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HAMMELBURG: Mit der Drahtseilbahn nach Morlesau

HAMMELBURG

Mit der Drahtseilbahn nach Morlesau

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    Burg Kilianstein: ein Postkarten-Motiv vom Sodenberg.Foto: Schaar
    Burg Kilianstein: ein Postkarten-Motiv vom Sodenberg.Foto: Schaar

    Der Basaltabbau auf dem Sodenberg stand am Freitagabend im Blick des Hammelburger Arbeitskreises für Geschichte. Über ein Dutzend interessierter Teilnehmer traf sich unter der Leitung von Hermann Bock im ehemaligen Gasthaus „Engel“, heute Winzerrestaurant Müller.

    Wer den landschaftlich äußerst attraktiven Sodenberg erwandert, der denkt eher an die intakte Natur und die schönen Ausblicke in die Landschaft als an jene Zeit vor 100 Jahren. Lediglich wenn der Wanderer am Rand des etwa 70 Meter tiefen Kraters steht, kommen solche Gedanken hoch.

    Ruine verschwand plötzlich

    Welche Größenordnung dieser Basaltabbau früher hatte und wie es damals dort zuging, machte der geschichtliche Arbeitskreis der Hammelburger jetzt deutlich. Bock dankte Erich Hutzelmann für die Einsichtnahme in Plan- und Vertragskopien aus alten Zeiten. Er erinnerte auch an die Burgruine Kilianstein, die noch bis 1929 zu sehen war und dann plötzlich verschwand.

    Näheres rund um den Gesteinsabbau erfuhren die Zuhörer von Josef Kirchner. Der Freiherr von Thüngen verpachtete das 546 Meter über dem Meeresspiegel am Gipfel gelegene Abbaugebiet für Basalt um 1903 an die Basaltstein GmbH Schweinfurt. Das abgebaute Gestein wurde hauptsächlich als Schotter für die Bahngleise und zum Straßenbau gebraucht.

    Für 150 bis 200 Männer aus der näheren Region war dieser Basaltabbau auf dem Sodenberg ein sicherer Arbeitsplatz. Für sie wurde sogar ein Kantinengebäude errichtet, in dem sie unter der Woche auch schlafen konnten. Weiterhin habe es Silos, Siebanlagen, Loren und vor allem eine Drahtseilbahn zum Abtransport des Gesteins Richtung Bahnhof Morlesau gegeben, berichtete Kirchner. Sich mit Hammer und Meißel in die steilen Bergwände einzuarbeiten, sei ein gefährlicher Job gewesen. Viele Arbeitsunfälle seien dokumentiert. Um das Sprengmaterial abzubringen, habe man Bergsteigerqualitäten aufweisen müssen. Warum die Burgruine Kilianstein im Fasching 1929 einstürzte, sei nicht dokumentiert, so Kirchner weiter. Die Arbeiter feierten daheim ihren Fasching, so gab es kaum Zeugen. Da unterhalb dieser Burganlage schon lange Zeit abgebaut wurde, sei man über deren Absturz offenbar froh gewesen. Ob da jemand nachgeholfen hatte, sei bis heute eine offene Frage.

    Nach Feierabend nutzten manche Arbeiter die Drahtseilbahn auch zur eigenen Abfahrt nach Morlesau. Ein Teilnehmer aus dem Arbeitskreis berichtete, wie einer seiner Vorfahren in einer Beförderungsschale bangen musste, dort die ganze Nacht zu verbringen. Denn die Anlage wurde plötzlich abgeschaltet.

    1936 übernahm Hans Leimbach das Schotterwerk, danach sein Neffe Herrmann Steinhard bis 1958 und später eine Firma Schübel. Das Unterfränkische Überlandwerk wollte den Krater in den 60er Jahren als Pumpspeicherwerk einrichten, was aber am wasserdurchlässigen Gestein scheiterte.

    Betrieb 1964 eingestellt

    1964 sei der Basaltabbau endgültig eingestellt worden. Bock erinnerte daran, dass die Bundeswehr die Steilhänge zeitweise zum Üben von Seilaktionen genutzt habe. In den 90er Jahren sei die Nutzung des Kraters als Lager für eine Erdaushubdeponie in Betracht gezogen worden, erinnerte Altbürgermeister Arnold Zeller. Die Teilnehmer begrüßten, dass dies damals durch einen Gerichtsprozess abgewendet wurde.

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