selbst im Internet wurde sie nicht richtig fündig. „Dass das ein Käsekuchen mit Hefeteig ist, war mir schon klar“, beschreibt sie. Die Schwierigkeit aber war die Herstellung der Matte, also der Quarkschicht.
Bäuerin kennt das Original
Die Lösung kam zufällig und wie gerufen: „Frag doch mal die Frau Fehmel!“, bekam sie den Tipp. Und tatsächlich, die Karlstadter Bäuerin wusste nicht nur, wie man eine Original-Matte herstellt, sondern machte ihr auch gleich eine. „Wichtig ist, dass man frische Kuhmilch nimmt. Diese wird dann ein paar Tage stehen gelassen, dann setzt sich der Rahm ab, wird abgeschöpft und was übrigbleibt kommt drei bis vier Stunden bei 30 bis 35 Grad auf den Herd“, erklärt sie. In diesem Vorgang trennt sich die Molke von den festen Bestandteilen. „Zum Schluss wird alles durch ein Tuch geschüttet, so dass nur noch der Quark übrig bleibt“, beschreibt die Oecotrophologin. Im Gegensatz zu industriell verarbeitetem Quark ist die Matte eher krümelig und erinnert an Hüttenkäse.
Bis die Matte als sogenannte „Plootzeschmiere“ auf den Hefeteig kann, wird sie aber noch mit Sahne, Zucker, Rosinen, gebräunter Butter und Puddingpulver zum Festwerden verrührt. „Ich habe meinen Testkuchen wegen der Farbe und des fruchtigeren Geschmacks mit Cranberries anstelle von Rosinen gemacht“, erzählt Gabriele Schäfer. Ob sie die eigene Abwandlung des Original-Rezeptes auch am Freitag so machen darf, muss sie erst erfragen.
Konditor-Weltmeister in der Jury
Wie oft sie den Kuchen geübt hat? „Einmal“, sagt sie. Der Familie und den Nachbarn hat er geschmeckt. Und auch die Jury bei Rosenmehl hat er anscheinend überzeugt, denn Gabriele Schäfer wurde unter rund 100 Bewerbern als eine der zwölf Finalisten ausgewählt. Am Freitag nun wird sie den Matteplootz in München noch einmal live vor den Augen des Weltmeisters der Konditoren, Manfred Bacher, backen. Dabei geht es neben dem geschmacklichen Ergebnis und der neuen Interpretation von althergebrachten Rezepten auch um darum: Wie sauber wird gearbeitet? Wie locker ist die Käsemasse? Wie sind Optik, Konsistenz und Geruch des Kuchens? Harmonieren die Zutaten miteinander? „Profis beurteilen natürlich anders als ein normaler Kuchen-Esser“, beschreibt Gabriele Schäfer.
Welche Schwierigkeiten sie in München erwarten könnten? Der unbekannte Ofen. „Der Matteplootz muss bei niedriger Temperatur gebacken. Er geht normalerweise schön auf, fällt danach aber auch wieder in sich zusammen“, beschreibt sie die Gefahr. Sollte Gabriele Schäfer gewinnen, wird ihr Rezept von den Veranstaltern zum „Bayerischen Original“ gekürt. Außerdem erhält der Erstplatzierte ein Wochenende mit zwei Übernachtungen in Berlin. Sollte es nicht der erste Preis werden, stehen zumindest hochwertige Küchenwaagen, eine Kompakt-Küchenmaschine, Küchenschürzen und nostalgische Dosen von Rosenmehl in Aussicht. Ob sie allerdings zu Lasten der wertvollen Arbeitsfläche in der Schäferschen Küche ein Plätzchen bekommen, ist die Frage.