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Karlstadt: Mental Load bei Frauen: Ist Kümmern weiblich und wie kann das Eisenhower-Prinzip Abhilfe schaffen?

Karlstadt

Mental Load bei Frauen: Ist Kümmern weiblich und wie kann das Eisenhower-Prinzip Abhilfe schaffen?

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    Psychologin Stefanie Mädel (Mitte) war als zweifache Mutter selber von Mental Load betroffen. Im historischen Rathaus sprach sie vor 120 Besucherinnen und Besuchern.
    Psychologin Stefanie Mädel (Mitte) war als zweifache Mutter selber von Mental Load betroffen. Im historischen Rathaus sprach sie vor 120 Besucherinnen und Besuchern. Foto: Frieda Wecklein

    Der Begriff "Mental Load" lässt sich etwa als "mentale Belastung" ins Deutsche übersetzen. Eine konkrete Definition dafür gibt es aber nicht. Es geht um die Last des Dran-Denkens. Eine Last, die oftmals Frauen besonders im familiären Kontext verspüren: Wenn ich mich nicht kümmere, tut es keiner! Die Summe an Kleinigkeiten und beinahe unsichtbaren Aufgaben, die in einer modernen Familie tagtäglich anfallen, kann bei ungleicher Aufteilung zwischen Partnern psychisch belastend werden. Vor allem dann, wenn sich einer allein dafür verantwortlich fühlt, dass alles rund läuft.

    Bei der Auftaktveranstaltung zum Thema Frauengesundheit in Karlstadt erklärte Psychologin Stefanie Mädel den knapp 120 Zuschauerinnen und Zuschauern, was es mit dieser speziellen Art von Stress auf sich hat, warum überwiegend Frauen davon betroffen sind und was gegen Mental Load hilft.

    Dass es tatsächlich meistens Frauen sind, die in heterosexuellen Beziehungen den Großteil der unbezahlten Fürsorgearbeit übernehmen, zeigt Mädel anhand verschiedener Studien. Es fällt auf: Väter schätzen die Aufteilung in Kinderbetreuung und Haushaltung deutlich häufiger ausgeglichen ein, wohingegen Frauen meist die Hauptarbeit und -verantwortung an sich hängen sehen. Die große Lücke zwischen Wunsch und Realität sei Teil des Problems, erklärt die Psychologin. Denn diese zeigt auch, dass der Mann oftmals die Mehrbelastung überhaupt nicht erkennt.

    Eisenhower-Prinzip hilft gegen die Mental Load

    Linderung kann bei Mental Load das "Eisenhower-Prinzip" schaffen. Mädel erklärte die Methode, bei der ein darum geht, die Priorisierung von Aufgaben zu vereinfachen, indem man diese nach Dringlichkeit und Wichtigkeit misst. Folgendes muss man tun:

    Schreiben Sie alle kleineren und größeren Aufgaben sowie anstehende Termine und Verantwortungen auf kleine Zettel. Nehmen Sie sich anschließend ein großes Blatt Papier zur Hand und halbieren es vertikal und horizontal durch eine Linie, sodass vier gleich große Quadrate entstehen. Zeichnen Sie nun von der linken unteren Ecke des Blattes aus einen senkrechten Pfeil, der von "nicht wichtig" bis "sehr wichtig" beschriftet wird. Einen weiteren Pfeil zeichnen sie von der selben Ecke aus horizontal und nehmen die Parameter "nicht dringlich" bis "sehr dringlich".

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    Nun können Sie ihre zuvor beschrifteten Zettel in die vier gezeichneten Quadrate einteilen und je nach Aufgabentyp handeln: Ist eine Angelegenheit wichtig und dringlich, erledigen Sie diese sofort und am besten selber. Alle Aufgaben hingegen, die wichtig, aber nicht dringlich sind, verschieben und terminieren Sie. Je konkreter, desto besser. Für jene nicht wichtigen, aber dringlichen Dinge gilt: Unterstützung suchen und Verantwortung abgeben. Zettel, die im Feld "nicht wichtig und nicht dringlich" gelandet sind, können bedenkenlos zusammengeknüllt im Papierkorb landen.

    Auch Männer können Kümmerer werden

    Natürlich wird allein mit dem Eisenhower-Prinzip oder ähnlichen Tipps zur individuellen Bewältigung das Problem der Mental Load von Frauen nicht aus der Gesellschaft verschwinden. Die wahre Problematik liege tief in unterbewussten Denkmustern, erklärt Referentin Stefanie Mädel. Die weiblich gelesene Erwartungshaltung laute häufig immer noch "Kinder, Küche, Kalender und Karriere", denn Frauen seien schließlich von Natur aus bessere Fürsorger.

    Stimmt das? Mit dieser Annahme räumt Stefanie Mädel schnell auf: Wenn Männer von Anfang an Erziehungsverantwortung übernehmen, können sie genauso gute Kümmerer werden. Und gesellschaftliche Entwicklungen gehen genau in diese Richtung: So übernehmen laut Väterreport 2023 Männer zunehmend mehr Aufgaben in der Kinderbetreuung.

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