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KARLSTADT: Mauern in den Köpfen einreißen

KARLSTADT

Mauern in den Köpfen einreißen

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    Schule ohne Rassismus: Im Leo-Weismantel-Förderzentrum durften die Schüler eine Mauer mit negativen Begriffen wie Hass, Neid oder Streit abreißen. Sie hatte ein Jahr lang mahnend in der Aula gestanden.
    Schule ohne Rassismus: Im Leo-Weismantel-Förderzentrum durften die Schüler eine Mauer mit negativen Begriffen wie Hass, Neid oder Streit abreißen. Sie hatte ein Jahr lang mahnend in der Aula gestanden. Foto: Foto: Uwe Breitenbach

    Wer in seiner eigenen Schulzeit Mobbing, Diskriminierung oder zumindest abwertende Blicke oder Kommentare erlebt hat, kann sich vielleicht schwer vorstellen, dass es auch anders geht. Bei der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ jedoch stehen gerade Eigenschaften wie Toleranz und Respekt im Vordergrund. Karlstadt ist die erste Stadt bundesweit, in der sich alle Schulen gemeinsam diesem Projekt angeschlossen haben. Der Projekttag wurde auch dieses Jahr an den Karschter Schulen veranstaltet. Thema des Tages war das „Erinnern“, der Holocaust-Gedenktag.

    Das Johann-Schöner Gymnasium begann den Schultag nicht gewohnt um 8 Uhr. Schon 20 Minuten früher standen Schüler vor der Schule, überrascht, was sie dort erwartete. Eine Lehrkraft teilte die Schüler bei deren Ankunft auf zwei unterschiedliche Eingänge ein. Was manchem zunächst konfus erschien, machte schnell Sinn: die Unterteilung in arbeitsfähig und arbeitsunfähig, wie damals in Konzentrationslagern. Alle, die nicht in der Lage waren zu schuften, wurden sofort umgebracht.

    Für alle Jahrgangsstufen wurden vom Arbeitskreis, bestehend aus Schülerinnen und Schülern und der verantwortlichen Lehrkraft Wolfgang Tröster, unterschiedliche Aktionen geplant. So konnten die sechsten Klassen Motive zum Thema malen oder Lieder schreiben.

    Achtklässler besprachen den Film „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Das Originalbuch handelt von einem Jungen namens Bruno, dessen Vater im Zweiten Weltkrieg als Offizier der SS nach Auschwitz geschickt wird. Er ist zu jung, um die Tragödie dieses Ortes zu begreifen, und lernt voller Unschuld einen jüdischen Jungen namens Schmuel kennen. Die beiden befreunden sich. Es nimmt ein ungeheuer dramatisches Ende und spiegelt die eiskalte Nüchternheit der SS wider. Die zwölfte Jahrgangsstufe wiederum beschäftigte sich mit einer Textbesprechung.

    Am Gymnasium wurde viel Wert auf den historischen Kontext im Zusammenhang mit Rassismus gelegt.

    Am Leo-Weismantel-Zentrum dagegen gingen die Schüler Begrifflichkeiten wie Gemeinschaft, Ausgrenzung oder Toleranz in Form von Spielen und Übungen nach. In kleinen Gruppen wurden Konfliktsituationen mit Personen oder neutralen Puppen nachgestellt. Die Kinder konnten anschließend ihre Gefühle äußern, und es wurde gemeinsam eine Lösung erarbeitet und vorgespielt.

    Ein Stück Mauer, bestehend aus weißen Ziegeln, bedruckt mit Worten in schwarzer Sprayschrift, war ein Jahr lang stets mahnend in der Aula aufgebaut – mit Worten, die nicht nur in Schulen fallen, vielmehr in der Politik, am Arbeitsplatz oder auch im Sport, zum Beispiel Neid, Hass oder Streit. Das sind alltägliche Dinge, die jeder in sich trägt.

    Damit diese Eigenschaften nicht überwiegen, steht daneben ein kleiner Baum. Daran befestigt hängen Schilder, auf denen Respekt, Gemeinschaft und sogar Liebe steht. „Und ihr dürft heute die Mauer zerstören“, teilte Schulleiter Burkard Betz seinen Schülern erfreut mit.

    Es wird vermutlich immer Kinder oder Jugendliche geben, die mobben oder von anderen gemobbt werden. Doch die Schulen versuchen mit ihrer ungewöhnlich engagierten Aktion, einen Gegenpol zu bilden.

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