Wer hat als Bub nicht einmal davon geträumt, in einem Feuerwehrauto zu fahren? Patrick Liebler hat aus seinem Jugendtraum einen Beruf gemacht: Er baut Feuerwehrautos. Und das macht der 23-Jährige Lengfurter so gut, dass er als Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker Bundessieger wurde.
Sein Handwerk hat er bei Fahrzeugbau Hensel in Waldbrunn gelernt. Dort werden Einsatzfahrzeuge der Rettungs- und Hilfsdienste gebaut. Beim Bundesentscheid der besten Lehrlinge im Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZFK) Anfang des Monats trat Patrick Liebler in die Fußstapfen seiner Chefin Ines Hensel.
Die jetzige Geschäftsführerin erlernte wie Patrick Liebler von der Pike auf das Karosserie- und Fahrzeugbau-Handwerk. Damals noch als Männerdomäne geltend, wurde Ines Hensel Bundessiegerin – so wie nun auch ihr Auszubildender. Entgegen der Gesellenprüfung zählt beim Bundeswettbewerb ausschließlich das praktische Können. Dieses stellte Patrick Liebler überzeugend für die Jury bei der Fertigung einer Fahrzeugtüre in Miniaturausgabe unter Beweis.
Bei 70 Beschäftigten in Produktion und Verwaltung ist der Anteil der Auszubildenden bei Hensel Fahrzeugbau GmbH & Co. KG hoch. Immerhin sieben Lehrlinge erlernen das Handwerk des Karosserie- und Fahrzeugbaus. Daneben befinden sich bei Hensel ein Mechatroniker sowie ein Bürokaufmann in Ausbildung. Der große Anteil an Lehrlingen hat bei Fahrzeugbau Hensel Tradition. Heinz Hensel, der den Betrieb vor 30 Jahren aus der Taufe hob, hat von Anfang an auf eine gute Ausbildung seiner Mitarbeiter Wert gelegt. Zwar obliegt die Geschäftsleitung inzwischen den beiden Hensel-Töchtern Ines und Simone, an der Firmen-Philosophie des Unternehmens hat dies jedoch nichts geändert.
Die komplexen Arbeitsabläufe im Sonderfahrzeugbau, speziell bei Einsatzfahrzeugen der Feuerwehren, verlangen gut ausgebildete Mitarbeiter, sagt Ines Hensel. Die interne Frauen-Power beim Fahrzeugbau komplettiert Meisterin Jasmin Leppert. Voraussetzung zur Qualifikation beim Bundeswettbewerb war eine herausragende Gesellenprüfung, die der Azubi fast schon erwartungsgemäß in Theorie und Praxis mit „Eins“ abschloss.
Schon kurz nach Beginn seiner Ausbildung kristallisierte sich das besondere berufliche Talent von Patrick Liebler heraus. Wegen ungewöhnlich guter Leistungen konnte Liebler die übliche Ausbildungszeit von dreieinhalb Jahren sogar um sechs Monate verkürzen.
Neben der dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule hat nach Überzeugung von Meisterin Jasmin Leppert auch der zusätzliche betriebsinterne Unterricht zum guten Prüfungsergebnis mit beigetragen. Denn bevor die Hensel-Lehrlinge ins Wochenende starten, bietet der Betrieb immer freitags eine Stunde Unterricht an, um mögliche Defizite zu beheben.
„Hier habe ich meinen Traumjob gefunden.“
Patrick Liebler Auszubildender Karosseriebautechnik
Dass der Betrieb diese Möglichkeit zur Fortbildung in der Arbeitszeit anbietet, zahlt sich für die Lehrlinge und den Arbeitgeber gleichermaßen aus, ist Inhaberin Ines Hensel überzeugt. Dennoch fehlt es in der Waldbrunner Fahrzeugschmiede beinahe chronisch an Lehrlingen. Trotz weiterer beruflicher Ambitionen bleibt dem Fahrzeugbau Hensel der neu gekürte Bundessieger Patrick Liebler zumindest vorerst erhalten. „Hier habe ich meinen Traumjob gefunden“, bekundet der Champion.
Ob der junge Liebler sich in seiner weiteren beruflichen Entwicklung in Richtung Meister oder Techniker orientiert, vermag er aber noch nicht zu sagen.