Von der Quelle bis zur Mündung soll der Zellinger Gespringsbach künftig erlebbar sein. Das ist das Ziel des Naherholungs- und Tourismusprojekts „Im Gespring – Wasser als Quelle des Lebens – Bürger entdecken ihren Bach“. Es bezieht auch den Riedbach mit ein.
„Renaturierung“ stand für den Gespringsbach schon im 1999 aufgestellten Landschaftsplan. Was der Zellinger Landschaftsarchitekt Günther Hurrlein und sein Kollege Martin Beil vom Freiraum Planungsbüro Dietz aus Elfershausen als Planungsgemeinschaft im Zellinger Gemeinderat vorstellten, geht aber weit darüber hinaus. Das Projekt der Lokalen Arbeitsgruppe „Wein, Wald, Wasser“ hat beste Chancen, vom EU-Förderprogramm Leader hohe Zuschüsse zu bekommen.
Seit der Gespringsbach als Abfluss der Abwasser von der ICE-Brücke benutzt und dafür mit einer Kunststofffolie ausgekleidet wurde, war er praktisch tot. Das ist seit August 2011 Geschichte. Die Bahn hat einen Abwasserkanal gebaut und die Folie entfernt. Die Arbeitsgruppe mit Gemeinde, Wasserwirtschaftsamt, untere Naturschutzbehörde, Trinkwasserversorgung Würzburg (WVV), den Zellinger Schulen und dem Bund Naturschutz machten sich Gedanken um den Bach.
Quelle und Mündung des rund 2,5 Kilometer langen Fließgewässers liegen auf Zellinger Gemarkung. Das bietet Chancen für die Naherholung und den Tourismus. Ziel des Projektes ist, das „Gewässersystem Gespringsbach und Riedgraben“ erlebbar zu machen. Geplant sind dafür unter anderen ein Weg am Ufer entlang mit verschiedenen Informationstafeln, der auch an den Mainradweg angebunden ist, Stellen zum Planschen und Waten sowie ein Wasserspielplatz. Entstehen soll ein naturnaher Erlebnis- und Entdeckungsraum.
Einen ersten Schritt hat die WVV mit der Begutachtung des Quellbereichs auf eigene Kosten (42 000 Euro) bereits unternommen. Dabei wird geprüft, ob westlich der Bahnbrücke Bachverbauungen wie Sohlschalen aus Beton und Böschungsgitter entfernt werden können und offene Brunnen- und Quelleinläufe anstelle der Drainagerohre möglich sind.
Obwohl sie inzwischen aus dem Bachbett entfernt wurde, hat die Folie sichtbare Spuren hinterlassen. Das Bachbett liegt zu tief, die Ufer sind sehr steil, und das Gewässer fließt sehr schnell. Auf dem Stück bis zu den Fischteichen (östlich der Bahnbrücke) soll deshalb das Bachbett mit Sohlrampen aus Muschelkalk wieder etwa 30 Zentimeter angehoben werden. Die Verrohrung des Brunnenablaufs soll durch eine flache Mulde ersetzt werden. Abgeflacht und punktuell aufgeweitet sehen die Planer künftig den Uferbereich samt Prall- und Gleitufer beim „Knick“. Die nicht mehr benötigte alte Messstation wird in eine Bacherlebnisstation (Waten, Planschen, Messen) integriert.
An den Fischteichen verläuft der Gespringsbach derzeit recht gestreckt mit eingetieftem Profil. Hier sollen Sohlrampen zu den Teichzuflüssen gebaut und die südlichen Gräben flach ausgemuldet werden. Neue anzulegende Geländemulden wären Lebensräume für Amphibien. Die Auwaldentwicklung soll gefördert werden. Auf dem Wiesengrundstück ist eine Wasser-Spiel-Bau-Stelle geplant: Der Bach bekommt dafür einen kleinen Seitenarm in einer Geländemulde mit Flachufern, Steinschüttungen und anderem.
Im Bereich Mühlgraben (bei den Kleingärten) ist vor allem der Uferbereich zu sichern, hier liegt der Wasserspiegel teilweise über dem angrenzende Gelände. Im Siedlungsbereich ist das Bachbett bereits flach ins Gelände eingetieft, und es gibt einen vorbildlichen Pufferstreifen, dieser wird durch Gehölzpflege erhalten.
Auch für den Riedgraben gibt es ein Renaturierungskonzept: Im Quellbereich soll die Überbauung entfernt und ein Zugang zur Quelle angelegt werden. Die Böschung wird abgeflacht und mit Muschelkalk-Blöcken gesichert. Dazu kommen Sitzecke und Informationspunkt.
Im Bereich der Äcker wird ein Brachstreifen als Weg und Pufferbereich regelmäßig gemäht. Bei den Kleingärten sollen die Zäune der Uferstreifen und Böschungen entfernt werden, damit ein durchgängiger Pflegepfad möglich wird. Gezielt sollen Wasserschöpfstellen angelegt werden. Ein gemeindliches Gartengrundstück könnte zum Wasserspielplatz umgestaltet werden.
Die Gemeinderäte waren von den Projekt sehr angetan. „Schön, dass so etwas für Zellingen in die Wege geleitet wird“, sagte etwa Gemeinderätin Anneliese Handel. Blieb die Frage nach den Kosten: Das vom WVV bezahlte Gutachten nicht berücksichtigt liegen sie bei rund 150 000 Euro. Möglich erscheint eine Förderung von bis zu 50 Prozent durch Leader. Genau beziffern lassen sich die Honorarkosten für die Planungsgemeinschaft Dietz-Hurrlein. Der Gemeinderat vergab die weiteren Planungen inklusive Erstellung des Förderantrags und der Unterlagen für das nötige wasserrechtliche Genehmigungsverfahren einstimmig für insgesamt 9630 Euro.