Seit vielen Jahren fuhr Winfried Eidel für eine Gemündener Firma mit dem Benzintanklaster nahezu täglich nach Karlsruhe zum Beladen. Geliefert wurde der Sprit hauptsächlich in das Rhein-Main-Gebiet. Am 15. Februar 2008 musste der Tankwagen zur Kesselprüfung nach Mannheim in eine Spezialfirma, wo sich der verhängnisvolle Unfall ereignete.
Eidel hielt sich auf dem Beifahrersitz der Zugmaschine auf, als zwei Mitarbeiter ganz oben auf dem Tankwagen liegend an der mittleren von fünf Luken arbeiteten. Da knallte es mächtig. Offenbar durch Funkenflug hatte sich ein Luft-Gas-Gemisch entzündet.
Die inneren Zwischenwände des riesigen Tankbehälters flogen etwa 40 Meter weit. Die beiden Facharbeiter kamen mit Schnittwunden und einem Knalltrauma davon. Am schlimmsten erwischt hatte es jedoch Eidel, der unter dem völlig zerquetschten Führerhaus eingeklemmt war.
An das Unglück hat Eidel keine Erinnerung. Neun Tage lang habe er im Koma gelegen, berichtet er. Zwei Halswirbel seien gebrochen. Die damaligen Blutungen im Kopf hätten auch jetzt noch nach fast zwei Jahren täglich Kopfschmerzen zur Folge, die nur durch Medikamente in den Griff zu bekommen seien. Eidels Lunge war kollabiert und seine Haut verbannt. Sitzen könne er maximal eine halbe Stunde, berichtet der Frührentner von den Unfallfolgen. Deshalb habe der Arzt ihm ein morphiumhaltiges Medikament verordnet, ohne das er auch nicht schlafen könne.
Wöchentlich ist zweimal eine medizinische Massage fällig. Vor zwei Wochen hat Eidel die offizielle Mitteilung erhalten, dass er nun Rentner sei. Auf Geräusche und zu laute Musik reagiere er äußerst empfindlich. Frühere Hobbys wie Basteln oder Line-Dance seien längst flach gefallen. Dreimal schon sei er in Rehabilitationsmaßnahmen gewesen.
„Für Behörden und Versicherungen zählt nur das Geld – aber nicht der Mensch!“
Winfried Eidel Unfallopfer
Immer noch laufen medizinische Gutachten der Landesversicherungsanstalt und der Berufsgenossenschaft. Der Strafprozess gegen den Verursacher der Explosion stehe noch aus, so Eidel. Erst danach könne auch die finanzielle Abwicklung mit den Versicherungen erfolgen. Eidel fühlt sich über sein mit vielen Schmerzen verbundenes Unglück hinaus auch als soziales Opfer: „Für Behörden und Versicherungen zählt nur das Geld – aber nicht der Mensch!“
Dankbar ist Eidel, dass sein Chef zum Beispiel beim Schriftverkehr half und ihm generell unter die Arme gegriffen hat. „Mein Arbeitgeber steht dahinter“, ist er überzeugt. Hilfe hat auch der Hilfsfonds „It's my Truck“ signalisiert, dessen Büro in der Hammelburger Bahnhofstraße 20 die Türen für solche Fälle der unverschuldet in Not Geratenen offen hält.
Den Kontakt zu Eidel hatte der Vorsitzende des Hilfsfonds, Armin Ottenweller, über Bekannte in Gemünden bekommen. Erst im Oktober gab es in Gerolzhofen eine Hilfsaktion von „It's my Truck“ für ein anderes Unfallopfer, Paul Hettrich.
Zurzeit komme er noch finanziell zurecht, meint Eidel. Jedoch soll ein Gespräch mit Ottenweller in diesen Tagen zustande kommen.
Wer in Not geratene Lastkraftfahrer unterstützen möchte, kann sich an „It's my Truck“ in Hammelburg wenden. Die Bankverbindung: Sparkasse Mainfranken, BLZ 790 500 00, Konto 463 450 62.