Zahlreiche Bürger haben das schöne Wetter am Samstag zum Besuch des Brückenfestes zur offiziellen Einweihung der bereits am 1. Dezember freigegebenen Brücke vor dem Mühltor genutzt. Eingeladen hatten die Stadt Gemünden, die Interessengemeinschaft „Brücke vor dem Mühltor“ und der Stadtmarketing aktiv e.V.
Ein an der Brücke angebrachtes Schild wurde als Dank für alle Unterstützer des Projekts enthüllt. „Ermöglicht durch den Einsatz der Bürger sowie Spenden von 61 760 Euro“, steht darauf zu lesen. Gesponsert wurde es von der Gemündener Firma Ziegler GmbH Industrieelektronik, deren Inhaber Roland Ziegler mit einer ersten großzügigen Spende die Initiative zur Spendenaktion ergriffen hatte.
Jürgen Lippert „Bürgermeister der Brücken“
Als „Bürgermeister der Brücken“, wie ihn die stellvertretenden Landrätin Sabine Sitter nannte, bedankte sich Jürgen Lippert bei allen am Brückenbau Beteiligten. Vor allem die Bürger Gemündens seien die eigentlichen Brückenbauer, da durch Spenden und Steuern die Brücke finanziert werden konnte.
Lippert bezeichnete den Einsatz der Bürger als Alleinstellungsmerkmal der Stadt Gemünden. Es sei nicht alltäglich, seine Stadt so zu unterstützen, lobte auch Sabine Sitter. Und die Bemühungen um die Herzensangelegenheit sollten belohnt werden. Der Bau der Brücke wurde vorgezogen und durch die Firma Gemündener Stahl- und Metallbau im Jahr 2016 ausgeführt. Durch deren Know-How konnte in kürzester Zeit die leicht und elegant wirkende Brücke geplant und umgesetzt werden, würdigte Jürgen Lippert die Arbeit des Unternehmens um Inhaber Markus Bock.
Bürger demonstrierten für Brücke
Landtagsabgeordneter und Stadtrat Günther Felbinger betonte, wie wichtig es sei, dass sich die Bürger mit einbrächten. Die Spendenaktion sei ein Paradebeispiel und habe es dem Stadtratsgremium erleichtert, den Brückenbau vorzuziehen. So können noch viele Dinge gemeinsam erreicht werden, wie zum Beispiel die Sanierung der Spielplätze. „So geht Politik“, erkannte auch Bundestagsabgeordneter Bernd Rützel das Engagement der Bevölkerung an. Die Bürger hatten mit Demonstrationen vor dem Rathaus gezeigt, wie eingeschränkt in ihrer Lebensqualität sie sich fühlten.
Stellvertretende Landrätin Sitter tröstete Bürgermeister Lippert, dass Gemünden nicht die einzige Drei-Flüsse-Stadt mit Brückenproblemen sei. Drei Brücken innerhalb drei Jahren wurden bereits neu gebaut, die vierte befindet sich noch im Abrissprozess. Doch sollen auch die zukünftigen Projekte positiv abgeschlossen werden, auch wenn es finanziell manchmal schwierig sei, so Lippert.
Geistlicher Segen für Brücke und Brückennutzer
Mit einer Segnung von Pfarrer Thomas Schweizer und Diakon Heribert Ranff wurde die Brücke offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Brücken verbinden, es könne Unerreichbares erreicht werden, hieß es in ihrer Rede. Ihr Segen galt allen, die den Überweg nutzen wollen.
Bei netter Unterhaltungsmusik genossen die Besucher mit Kaffee, Kuchen und Bratwurst den strahlenden Sonnenschein am Ufer der Saale.
Chronik der Brücke vor dem Mühltor Die alte Holzbrücke über die Saale vor dem Mühltor wurde Mitte der Neunziger Jahre gebaut. Im Jahr 2014 wurde festgestellt, dass eine Sanierung weder sinnvoll, noch aus wirtschaftlicher Sicht machbar gewesen wäre. Im November 2014 wurde der Übergang schließlich gesperrt. Sperrung und Abriss der Brücke brachten viele Einschränkungen mit sich. Ob zum Tennis, ins Schwimmbad, zur Schule oder zum Joggen mit dem Hund, dies alles war jetzt nur noch durch Umwege mit dem Auto oder, vor allem für Kinder gefährlich, entlang der stark befahrenen Straße erreichbar. Geplant war der Neubau erst im Jahr 2018/19, da der Stadt Gemünden für ein solches Projekt das Geld fehlte. Um den Bau „ihrer“ Brücke zu beschleunigen, gründeten die Bürger die Interessengemeinschaft „Brücke vor dem Mühltor“ und brachten den Stein ins Rollen. Ein Viertel der Baukosten von 248 000 Euro, rund 61 000 Euro, kamen durch eine groß angelegte Spendenaktion im Jahr 2015 zusammen. Durch die gesammelten Spenden und Demonstrationen vor dem Rathaus machten die Bürger klar, wie wichtig der Neubau sei. Der kam so schon im November 2016.