Nadine Pfister ist die neue Weinprinzessin von Retzbach. Sie fühlte sich schon in der Heckenwirtschaft "Zum Römer" ihrer Eltern wohl, als sie nur Traubensaft trinken durfte. Die neu gestaltete Krone des Retzbacher Winzervereins setzte ihr ihre Vorgängerin Johanna Barthelmes mit Unterstützung der deutschen Weinprinzessin (und ehemaligen fränkischen Weinkönigin) Klara Zehnder aus Randersacker und Bürgermeister Wieland Gsell auf.
Vor der Krönungsfeier gab es einen Festzug durch Retzbach mit Fahnenabordnungen der Vereine und dem Spielmannszug. Nadine Pfister und ihre Vorgängerin Johanna Barthelmes wurden dabei im offenen Wagen zur Walter-Endrich-Halle gefahren. Die Krönungsfeier mit 200 Gästen war als kulinarische Weinprobe mit Abendessen (Maishähnchen auf Kräuter-Kartoffelstampf) gestaltet.
Die Krone von Nadine Pfister ist ganz neu - der Winzerverein Retzbach ließ eine neue anfertigen. Sie steht für die Verbindung von Tradition und Moderne, an ihrer Gestaltung wirkte Johanna Barthelmes mit.
"Ich erzähl mal ä weng was", sagte Nadine Pfister im Grußwort nach ihrer Krönung, zu der das Bläserquartett "Klangwelten" aus Wiesenfeld eine Fanfare spielte. Seit 1792 habe der Weinbau in ihrer Familie schon Tradition. In Wein und Weinberge wuchs sie praktisch hinein. "Als Kind gefielen mir im Weinberg die Marienkäfer", erzählte sie, doch das habe sich schnell geändert, seit sie Wein trinken kann.

Ihr Prinzessinnenwein stammt natürlich von eigenen Weinbergen und wurde von ihren Eltern Helmut und Silvia im eigenen Keller ausgebaut. Es ist eine 2018er Silvaner Spätlese trocken. Fruchtige Aromen und kräftige 13 Prozent Alkoholgehalt zeugen davon, dass die Trauben am Retzbacher Beneditkusberg die vielen Sonnenstunden des heißen Sommers 2018 eingefangen haben. "Danke, dass ich die Krone tragen darf und dass Johanna auf mich zukam. Ich freue mich, unser Retzbach und seine Weine repräsentieren zu dürfen", sagte die frisch gekrönte Prinzessin. Von interessanten Gesprächen und Menschen über schöne Feste bis zum Lernen über den Wein freue sie sich praktisch auf alles. Sie rechne damit, dass es ihr wie ihrer Tante Erna ergeht, die 1983 und 1984 Retzbacher Weinprinzessin war und ihr verriet: "Der Weinbau ließ mich nie mehr los."
Nadine Pfister ist gerade dabei, ihr Abitur zu machen, danach will sie gerne Fahrlehrerin werden, weil neben Wein auch Autos ihre Welt sind. Sie entschied sich bewusst für die Fachoberschule Marktheidenfeld, obwohl Würzburg räumlich näher liegt, weil sie die familiäre Atmosphäre an der kleineren Schule schätzt.
Josef Heßdörfer hatte die Gäste begrüßt. Neben Bürgermeister Gsell, Gemeinderat und Dekan Alwin Krämer war natürlich die gesamte Familie Pfister anwesend, ebenso Vertreter umliegender Winzervereine und der Retzbacher Vereine sowie Bruno Kohlmann als Vizepräsident des fränkischen Weinbauverbandes. Die scheidende Weinprinzessin Johanna Barthelmes ließ ihre dreijährige Amtszeit Revue passieren. Dazu hatte sie auch viele befreundete Prinzessinnen aus nah und fern eingeladen, unter anderem aus Karlburg, Himmelstadt, Günthersleben, Teilheim, Ramsthal, Frickenhausen und Erlenbach. Insgesamt gaben ihr 23 junge Damen aus 18 Orten die Ehre, teilweise waren auch die Vorgängerinnen der Prinzessinnen dabei.
"Ich lernte unser Heimat als Kunstwerk kennen, ein riesiges, lebendes Mosaik", stellte Johanna Barthelmes an den Anfang. Auch jeder Wein sei ein Kunstwerk, in der Probe begleitete ein 2018er Scheurebe Qba WG Nordheim-Thüngersheim ihren Rückblick. Besonders stellte sie die Vielfältigkeit heraus. Bei den Weinwanderungen etwa habe es kurze mit Probe auf Probe gegeben, sehr lange und anstrengende, klirrende Kälte genauso wie brütende Hitze. Malerische Ansichten der Lagen und Ausblicke auf die Weinorte hätten aber nirgends gefehlt. Auch die Weinfeste seien ganz verschieden - mal mitten Ort, mal auf einem Schloßhof oder mitten im Wald.

Besonders im Gedächtnis geblieben sei ihr die Mitwirkung an der Sternstunden-Gala des Bayerischen Rundfunks inklusive Spendenannahme am Telefon und der Rundflug mit Helmut Kron über ihren Heimatort und die Mainschleife. In drei Jahren habe sie natürlich auch viele Menschen kennen gelernt. Sie dankte allen, die sie begleiteten und ihr halfen, ins Amt hinein zu finden. Zu ihren befreundeten Prinzessinnen verriet sie: "Wir haben schnell gemerkt dass wir alle gleich verrückt sind". An ihre Worte schloss sich eine Bilderschau an, untermalt vom Lied "es war die schönste Zeit".
Lob bekam die scheidende Prinzessin auch von Susanne Gehrig, die den Abend moderierte: "Man braucht Zeit, Engagement, gute Nerven und Freude am Umgang mit Menschen – das hast Du alles unter Beweis gestellt und uns mit deiner offenen Art begeistert."