(mk) Plötzlicher Kindstod – das Phänomen ist weltweit bekannt und gefürchtet. Als mögliche Ursachen gelten zum Beispiel Überhitzung des Säuglings oder auch Atemschwierigkeiten, weil sich das Baby im Schlaf die Decke über das Gesicht zieht oder sich auf den Bauch dreht. Die Rotkreuzklinik Wertheim will diese Risikofaktoren künftig weiter minimieren und stellt jedem Neugeborenen einen kostenlosen, speziellen Babyschlafsack zur Verfügung, den die Mütter dann mit nach Hause nehmen können.
„Am meisten gefährdet sind Säuglinge im zweiten bis vierten Lebensmonat, etwa 400 Kinder im Jahr sind in Deutschland betroffen“, sagt Holger Erdniss, Oberarzt in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Mit einem Risiko von 0,04 Prozent ist der plötzliche Säuglingstod in Deutschland zwar selten – aber statistisch gesehen trotzdem die häufigste Todesart im ersten Lebensjahr.“
Die Verwendung eines Schlafsacks für den Nachwuchs vermindere die Risikofaktoren, erläutern die Beleghebammen im Wertheimer Kreißsaal: „Die Schlafsäcke haben Ausschnitte für Arme und Beine und können so nicht übers Gesicht gezogen werden. Außerdem sorgen sie für eine gleichmäßigere Wärmeverteilung – das schützt das Kind vor Überwärmung.“ Seit Mitte November sind die baumwollenen Schlafsäcke nun in der Klinik im Einsatz.
Als besonderen Service der Wertheimer Geburtshilfe dürfen die Eltern einen der kuscheligen gelben Schlafsäcke als Geburtsgeschenk der Klinik mit nach Hause nehmen. „Das kommt gut an – auch wenn unsere Mitarbeiter Eltern werden, bekommen sie von uns einen Schlafsack geschenkt“, sagt Pflegedirektorin Diana Teubert, die sich von Beginn an für das Projekt eingesetzt hat.
„Mit dem Schlafsack allein ist es aber nicht getan“, betonen die Hebammen. „Grundsätzlich raten wir Eltern: Lassen Sie Ihr Baby nicht auf dem Bauch schlafen und ziehen Sie es nicht zu warm an. Achten Sie außerdem darauf, dass keine Kuscheltiere oder Tücher in Kopfnähe herumliegen.“ Mediziner Erdniss ergänzt: „Das Risiko steigt auch dann, wenn Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben oder in der Umgebung des Neugeborenen geraucht wird.“ Generell sei frische Luft zu empfehlen.