Kein Schmuck und schon gar kein Firlefanz sind zu finden, lediglich ein Kreuz über dem Fenster, eine Kaffeetasse auf dem Schreibtisch und ein kleiner Feuerwehrmann im Eck lockern die sachliche und arbeitsbezogene Atmosphäre im Büro des Burgsinner Bauhofleiters Stefan Rützel (44) etwas auf. Rechts neben der Eingangstür steht der Schreibtisch mit PC, darüber eine große Pinnwand mit vielen Zetteln. An der Wand mit dem großen Fenster zum Hof stehen Drucker und Faxgerät, gegenüber der Stahlschrank mit den Ordnern und dazwischen ein kleiner Tisch mit drei Stühlen für Besprechungen. Daneben befindet sich die Tür zur Werkstatt.
„Wieso soll ich mir Bilder auf den Schreibtisch stellen?“, fragt Rützel und gibt auch gleich selbst die Antwort: „Ich wohne ja nur wenige Meter entfernt, bin zur Mittagspause zu Hause. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nicht nur den Bauhof, sondern auch unseren herrlichen Wald.“
„Wieso soll ich mir Bilder auf den Schreibtisch stellen?“
Stefan Rützel Bauhofleiter
Den Morgen beginnt der Chef des Bauhofs damit, E-Mails zu lesen und den Anrufbeantworter abzuhören. So überprüft Rützel, ob über Nacht irgendwelche Notfälle eingetreten sind, die natürlich Vorrang vor dem bestehenden Arbeitsplan haben. Wenn ein Kanalrohr gebrochen, ein Baum umgestürzt oder irgendetwas anderes passiert ist, muss sofort gehandelt werden, erklärt der Bauhofleiter. Wobei seine Handynummer sowieso auf der Homepage der Marktgemeinde zu finden ist, und so werde er oft schon abends oder nachts informiert, führt er weiter aus.
Selbstverständlich gehören PC und Telefon zu seinen wichtigsten Arbeitsgeräten. Gilt es doch, Material, Werkzeug und Maschinen anzufragen und nach Rücksprache mit der Verwaltung und dem Bürgermeister zu bestellen. Überhaupt ist der enge Kontakt zwischen Bauhof und Rathaus für eine gute Arbeit wichtig. Wenn alles Organisatorische geklärt ist, Materialanfragen und Bestellungen erledigt sind, fährt Rützel „raus in den Ort“. Denn bei einer Besatzung von fünf Mann muss der Chef mit anpacken.
Der Bauhofleiter ist zugleich stellvertretender Feuerwehrkommandant. Das ist von Vorteil, weiß er zu berichten, da bei manchen Notfällen Feuerwehr und Bauhof eng zusammenarbeiten. Wenn es die Zeit zulässt, ist Stefan Rützel beim Angeln an der Sinn zu finden oder fährt mit seiner Frau Gabi Fahrrad. Seine fast erwachsenen Söhne Oliver und Pascal sind meist nicht mehr mit von der Partie. Seit einiger Zeit ist er auch leidenschaftlicher Karatekämpfer und fährt für das Training bis nach Versbach.
Rützel arbeitet seit 1991 bei der Marktgemeinde Burgsinn und hatte verschiedene Stellen inne, weshalb er weiß, welche Aufgaben der Schwimmmeister oder der Schulhausmeister zu bewältigen haben. Das hilft, manches Problem besser zu verstehen, stellt er fest. Seit neun Jahren ist er nun Bauhofleiter, an seinen ersten Tag in dieser Position kann er sich noch genau erinnern. Ein Ordner mit Anleitungen und Vorschriften wurde ihm damals übergeben, heute füllen Bände mit Sicherheitsbestimmungen, Arbeitsanweisungen und vielem mehr einen ganzen Schrank.
Der Verwaltungsaufwand wird immer größer, sagt Rützel und stöhnt. Ihm geht es hauptsächlich darum, für die Gemeinde etwas zu bewegen. „Ich und meine Kollegen vom Bauhof haben einen schönen Job, meint er. „Wir haben keine weiten Anfahrten zu unserer Arbeitsstelle und arbeiten für unsere Mitbürger. Damit alles funktioniert, braucht es eine gute Mannschaft und ein gutes Miteinander. Dies ist gerade in Ausnahmesituationen, wie es der Winter 2010 war, wichtig“, betont Stefan Rützel. Trotz bester Organisation und eines Einsatzes von 4 Uhr in der Frühe bis 20 Uhr am Abend war es zeitweise nicht mehr möglich, den Schneemassen Herr zu werden. „Dann steht das Telefon bei mir nicht mehr still. Manche Mitbürger wollen einfach nicht verstehen, dass wir schon fast bis zur Erschöpfung alles gegeben haben“, erinnert er sich an den vergangenen Winter.
Doch bange ist ihm auch vor dem Winter 2011 nicht. Denn er hat den Räum- und Streuplan noch einmal intensiv nach Optimierungsmöglichkeiten durchforstet und sich das Werk vom Gemeinderat genehmigen lassen. Stefan Rützel: „Die Maschinen sind einsatzbereit, unser Salzlager ist gefüllt und der Ablauf, in welcher Reihenfolge die Straßen geräumt werden, ist genau festgelegt.“