Faszination Rotbuche“: Was Axel Reichert aus Schollbrunn bereits am Montag zuvor bei einem Vortrag zum Thema gemacht hatte, zeigte er am Sonntag den 30 Teilnehmern einer Exkursion im Naturwaldreservat „Hoher Knuck“ im Forstbetrieb Rothenbuch. Reichert ist Mitglied des Bund Naturschutz (BN) und Naturschutzbeauftragter der Bayerischen Staatsforsten für Nordwest-Bayern. 30 Teilnehmer folgten der Einladung von BN und Volkshochschule Marktheidenfeld.
Vom Gasthaus „Hoher Knuck“ in der Lichtenau ging es zunächst zur Molkenbrunnbuche, einem beeindruckenden Altbaum, der schon zur Kurmainzer Zeit wuchs. Der Forstmann zeigte den Mitwanderern zum Vergleich einen kleinen Buchenkeimling. Unterwegs konnten die Teilnehmer einen stattlichen Hirschkäfer bewundern, der an das Vorkommen alter Eichen gebunden ist. In alten Bäumen und Waldbeständen finden viele so genannte Urwaldreliktarten ihre letzten Rückzugsräume, erläuterte Reichert.
Eine Maßnahme zum Schutz dieser Lebensräume sind seit den 1970er Jahren die so genannten Naturwaldreservate. Das Naturwaldreservat „Hoher Knuck“ wurde 1978 eingerichtet und dient auf 120 Hektar dem Schutz insbesondere alter Rotbuchen. Dass es diesen dabei gut geht, konnten die Wanderer selbst feststellen, in dem sie mit Stethoskopen am Stamm lauschten und den Nährstoffaustausch hörten.
Seit 1978 wird hier kein Holz mehr genutzt. Dabei herrscht reiches Leben nicht nur im lebenden Baum, sondern auch im stehenden und liegenden Totholz. So besiedeln beispielsweise Zunderschwämme die Stämme und zersetzen sie langsam. Reichert zeigte, dass die Konsolen dieser Baumpilze wegen des Sporenfalls immer nach unten zeigen. So könne man erkennen, ob der Pilz ursprünglich am noch stehenden Baum oder bereits auf dem liegenden Stamm gewachsen sei. Obwohl der „Hohe Knuck“ schon seit 30 Jahren nicht mehr zur Holzgewinnung genutzt wird, gibt es im Naturwaldreservat noch wenig Totholz zu sehen. Die Bäume seien noch intakt, sodass wenig anfalle, erläuterte Reichert.
In Gebieten mit aktiver Holznutzung, also mit Fällungen, habe man dagegen häufig einen höheren Totholzanteil, weil dann die Kronen ungenutzt im Wald verblieben. Langfristig würde sich aber auch am „Hohen Knuck“ der Totholzanteil sichtbar erhöhen und dann mit naturschutzfachlich höherwertigeren dicken Stämmen.
Axel Reichert sprach auch das Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten an. Danach werden besondere Altbäume, sogenannte „Methusaleme“, grundsätzlich nicht mehr genutzt. Bei den Buchen beginnt dieser besondere Status bereits ab einem Brusthöhendurchmesser von über 80 Zentimetern. Zum Abschluss zeigte Reichert mittels eines Spiels, bei dem die Teilnehmer bestimmte Pflanzen- und Tierarten darstellten, die enge Vernetzung und damit Verbundenheit der Arten im Wald auf. Deutlich wurde auch, dass der Waldbaum als Nahrungsquelle und Lebensraum dabei die maßgebliche Grundlage ist.
Erich Perchermeier, Vorsitzender der Kreisgruppe Main-Spessart des Bund Naturschutz, dankte Reichert für seine fachkündige Führung, mit der er den Teilnehmern den Wald ein gutes Stück näher gebracht habe.