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Mode als Spiegel der Gesellschaft

Marktheidenfeld

Mode als Spiegel der Gesellschaft

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    Grüne Socken, spitz geschnittene gelbe Schuhe, eine Bundeswehrjacke, die gelockten Haare streng nach hinten gesteckt. Schon auf den ersten Blick strahlt sie Extravaganz aus.

    Bereits in der Schule hat sie gerne und gut gezeichnet, ansonsten "war ich eher eine schlechte Schülerin, ein kleiner Revoluzzer", meint Katrin Reinfurt und grinst. Die 27-Jährige gebürtige Marktheidenfelderin verfolgt zielstrebig ihren Lebensweg. Und der ist allseits von Kunst geprägt.

    Nach dem Abschluss an der Fachoberschule für Kunst und Gestaltung in Würzburg entscheidet sie sich für das Kunststudium in Karlsruhe, dann folgt die Bewerbung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Nur vier Bewerber werden für die Meisterklasse ausgewählt. Sie ist dabei. Ihr Lehrer: Der renommierte belgische Designer Raf Simons. Eine Zusammenarbeit, die prägt. Ihre Magister-Arbeit handelt von Emotionen und Technik, Reinfurt bringt verschiedene Details des Auto und Motorrad-Designs in ihre Kreationen mit ein. Sie wirken rockig, futuristisch und strahlen eine kühlen Hauch von Überlegenheit aus.

    Auch verschiedene Auslandsaufenthalte, so in Frankreich oder Ägypten, tragen dazu bei, dass der Blick der jungen Designerin sich weitet. "Mir geht es in erster Linie darum, Mode als Ausdruck von Kunst zu sehen. Mich fasziniert, wie Mode die Gesellschaft widerspiegelt", sagt Reinfurt. Als sie 19 Jahre alt ist, stolzieren zum ersten Mal Models mit ihren Kreationen über den Laufsteg. "Das war schon ein eigenartiges Gefühl, mir ist das Herz in die Hose gerutscht." Sie ist sehr selbstkritisch und ein "Sich-Blamieren" darf es nicht geben. "Ich stehe ja mit meiner Person hinter meinen Kreationen. Deshalb gebe ich alles."

    Es scheint, als wolle die junge Frau hoch hinaus in die Welt der Mode. Doch: "Ich habe nie gesagt, dass ich berühmt werden will, sondern ich will einfach das machen, was mir Spaß macht. Es ist ein Job wie jeder andere." Allerdings mit einem harten Training. "Ich habe sechs Jahre lang jeden Tag wie eine Verrückte gezeichnet." Wichtig sei beim Studium des Kunstdesigns nicht nur die Ausdauer, sondern auch ein Gefühl für Dreidimensionalität und eine gute Beobachtungsgabe. "Ein guter Künstler ist für mich derjenige, der das Akt-Zeichnen beherrscht."

    Auch Szenen auf dem Laufsteg mit der stimmigen Hintergrundmusik zu unterlegen und die richtigen Lichteffeke einzubringen, sieht Reinfurt als große Herausforderung. Mehrere Monate lang wird an einer Atmosphäre gearbeitet, die dann innerhalb weniger Minuten dem Publikum nahe gebracht werden muss. "Erst wenn die Stimmung beim Zuschauer ankommt, weiß ich, dass er meine Inspiration verstanden hat." Wenn nicht - sie verzieht die Mundwinkel - sei es sehr enttäuschend.

    Reinfurt wirkt selbstbewusst, scheint zu wissen, was sie will. So weiß sie auch, dass sie sich unter keinen Umständen für die Zeitung ablichten lassen möchte. "Es geht um meine Mode, nicht um mein Gesicht", sagt sie energisch. Nächsten Freitag (16. Juli) wird sie einige ihrer Kreationen auf einem Berliner Laufsteg im Museum für Kommunikation - unweit des Potsdamer Platzes - präsentieren. Bei dem von Becks-Bier gesponserten Wettbewerb "Fashion Experience" wurden von einer hochkarätigen Jury sieben junge Designerinnen ausgewählt. Reinfurt ist dabei, wird sogar auf der Modemesse Premium Exhibition an einem Stand ihre Entwürfe präsentieren.

    Ihre Kreationen zu vermarkten ist momentan für die 27-Jährige noch zweitrangig. "Mir geht es nicht darum, meinen Namen auf irgendwelchen Klamotten-Etiketten zu sehen. Die großen Modedesigner orientieren sich auch nicht nach dem Verkauf, sondern sie wollen Kunst machen."

    Reinfurt wirkt zufrieden, sie streicht sich mit der Hand über die Haare. Nein, selbstständig machen, wolle sie sich im Moment nicht. "Zu riskant. Woher sollte ich das Geld nehmen, um erstmal eine Produktion zu starten ohne zu wissen, ob es Abnehmer gibt?" Außerdem sei sie sehr froh über ihren Job als Assistentin des Herrendesigners Walther van Beirendonck in Antwerpen, wo sie derzeit auch lebt. "Dort kann ich viele meiner Idee umsetzen, ich zeichne, entwerfe und organisiere. Und ich lerne von meinem Chef."

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