Einmal im Jahr wird der kleine Höhenstadtteil Nassig für ein langes Wochenende zum Wallfahrtsort: Immer dann, wenn das Westernstädtchen Nassig Forest aufgebaut ist und tausende von Indianer- und Cowboy-Freunde dort hin ziehen. Sie bewundern die Hobby-Westernleute, die meist mehrere Tage dort campieren und leben wie anno dazumal.
Schon von weit her riecht man Lagerfeuer, Rauchschwaden vermischen sich mit dem leicht feuchten Duft des Waldes und Pferde wiehern durchs Unterholz. Und abends erklingt der Sound von Country-and-Western-Music übers weite Land oben auf der Höhe zwischen Hardheim und Wertheim.
Die Nassiger Vereine hatten diesmal zum Jubiläumsfest geladen: zum 20. Mal hieß Forest-Marshall Norbert Beck die Mitwirkenden und vielen Gäste willkommen. Sie trugen wie jedes Jahr Indianerkleidung, Cowboy-Kluft und übernachteten zwei, drei Nächte im Wald. Viele schliefen im Zelt, noch mehr im Wohnwagen oder im Wohnmobil. Diesmal hatten auch einige wieder ein Tipi aufgebaut, jenes hohe Indianerzelt, in dem man nicht nur schlafen, sondern auch Feuer machen und kochen kann. Viele hatten ihre Unterkünfte selbst hergestellt, wie zum Beispiel die Lodges – quadratische Zelte, wie sie früher von Cowboys bewohnt wurden.
Gekocht wurde fast ausschließlich auf dem offenen Feuer, gegessen nur aus blechernem Geschirr. Die Cowboys hatten früher auch nichts anderes. Den Kaffee erhitzten sie in Blechhumpen auf dem Feuer. Ganz so, wie man es aus dem Fernsehen bei Bonanza, Maverick oder von John Wayne und seinen Mitreitern her kennt. Der Speiseplan war ebenso abwechslungsreich und einfach, aber auch köstlich: Gegrilltes, Bacon and Eggs, Eintöpfe aller Geschmacksrichtungen und natürlich die klassische Western-Verpflegung unter freiem Himmel: Bohnen mit Speck.
Squaredance in der Prärie
Ab und an zeigten Gruppierungen auch Squaredance und Linedance-Darbietungen. Das Rahmenprogramm war überhaupt unterhaltsam und für jeden interessant. Kinder wie Erwachsene bekamen vom Goldwaschen nicht genug. Bull-Riding auf dem elektronischen Tier, eine Lager-Olympiade, Planwagenfahren oder das Schießen um Silberdollars begeisterten die Besucher.
Letzteres fand allerdings nur auf dem Schießstand statt. Das Tragen von Waffen jeder Art war nämlich im Western-Camp verboten. Die hölzerne Westernstadt Nassig Forest war wieder einmal bevölkert wie niemals sonst im übrigen Jahr.
Dazwischen gab es immer wieder Reitvorführungen, einen Westernparcours für jedermann und ein Hufschmied hämmerte auf dem Amboss. Angst wie 2003, als das Fest wegen der Hitze und der Waldbrandgefahr ausfiel, brauchten die Cowboys nicht zu haben. „Am Mittwoch beim Opening hat es geregnet, am Donnerstag auch etwas, aber ansonsten herrschte eitel Sonnenschein“, schildert Ruth Kemmer aus Neubrunn. Sie und ihre Truppe waren bereits zum 16. Mal mit dabei.
Dass das Fest den Gästen gefallen hat, war immer wieder am Applaus zu hören. Dazu trug sicherlich auch die Show der „Comanches“ bei, einer munteren Truppe von attraktiven Squaws (Indianerinnen) aus Mecklenburg.
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