Der schwere Unfall am 12. August auf der Kreisstraße MSP 17 zwischen Gräfendorf und Michelau unterstreicht die Dringlichkeit, die Sicherheit dort zu verbessern. Auch wenn die Ursache des Unfalls, bei dem ein Motorradfahrer gegen ein Wohnmobil stieß und starb, noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, steht fest: Das zweieinhalb Kilometer lange Straßenstück ist schmal, zu schmal für das gewachsene Verkehrsaufkommen.
Fatal ist der Umstand, dass die Radfahrer (und auch Wanderer) seit 2004 gezwungen sind, diese Straße zu benutzen. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Ortsverbindung – vielmehr klafft im überregional bedeutenden Saaletalradweg zwischen Hammelburg und Gemünden an dieser Stelle eine Lücke! Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell aus Hammelburg und Main-Spessart-Landrat Thomas Schiebel haben die Situation bereits vor Jahren kritisiert.
Gräfendorfs Bürgermeister Alfred Frank hat das Problem nicht erst seit seinem Amtsantritt 2008 auf der Agenda. Seit 1991 war das Radwegekonzept immer wieder Anlass für Planungen der Gemeinde. Dreimal erarbeiteten Büros mögliche Lösungen speziell auch für den Abschnitt Gräfendorf–Michelau, zuletzt das Büro Erich Hutzelmann (Hammelburg) im Oktober 2007. Leider wurden die Pläne nie konsequent weiterverfolgt, bedauert Frank, damals noch Gemeinderatsmitglied. 80 Prozent an Staatszuschüssen hätte es 2007 gegeben, heute liege der Fördersatz bei 40 Prozent.
Die Schwierigkeit bei dem Teilabschnitt des Radwegs ergibt sich aus der Topografie mit den bewaldeten Steilhängen im Norden und Süden sowie dem Nebeneinander von Straße, Bahn und Fluss einerseits und aus dem Privatbesitz Hurzfurt andererseits. Es umfasst nahezu die gesamte ebene Fläche innerhalb der Saale-Schleife. Die kürzeste Verbindung vom E-Werk gerade durch den Wald nach Michelau scheidet wegen des schnell und steil ansteigenden Geländes als Lösung aus.
Das „größte Problem“ lösen
Schon in der Gräfendorfer Bürgerversammlung im März 2009 hatte Bürgermeister Frank das Ziel genannt, dieses „größte Problem“ zu lösen. Mit Hammelburgs Bürgermeister Ernst Stross nahm er Kontakt auf. Auch im Gräfendorfer Gemeinderat besteht Einigkeit, den Lückenschluss im Radwegenetz endlich zu schaffen. Beim Gemeinderatsseminar am 22. und 23. Juni erklärten die Ratsmitglieder und Alfred Frank das Thema Radweg zu einem von drei Schwerpunkten ihrer künftigen Arbeit. Das Saaletal und die angrenzenden Täler sind ein Magnet für den Tourismus.
Bis heute bekundet Alfred Frank Verständnis für die Pferdezuchtbetreiber des Hofguts Hurzfurt, die seit 2004 eine Durchfahrt nicht mehr tolerieren, um ihre wertvollen Tiere vor unverantwortlichen Radfahrern und Fußgängern zu schützen. Wie die Main-Post im Mai 2004 berichtete, querten nach Zählungen von Familie Gebert bis zu 127 Radfahrer pro Stunde ihr rund 100 Hektar großes Gut. Hinzu kamen Motorradfahrer, die den Feldweg unerlaubt benutzten. Die Pferde wurden von Passanten geärgert oder (falsch) gefüttert, ständig gab es Streit, wenn Radfahrer den landwirtschaftlichen Verkehr behinderten oder von diesem eingestaubt wurden. Auf fast drei Kilometern Länge verlief der Radweg über das Hofgut, einige 100 Meter sind jedoch nicht als öffentlicher Weg gewidmet.
„Es ist überfällig, das Problem gemeinsam anzugehen“, sagt Bürgermeister Frank und meint damit auch den Landkreis. Der Unfall vor zwei Wochen habe gezeigt, dass die Kreisstraße verbessert werden müsse. Deswegen bietet es sich an, bei einer Verbreiterung der Straße gleich einen sicheren Radweg vorzusehen – ob durchgehend bergseits der Straße oder in Teilabschnitten auf die Talseite wechselnd, müssen die Planer prüfen. Mit der Planung des Ingenieurs Hutzelmann von 2007 will der Bürgermeister nun Gespräche im Landratsamt Main-Spessart führen. Er hofft sozusagen auf einen Schulterschluss zum Lückenschluss. Zuversichtlich ist er, aufgrund der Bedeutung des Radwegs gute Staats- oder EU-Zuschüsse zu erlangen.
Radweg durch Gräfendorf
Der Radweg führt zurzeit von Wolfsmünster (neue Fußgänger- und Radwegebrücke) über Schonderfeld bis zum E-Werk und vor dort über einen mit Rampen versehenen Steg nach Gräfendorf. Das Ingenieurbüro sieht vor, den Radweg durchs Dorf weiterzuführen, am Ende durch das neue Baugebiet. Dann müsste als neuralgischer Punkt die Kreuzung Staats-/Kreisstraße gequert werden.
Bis auf zwei Engstellen wäre nach Ansicht Franks die MSP 17 bis Michelau problemlos zu verbreitern. Sollte auf die linke Seite der Saale gewechselt werden müssen, kann er sich verschiedene Lösungen vorstellen: einen Bahnübergang oder einen zu vergrößernden Wasserdurchlass durch den Damm etwa oder eine von Hand betriebene kleine Fähre statt eines Stegs als Attraktion für die Radler. Mit unkonventionellen Ideen und Hartnäckigkeit hofft Frank, dass seiner Gemeinde der Lückenschluss im Saaletalradweg endlich gelingt.
ONLINE-TIPP
Der Bericht über den tödlichen Unfall am 12. August unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/art768,6969437