Den oft eher stiefmütterlich behandelten Musikunterricht in den Grundschulen zu fördern, hat sich die Bayerische Musikakademie Hammelburg vorgenommen. Dort wurde 2010 das Projekt WIM („Wir musizieren“) für das zweite Schulhalbjahr der ersten Klasse und das komplette zweite Schuljahr entwickelt. Es wird mittlerweile an mehreren Grundschulen im Umkreis und sogar in Baden-Württemberg praktiziert.
Werbung in Gemünden
WIM im Raum Gemünden einzuführen, darum werben Mathias Weis (Leiter der Musikschule Gemünden) und Bürgermeister Jürgen Lippert als amtierender Vorsitzender des Trägervereins sowie Kuno Holzheimer, der Künstlerische Leiter der Akademie. Am Donnerstagabend stellten sie das Projekt im Sitzungssaal des Gemündener Rathauses ausführlich vor. Die Grundschule Gräfendorf war vertreten durch ihre Leiterin Anja Kaufmann, die GS Gemünden durch Judith Djacic.
Unterstützung erfuhr WIM an dem Abend außerdem durch den Rektor der Staatlichen Realschule Gemünden, Thomas Feser, und die Musiklehrer des Friedrich-List-Gymnasiums, Michael Albert und Rüdiger Wiesenhütter. Sie betonten und erklärten an Beispielen die Bedeutung einer möglichst frühen Förderung der musikalischen Anlagen eines jeden Kindes. Die wissenschaftlich belegten positiven Effekte des aktiven Singens und Musizierens für die Intelligenz, die Konzentrationsfähigkeit, Motorik, das Sozialverhalten und anderes mehr blieben in der Runde unbestritten. „Die musische Bildung ist so wichtig wie Lesen, Schreiben, Rechnen“, stellte Kuno Holzheimer fest.
Lehrer bevorzugen Kunst
Ebenso unbestritten blieb, dass der früher hohe Stellenwert der musischen Grundschulpädagogik stark gelitten hat. Holzheimer erinnerte daran, dass in Bayern bis vor einigen Jahren in der Ausbildung noch die Vorschrift galt, ein Grundschullehrer müsse ein Instrument beherrschen. Heute können sich die Studenten in der Zusatzausbildung zwischen Kunst, Sport und eben Musik entscheiden. 80 Prozent wählen Kunst, behauptete Holzheimer. Und das spiegle sich im späteren Unterricht wieder.
Das Projekt WIM ist zweigeteilt: Zum einen nehmen die Grundschullehrer im Zeitraum von anderthalb Jahren an insgesamt fünf Fortbildungsveranstaltungen (viermal fünf Stunden, einmal eineinhalb Tage) in der Musikakademie teil. Zudem anderen bekommen sie im zweiten Halbjahr des ersten Schuljahres und im gesamten zweiten Schuljahr einen „Tandem-Lehrer“ für den regulären Musikunterricht zur Seite. Dies ist vom Kulturministerium gestattet. Im Raum Gemünden wäre dieser Tandem-Lehrer Sigrid Lechner von der Gemündener Musikschule.
Kostenübernahme
Die Unterrichtsziele sind das Kennenlernen und Ausprobieren aller Instrumentenfamilien sowie Gesang und Tanz, solo und in Gemeinschaft, bis hin zu Auftritten und Aufführungen. Den Lehrern und Schulen entstünden keine Kosten, führte Kuno Holzheimer aus. Für die Lehrerfortbildung in der Musikakademie falle lediglich eine einmalige Übernachtungspauschale von 35 Euro an, die der Schulaufwandsträger beisteuern solle. Die Tandem-Lehrkraft werde zunächst von der Musikschule bezahlt, wobei auf Spenden und eventuell die Elternbeiräte der Schulen gehofft werde.
Schulleiterin Anja Kaufmann begrüßte das Angebot zur Unterstützung. Sie gab allerdings zumindest für kleinere Grundschulen zu bedenken, dass es zurzeit nicht möglich sei, Lehrer für Fortbildungen freizustellen, weil es im Landkreis keine Vertretungslehrer („Mobile Reserve“) mehr gebe und deswegen sogar Krankheitsfälle in den Kollegien kaum aufzufangen seien. Für ihre Saaletalschule in Gräfendorf könne sie sich vorstellen, das Programm ab 2020 in Anspruch zu nehmen.
Nähere Informationen über das Projekt WIM unter www.bmhab.de