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Nachtigall, Kuckuck und Hänfling

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Nachtigall, Kuckuck und Hänfling

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    Reinhold Oberdorf aus Lindelbach demonstrierte in der Pause des Homburger Schlosskonzerts Kalligrafie mit
einem echten Federkiel.
    Reinhold Oberdorf aus Lindelbach demonstrierte in der Pause des Homburger Schlosskonzerts Kalligrafie mit einem echten Federkiel. Foto: FOTO MARTIN HARTH

    Zu Gast war Bhavana Kaiser, Mitarbeiterin der Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und des Saarlands, die zur Freude der Besucher Vogelstimmen durch das Haus zwitschern ließ. Die Expertin brachte die Singvögel, die im Konzert eine Rolle spielen sollten, kenntnisreich näher. Etwa das merkwürdige Brutverhalten des Kuckucks, dessen Liebesfreude ohne die sich anschließende Brutfürsorge barocke Fantasien anfachte. Die Nachtigall, ein Zugvogel, galt seit jeher mit seinem auffälligen Gesang zu später Stunde als ein Symbol der Liebe.

    Rahmenprogramm

    Der Finkenvogel Blut-Hänfling ist ein wirklich "kleiner Hänfling" und trägt seinen Namen vom roten Balz-Federschmuck des Männchens und von der Faserpflanze Hanf, deren Samen er früher manchmal scharenweise vertilgte. Schließlich blieb noch die Garten-Grasmücke, ein Zugvogel der uns im Oktober in Richtung Sudan verlässt, um im Frühjahr wiederzukehren.

    In der Konzertpause rundete Sylvia Oberdorf aus Lindelbach die ungewöhnliche Wahrnehmung der Vogelwelt mit handgefertigten "Federkarten" aus Hahnen-, Enten-, Puten- und Perlhuhnfedern aus eigener Haltung ab, während ihr Mann Reinhold mit dem Federkiel kalligraphische Übungen demonstrierte. Darüber darf die gewohnt herausragende Musikdarbietung des Abends nicht vergessen werden. Schon zu Beginn verlangte der plakative Kuckucksruf in der lebhaft eleganten "Toccata con lo scherzo del cucco" des Römers Bernardo Pasquini (1637 - 1710) Michael Günthers volle virtuose Fingerfertigkeit. Dies steigerte sich noch mit zunehmendem Tempo bei "Le Coucou" von Louis Claude Daquin (1694 - 1772), der einst als sechsjähriges Wunderkind dem Sonnenkönig in Versailles vorspielte.

    Gerne schrieb die barocke Welt Tieren menschliche Eigenschaften zu. Kompositionen des Kapellorganisten von Ludwig XIV. François Couperin (1668 - 1733), belegten dies nachvollziehbar: ob da eine verliebte Nachtigall, ein gar nicht so schüchterner Hänfling oder zart klagende Grasmücken zu vernehmen waren. Wahre Kabinettstückchen einer frühen, beschreibenden Musikkunst boten Sätze aus der der österreichischen Kaiserin gewidmeten, "Rossignolo"-Suite (1677) des Wiener Hofmusikers Allessandro Poglietti (1641 - 1683).

    Das Schwirren und Flattern in der "Versammlung der Vögel" des Parisers Jean-Philippe Rameau (1683 - 1764) war bewusst als Höhepunkt ans Ende gerückt worden. Ein schöner Abend.

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